Livereport: Big Big Train | Dim Gray, Neuberinhaus - Reichenbach

Die Vorfreude war groß als Big Big Train ihre “The Journey Continues”-Tour bekannt gaben, sie wurde noch größer als durchdrang, das sie mit einer 7-köpfigen Band und einer 4-köpfigen Bläsersektion auftreten. Ihr bisher einziges Konzert in Deutschland spielten BIG BIG TRAIN als Headliner des NIGHT OF THE PROG Festivals auf der Loreley im Jahr 2018. Nun spielten sie im Rahmen ihrer Europa-Tour für fünf Shows im August und September 2023 in Deutschland! Mit im Gepäck hatten sie die talentierte Band Dim Gray aus Norwegen.

Pünktlich um 20.00 Uhr begannen Dim Gray mit ihrem Programm, der große Saal im Neuberinhaus war komplett bestuhlt und auch sehr gut gefüllt. Die doch etwas ruhigeren Stücke kommen gut an, ein Mix aus Folk, Prog und Artrock werden sehr engagiert dargeboten. Die fünf jungen Norweger brauchten auch nicht lange um das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Auch nach dem Konzert stehen sie noch für Gespräche zur Verfügung und geben sich sehr sympatisch.

Setlist – Dim Gray:

Abalus | In Time

The Wave We Thought We’d Ride Forever

Avalon | The Tide

Iron Henry

Murals

Closer

Ráth

Dreamer’s Disease Black Sun

Nach einer kurzen Umbaupause kam nun der mit Spannung erwartete Auftritt von Big Big Train. Die multitalentierte internationale Band aus Großbritannien, den USA, Italien, Schweden und Norwegen besteht aus Leadsänger Sänger Alberto Bravin (PFM), Schlagzeuger Nick D’Virgilio (Genesis, Spock’s Beard, Tears For Fears), Gitarrist/Keyboarder Rikard Sjöblom (Beardfish, Gungfly), Geigerin Clare Lindley (Stackridge), Urgestein und einziges Gründungsmitglied Gregory Spawton am Bass, Keyboarder Oskar Holldorff (Dim Gray) und die junge Gitarristin Maria Barbieri, die Dave Foster ersetzte.

Der neue Blickfang ist der Sänger Alberto Bravin aus Italien. Nach dem tragischen Tod von David Longdon, sicher kein leichtes unterfangen, als neuer Sänger in die Band einzusteigen. Es werden Vergleiche gezogen, manche Band ist an so einem Wechsel zerbrochen, weil es einfach nicht funktioniert einen charismatischen guten Sänger zu ersetzen. Hier kann man aber mit Fug und Recht sagen, das es aufgegangen ist. Alberto versucht gar nicht David zu kopieren, sondern interpretiert die Stücke auf seine Art und hat eine ganz starke Bühnenpräsenz. Der Mann verdiente sich seine Sporen bei der italienischen Prog-Institution PFM.

Schon beim Opener “Folklore” konnte man erahnen was einen heute Abend erwarten kann, das Zusammenspiel der Band mit der Bläsersektion war fantastisch und ging unter die Haut. Big Big Train zeigte eine große Spielfreude und je länger das Konzert seinen Lauf nahm, um so mehr fingen sie einen nach dem anderen ein.

Ein weiteres Highlight ist Nick D‘Virgilios Schlagzeugsolo, das mit den vier Bläsern zusammen arrangiert wird. Großes Kino. Aber Nick reicht es ja nicht, nur ein guter Schlagzeuger zu sein. Bei „Telling The Bees“ singt und spielt er Gitarre, gemeinsam mit Rikard Sjöblom auf sehr kompetente Art und Weise. Der Song wurde David Longon gewidmet und erzeugte wieder einen sehr emotionalen Moment.

Auch die neu in der Band agierende Gitarristin Maria Barbieri, die zweite Italienerin der Band, sorgt bei ihren Gitarrensoli für spontane Beifallsbekundungen. Sie ersetzte bekanntermaßen David Foster. Greg Spawton hält das ganze zusammen, ist aber deutlich im Hintergrund, aber man kann jederzeit spüren, wie er das ganze Bandgefüge und den Abend genießt.

Mit einer abwechslungsreichen Setlist bot die Band eine tolle Auswahl an BIG BIG TRAIN-Klassikern und natürlich auch Songs aus ihrem neuen Album „Ingenious Devices”. Für alle hier anwesenden war das keine Bimmelbahn, sondern ein ganz kräftig rollender Progressive Rock-Express. Auch nach dem grandiosen Auftritt, waren alle noch im Foyer anzutreffen und gaben sich sehr locker in den Gesprächen. Ein wirkliches Highlight in diesem Konzertjahr!