Livereport: Cruise To The Edge 2024

Trotz meiner vor zwei Jahren geäußerten Bedenken hinsichtlich relativ hoher Kosten sowie der Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit von Kreuzfahrten sind wir Wiederholungstäter geworden. Mit einer Clique von fünf Prog affinen Pärchen entschlossen wir uns, die ›Cruise To The Edge‹ nochmals mitzuerleben. Zu der Clique gehören auch vier „Cruise Neulinge“.

Freitag, 8. März

Unsere Cruise startet diesmal in Miami. Das Boarding funktioniert reibungslos. Kein langes Warten in der prallen Sonne, wie vor zwei Jahren und seine Laminates bekam man auch gleich. Schon mal viel Zeit gespart und die erste Band wartete auch schon im großen Theater. So konnte der Musikmarathon frühzeitig starten. Jedoch wollen wir in diesem Jahr etwas kürzertreten und nur ausgewählte Konzerte besuchen. Während diejenigen unserer Clique, deren Kabinen noch nicht bezugsfertig sind, sich an alkoholischen Begrüßungsgetränken laben und sich anschließend die harten Klänge von Symphony X um die Ohren fegen lassen, führt es meine Frau und mich an die “Pool Stage“, wo Martin Barre & Band gerade ihren Soundcheck absolvieren. Zeit, das Schiff zu erkunden und die Getränkepreise zu checken. Wir haben uns das preiswerte „Soda Package“ gegönnt, so dass wir uns ständig mit prickelnden, alkoholfreien Getränken versorgen können. Oh, die Preise für Bier sind ein wenig moderater als vor zwei Jahren. Vielleicht liegt das an der Cruise Line, die wir in diesem Jahr nutzen. 2022 fuhren wir auf dem deutlich stattlicheren Schiff „Mariner of the Seas“ der Royal Caribbean International Line, ausgestattet mit zwei großen Theatern und mehreren kleinen Locations. Die „Norwegian Pearl“ der NCL ist hingegen deutlich kleiner. Als langsam die Skyline von Miami am Horizont verschwindet, lauschen wir der Musik von Martin Barre & Band, der vorrangig auf Material seiner einstigen Stammband Jethro Tull zurückgreift.

Die Songs werden Gitarren betonter interpretiert und klingen dadurch rockiger. Martin Barre hat es an der Gitarre immer noch drauf und der sympathische Sänger Dan Crisp macht seinen Job ebenfalls hervorragend.

Beim Erkunden der Spielstätten landen wir als nächstes im „Spinnaker“, wo gerade die italienische Band Goblin zugange ist. Ich entziehe mich dem Gruppenzwang, weiterzugehen, und suche mir einen Platz auf dem Fußboden, direkt vor der kleinen Bühne. Doch kann ich der spannenden Instrumentalmusik von Claudio Simonetti’s Goblin nicht lange lauschen, denn das Konzert endet bereits nach einem Song, den ich hören darf. Die zeitlichen Überschneidungen von Konzerten kommen auf der Cruise leider immer wieder vor. Bei der Planung der Konzerte ließe sich bestimmt einiges optimieren. Nach dem gemeinsamen Abendessen stehen Stick Men auf unserem Plan. Pünktlich 19:30 betritt Tony Levin die Bühne am Pool, von den Fans begeistert begrüßt.

Doch wartet er mit einer nicht so schönen Nachricht auf. Er wird das Konzert als Zuhörer erleben müssen, da sich sein Stick noch nicht hat finden lassen. Das Chaos des Boarding muss für die Musiker wohl groß gewesen sein. Equipment und Instrumente wurden separat an Board gebracht, und so waren einige Instrumente zwar auf dem Schiff, aber für die Musiker mitunter noch nicht auffindbar. Doch die Stick Men haben für das Konzert in Adam Holzman einen würdigen Ersatz gefunden, der dem Sound der Band an seinen Keyboards neue Facetten hinzuzufügen vermag. Auch diesem Konzert können wir nicht bis zum Schluss folgen.

Wir reihen uns ein in die Warteschlange der Fans von The Flower Kings, die im „Stardust Theater“ noch recht lange an ihrem Sound feilen. Doch das Warten hat sich gelohnt, denn ich habe die schwedischen Blumenkönige selten so gut aufgelegt erlebt, wie an diesem Abend. Und der Sound ist bombastisch, wie auch die Musik.

