Review: Myrath – Karma (2024)

Myrath wurde 2001 in Tunesien gegründet, und erschufen geschickt eine eigene einzigartige Variante von melodischem Heavy Metal, die Einflüsse aus ihren vielfältigen kulturellen Hintergründen integriert und jede Note sowie jedes Riff mit Überzeugung und Hoffnung erfüllt. Frühe Alben wie “Hope” (2007) und “Desert Call” (2010) erregten die Aufmerksamkeit von Metalfans sowohl zu Hause als auch im Ausland, und trotz zahlreicher Herausforderungen – geografischer, logistischer und finanzieller Art – gelang es Myrath, erste Erfolge einzufahren.

Tracklist:

01 To The Stars
02 Into The Light
03 Candles Cry
04 Let It Go
05 Words Are Failing
06 The Wheel Of Time
07 Temple Walls
08 Child Of Prophecy
09 The Empire
10 Heroes
11 Carry On

Im Jahr 2016 veröffentlichten Myrath mit “Legacy”, ihr drittes Album. Es etablierte die tunesisch-französische Band fest als eine bedeutende Kraft im progressiven und sogenannten “orientalischen” Metal und begeisterte ein internationales Publikum mit gigantischen Melodien und nahtloser Verschmelzung esoterischer Elemente. Nach ausgiebiger Tournee für “Legacy” begann die Band mit der Arbeit an ihrem vierten Album, “Shehili”. 2019 veröffentlicht, war es ein zutiefst progressives und elegant orchestriertes Werk, das Myraths Ruf festigte und für weltweite Anerkennung sorgte.

Wie bei vielen Bands bremste dann die Covid-Pandemie Myrath aus, gerade auf Tour um “Shelili” zu promoten, ging die Tür plötzlich zu. Gestrandet in Europa versammelten sich die Jungs bei ihrem langjährigen Partner und mittlerweile Vollmitglied, Kévin Codfert, in dessen Heimstudio in Frankreich und schmiedeten einen neuen Masterplan. Das Ergebnis war die Schaffung des nun hier vorliegenden neuen Studioalbums namens “Karma”. Myraths fünftes Album ist das erste seit dem Ausscheiden des Keyboarders Elyes Bouchoucha im Jahr 2020 und klingt wie eine freudige Wiedergeburt für die gesamte Band.

“Karma” ist das erste Album, bei dem alle Beteiligten am gleichen Ort waren, um etwas zu komponieren. Und das merkt man dem Album auch sofort an. Die Grundpfeiler ihrer markanten Musik bleiben erhalten, aber es sind Songs, die dennoch schnell auf den Punkt kommen, mit messerscharfem Riffing, riesigen Refrains und einem starken Gefühl von Schwung und Dringlichkeit. Besonders auffällig ist, die Keyboards wurden mehr in den Vordergrund gestellt, das lässt die Musik noch symphonischer erklingen. Nicht mehr nur die orientalischen Akzente werden durch Keyboarder Kevin Codfert gesetzt, sie füllen die Songs jetzt richtig aus. Das ist schon beim Opener “To The Stars” deutlich herauszuhören. Mit “Into The Light” gibt es ein Stück mit einem sehr spannenden instrumentalen Mittelteil, der meines Erachtens auch mal bisschen länger hätte ausfallen können, alle Stücke sind so um die 5 Minuten gehalten, was aber auch wieder eine größere Abwechslung bietet. “Candles Cry” und “Let It Go” sind dann wieder mehr am Hardrock orientiert. Besonders “Let It Go” ist schon fast poppig. “Words Are Falling” ist schon wieder eher klassisch Myrath, fetter Song, mit großartigen Melodien. Mit “The Wheel Of Time” wird das Tempo etwas heruntergeschraubt, das Stück kommt ein bisschen vertrackter daher, mir gefällt das aber gerade sehr gut. Eine erste echte Ballade, Nein. “Child Of Prophecy” beginnt zwar sehr verhalten, steigert sich aber mir der Dauer auf eine richtig gute Nummer, viele orientalische Einflüsse sind zu hören und wieder die hymnischen Refrains. Nach “The Empire” und “Heroes” gibt es mit “Carry On” noch ein sehr symphonisches Stück, wo alle Trademarks von Myrath noch einmal zum tragen kommen.

Auf lyrischer Ebene hat sich Myrath noch nie vor umstrittenen oder bedeutungsvollen Themen gescheut. Während sich frühere Alben stark auf Allegorie und Mythos stützten, ist “Karma” ein Album voller herzlicher Erklärungen und vereinheitlichender Themen, angefangen bei Kämpfen gegen Sucht und den Schrecken des Krieges bis hin zur ewigen Suche nach innerem Frieden.

Die Texte in jedem Song sollen einen Hauch von Hoffnung transportieren, so zum Beispiel in “The Empire”, in dem es um Ökologie und Mutter Natur geht und wie man sie und die natürlichen Ressourcen für zukünftige Generationen bewahrt. Das Lied, das zu 100% vom Krieg handelt, ist “Candles Cry“. Im Studio nannte die Band es Kévins Lied, weil er den Chor singt, und nicht Zaher. “Into The Light” handelt von dem inneren Kampf zwischen dir und dir selbst. Bei “Words Are Failing” geht es um Sucht und Depression, damit hat Zaher Zorgati lange gekämpft. Es gibt viele verschiedene Themen auf dem Album, und es ist, dadurch sehr persönlich geworden“. Insgesamt ein sehr gutes Album, was einige Durchläufe benötigt, aber dann zündet, es sollte Myrath locker gelingen die Leiter weiter nach oben zu steigen, die Messlatte für andere Progressive Metal Alben liegt für dieses Jahr sehr hoch.

Wertung: 8 | 10

Myrath:

Zaher Zorgati | Vocals 
Malek Ben Arbia | Guitars 
Anis Jouini | Bass 
Kevin Codfert | Keyboards / Pianos / Vocals
Morgan Berthet | Drums

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