Review: Hasse Fröberg & Musical Companion – Eternal Snapshots (2024)

Die Aufnahmen des sechsten HFMC Werkes wurden von schweren Krankheiten gleich zweier Bandmitglieder überschattet, die die Bedeutung eines neuen Albums manchmal für die Mitstreiter als unwichtig erscheinen ließ.  Die notwendigen Operationen während der Produktion und weil die Band lange nicht live gespielt hatte, ließen in Hasse Fröberg phasenweise ein Gefühl aufkeimen, ob er überhaupt noch eine Band habe. Inzwischen geht es allen wieder gut, das Album ist in der Box. Auch Bandproben können inzwischen wieder stattfinden, und man ist guter Dinge, wieder in eine optimistische Zukunft blicken zu können.

Tracklist:

1. All I Wanted To Be (pt 1)
2. Deserve To Be Happy
3. Wherever You May Go
4. No Messiah
5. Once In A Lifetime
6. Only For Me
7. The Yard
8. Searching For The Dark
9. A Sorrowful Mariner
10. Blind Dog
11. All I Wanted To Be (pt 2)

Mit „Eternal Snapshots“ legt Hasse Fröberg gemeinsam mit seinen musikalischen Begleitern erstmalig ein Konzeptalbum vor. Kein Konzeptalbum mit einer durchgehenden Story, aber es befindet sich das gesamte Werk unter einem einheitlichen inhaltlichen Dach. Fragen wie: „Was macht uns zu dem, was wir sind?“ – „Ist alles vorherbestimmt bzw. Schicksal, oder geschieht es zufällig?“ – „Wie wirkt sich die Kindheit, ob gut oder schlecht, auf das Erwachsenenleben aus?“ durchziehen die Songs. Personifiziert wird das Ganze auf zwei Menschen, die in einer kleinen Hafenstadt wohnen. Sondscapes als Songübergänge zwischen allen Stücken sind zu hören, die Möwenschreien, Hafengeräusche oder Schiffshupen zum Inhalt haben und diese Atmosphäre sehr greifbar machen. Alle Bandmitglieder sind auf unterschiedlichen Ebenen bei der Entstehung des Albums beteiligt, und wir meinen diesen Bandcharakter hört man dem Album auch an. Auch das schöne Cover ist bandintern entstanden; Hasse Fröberg hat seine Jungs hier einfach machen lassen.

Beim Hören entsteht ein Eindruck, dass diese Inhalte im Mittelpunkt stehen, dass Musik hier wirklich etwas zu sagen hat. Denn an vielen Stellen wird mehr als sonst mit akustischen Instrumenten gearbeitet, und durch geschickte Arrangierung ist Hasse´s besondere Stimme mehr in den Mittelpunkt gestellt. Das klingt nach noch mehr Emotionalität und Tiefe als auf vorherigen Alben und danach, Themen intensiver transportieren zu wollen. Der vertraute Charakter der Musik von HASSE FRÖBERG & MUSICAL COMPANION ist nicht nur wieder da, sondern wird so sogar intensiviert. Wir hören die besondere Mischung von Classic Rock, Prog und eingängigen Melodien von einer Vereinigung befreundeter Musiker dargeboten. Das hat auch für den geübten Hörer eine gewisse Strahlkraft und ist in der Art am Markt irgendwie einmalig und besonders.

Eingepackt in die musikalische Klammer von „All I wanted to be“ Teil 1 und 2 lauschen wir auf dem Album spannenden insgesamt 11 Stücken eher kürzerer Dauer, in denen bei allen eingebauten muikalischen Ideen die Töne nie zum Selbstzweck werden, sondern immer dem jeweiligen Song untergeordnet sind. Am Auffälligsten stellt sich das in „No Messiah“ dar. Im Stück ist so manches kleine Experiment eingebaut, man kommt aber im Refrain immer auf eine klare, beinahe ohrwurmhafte Melodie zurück. Weiter hinten überraschen uns zwei kurze und recht unterschiedliche Instrumentals. So etwas ist noch nie bei einer HFMC Produktion zu verzeichnen gewesen. Diese betten das Stück „Searching For The Dark“ ein, ein anfangs ruhiges aber leidenschaftlich von Hasse vorgetragenes Stück, welches sich nach hinten mittels eines kleinen Gitarrensolos dramatisch steigert. Auffällig ist, dass im ersten Teil des Albums Songs wie einzeln aneinander gereiht erscheinen, während im zweiten Teil mit den beschriebenen zwei Instrumentals und der stärkeren Betonung der maritimen Soundscapes sich eine progressive musikalische Albumstruktur erkennen läßt. Bevor sich die Klammer mit „All I Wanted To Be“ pt. 2 schließt, überrascht und noch der Power-Rock-Fetzer „Blind Dog“. Man muss diese Position eines solchen Stückes am Ende eines Prog Albums nicht mögen, aber es haut voll rein. Es hätte dem Album eine tolle musikalische Farbe gefehlt, wenn man es weg gelassen hätte.

Auffällig ist in „No Messiah“ und „Only For Me“ die schöne zweite Lead-Stimme, die vom Drummer Ola Strandberg stammt. Das gabs erstmalig schon beim letzten Album „We Are The Truth“. Auch hier klingen die betreffenden Stellen wieder eindrucksvoll und berührend; man wünscht sich mehr davon, ohne den immer wieder besonders und einmalig klingenden Gesang von Hasse Fröberg ersetzen zu wollen. Der Bass von Sampo Axelsson bekommt mehr Raum als bisher (beispielhaft „sein“ Instrumental „The Yard“), Kjell Haraldsson geht insbesondere mit seinem Bach´schen Instrumental „The Sorrowful Mariner“ aus seiner Komfortzone. Die Arbeit von Anton Lindsjö als Lead-Gitarrist ist einfach großartig, und selbst Hasse Fröberg wundert es, dass er nicht im Laufe der Jahre bereits von einen größeren Act abgeworben worden ist.

„Eternal Snapshots“ ist ein bemerkenswertes Album geworden. Es hat viele Ideen, läßt Leidenschaft beim gemeinsamen musizieren erkennen, beinhaltet schöne Melodien und darüber hinaus ein spannendes inhaltliches Konzept. Wir sind schon neugierig, tiefer in dieses Konzept einsteigen zu können, wenn auf den Album-Editionen die Texte mitzulesen sein werden. Es sind also alle Voraussetzungen gegeben, dass den Jungs um Hasse Fröberg damit ein großer Wurf gelingt. Das Album ist es wert, und es ist ihm zu wünschen. Sollte das Werk die entsprechende Aufmerksamkeit im Dschungel des Progressive Rock auf sich ziehen können, dann könnte das auch klappen. Das Album wird am 06. Juni 2024 veröffentlicht und kann bereits bei “Just For Kicks” oder auf der “HFMC Bandcamp” Seite in verschiedenen Formaten vorbestellt werden.

Wertung: 9 | 10 Punkte

Hasse Fröberg – vocals, electric & acoustic guitars
Sampo Axelsson – bass guitar
Kjell Haraldsson – Keyboards, piano, organs
Anton Lindsjö – guitars
Ola Strandberg – drums, backing vocals

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