Drei Stücke des aktuellen Albums passen sich gut ein in das Set, das sonst aus Klassikern besteht. Den größten Zugewinn hat die Band in Keyboarder Lalle Larsson gefunden, der immer wieder mit gefühlvollen Intros und rasanten Soli begeistert. Hasse Fröberg hat Probleme mit dem Tuning seiner Gitarre, die er sich kurz vor dem Konzert ausborgen musste. Auch seine goldfarbene Gibson ist bisher nicht gefunden worden. Als sich Hasse am Schluss des Konzerts bei Stardust we are auf stimmliche Höhenflüge begibt, bin ich glücklich, wieder auf der Cruise zu sein.

The Flower Kings bildeten zwei Jahre zuvor den musikalischen Abschluss der Reise, in diesem Jahr sind sie der erste Höhepunkt für mich. Das können Dave Kerzner’s Allstars nicht toppen, die gerade auf der “Pool Stage“ spielen. Klar hat Kerzner tolles Songmaterial. Er greift sogar auf Songs von Sound Of Contact zurück. Auch sind Durga McBroom und Fernando Perdomo eine Wucht. Doch wenn Billy Sherwood die Bassparts übernimmt, klappert es rhythmisch gewaltig. Bassläufe a la Chris Squire passen an der Stelle nicht. Irgendwie vermag er sich nicht in das Bandgefüge einzubringen. Für mich machen die Faxen von Perdomo mit seiner Gitarre noch am meisten Spaß bei dem Konzert. Doch irgendwie ist die Luft bei uns inzwischen raus. Es war ein langer Tag, also ab in die Koje.

Samstag, 9. März – Tag auf See

Am Samstagmorgen strahlt die Sonne über dem Schiff. Das Frühstück im „Garden Café“, unter freiem Himmel, ist ein Genuss. Weitere musikalische Genüsse stehen auf unserem Programm. Während ein Großteil der Clique den rockigen Klängen von Wishbone Ash an der “Pool Stage“ lauscht, zieht es meinen Freund Jörg und mich am Vormittag ins „Stardust Theater“ zu Simon Phillips & Protocol.

Über eine Stunde Jazzrock vom Feinsten, so können Samstage beginnen. Die Band aus vier hochkarätigen Instrumentalisten zieht mich sofort in ihren Bann. Jeder der Musiker bekommt Raum für Soloausflüge, und das Zusammenspiel ist einfach phänomenal. Simon Phillips führt mit Entertainer Qualitäten durchs Programm.

Doch vor allem überzeugt er an seinem Schlagzeug. „Das war eine Lehrstunde für Musiker.“ meint mein Freund Jörg nach diesem fantastischen Konzert.

An der “Pool Stage“ geht es um 14:00 Uhr mit Jazz-Rock weiter. Oder sollte ich es eher Rock-Jazz nennen, wenn sich Steve Morse die Gitarre umhängt und mit seinem Trio loslegt? Auf jeden Fall lassen es Morse und seine Mitstreiter, Dave LaRue am Bass und Drummer Dru Betts, an diesem frühen Nachmittag so richtig krachen. Schön, dass Steve Morse so kurz nach dem Tod seiner Ehefrau Janine schon wieder aktiv ist.

Ein sich anschließender Abstecher in den „Spinnaker“, wo gerade Dave Kerzner’s Allstars aufspielen, erweist sich als keine gute Entscheidung. Die kleine Location ist rappelvoll und der Sound ist grottig. Schade. Die Norweger von Airbag sorgen ab 17:00 Uhr am Pool für angenehm elegische Klänge. Zugegeben, ich hatte bisher wenig Befassung mit Airbag. Doch lässt sich die Musik gut ertragen, vor allem wenn Bjørn Riis seiner Gitarre Töne a la David Gilmour entlockt.

Und sie sind eine schöne Einstimmung auf das nächste Highlight der Cruise, Marillion mit Nick Beggs am Bass. Da die Headliner Shows mit fest zugewiesenen Plätzen stattfinden, gestaltet sich der Einlass in das „Stardust Theater“ unproblematisch. Zum Fotografieren ist unsere Sitzposition nicht besonders geeignet. So konzentriere ich mich mehr auf das Konzert. The Invisible Man, inklusive des Videos mit dem Cyberkopf, der sich in das Gesicht von Steve ‚h‘ Hogarth verwandelt, ist ein eindrucksvoller Opener.

Hogarth punktet mit Stimme und Theatralik, wie man es von ihm kennt. Doch er hat einen weiteren „Actor“ an seiner Seite, der ihm manchmal fast die Show stiehlt. Nick Beggs, der für den erkrankten Pete Trewavas eingesprungen ist, leistet nicht nur Großartiges am Bass, er sorgt mit seinem Outfit und seiner Bühnenpräsenz auch für einen erhöhten Spaßfaktor in der Band und beim Publikum. Hogarth begrüßt Beggs aufs Herzlichste und kann sich den Spruch nicht verkneifen, dass Pete jetzt zuhause bequem im verf***ten Sessel sitzt, während wir anderen hier arbeiten müssen. Nick Beggs spielt die Bassläufe auf eine frische, eigene Art, und versucht nicht, die Läufe von Pete 1:1 zu kopieren.

Das hat für mich einen besonderen Reiz. Mit ihrem gut gemixten Set aus Klassikern und neuem Material, einem super Sound und einer durchgestylten Lichtshow beweisen Marillion einmal mehr, dass sie ein würdiger Headliner der Cruise sind.

Einige Stunden später sitzen wir wieder in diesem Theater und gönnen uns Songs der französischen Band Klone. Progressive-Metal mit Headbanging-Garantie ist nicht wirklich meins. Doch so genießen wir den frühen Abend weiterhin entspannt im Sitzen.

Bis in die Nacht hinein erleben wir an der “Pool Stage“ bei Queensrÿche noch härtere Klänge. Ich erlebe die Band zum ersten Mal und merke, dass ich diese Art Musik einmal sehr mochte. Wände von Marshall Boxen, Schlagzeug mit Double-Bass, Licht- und Lasershow transportieren die Metal-Sounds ausgezeichnet. Sänger Todd La Torre performt hervorragend.

Danach huschen wir noch kurz ins „Atrium“, wo Abend für Abend die Late Night Live Show stattfindet, bei der Amateure und Profis gemeinsam Musik machen. Für uns wird es nur ein kurzer Besuch. Der Tag war lang genug.

Sonntag, 10. März – Isle of Cozumel

Am Sonntag steht ein Landgang an. Das Schiff hat in Mexiko an der Isle of Cozumel angelegt. Ursprünglich sollte es nach Haiti gehen. Doch die unruhige Lage dort veranlasste die Cruise Line zu einer veränderten Route. Wir hatten noch kurzfristig eine Bustour zu alten Maya Ausgrabungsstätten gebucht, inklusive einer Tequila Verkostung, die eigentlich nicht so genannt werden sollte. Es war nicht viel mehr als ein Riechen an drei verschiedenen Tequilas. Andere aus der Clique entschieden sich fürs Schnorcheln. Doch das Erste an Land ist ein Besuch in einer Kneipe mit freiem W-Lan. Mit den Kindern und mit Freunden in der Heimat zu kommunizieren, musste mal wieder sein. Gegen 17:00 Uhr finden wir uns dann alle an der “Pool Stage“ wieder zusammen. Diejenigen, die zum Schnorchel waren, sind zu „Rothäuten“ mutiert. Mit einer Runde Bier auf Jörgs Geburtstag leiten wir den musikalischen Teil des Tages ein. The Flower Kings erfreuen uns mit ihrer Musik dazu.

Anlässlich des Geburtstags von Jörg entschließen wir uns zum gemeinsamen Abendessen im „Summer Palace“. Nur meine liebe Frau kommt nicht mit. Überglücklich hat ihr jemand sein „Blue Laminate“ geliehen, so dass sie nochmal Marillion erleben darf. Es gibt sie eben immer noch, die Fish Anbeter, die mit Steve Hogarth als Sänger bei Marillion nichts anfangen können. Mit Symphony X geht es mir ähnlich, wie mit Queensrÿche. Ich erlebe auch sie zum ersten Mal live. Allerdings besitze ich CDs von ihnen. So ist mir die Musik nicht unbekannt, die hart und druckvoll aus den Boxen auf der „Pool Stage“ schallt.

Big Big Train gehören nicht zu den vier Headlinern der Cruise, obwohl sie es verdient hätten. Auch hier hat sich das Warten auf Einlass ins „Stardust Theater“ gelohnt. Mit Alberto Bravin als neuem Sänger und mit neuem Album im Gepäck zünden sie ein musikalisches Feuerwerk, das es in sich hat. Elf Musiker*innen aus aller Welt an den unterschiedlichsten Instrumenten sowie verschiedene Gesangsstimmen (Alberto Bravin, Nick D’Virgilio, Rikard Sjöblom, Oskar Holldorf, Clare Lindley) erzeugen einen sehr eigenen Klangkosmos, der unter die Haut geht.

Und sie haben begriffen, dass eine Hookline, die mitgesungen werden kann, wie in dem Song Love ist he light, einfach dazugehört, wenn man sein Publikum mitreißen will. Für mich sind Big Big Train eine der interessantesten Acts der aktuellen Prog-Szene. Von Goblin auf der “Pool Stage“ bekommen wir leider wieder nur noch zwei Songs mit in dieser milden Nacht.

Montag, 11. März – Isle of Cozumel

Weshalb wir über Nacht wieder auf See gewesen sind, erschließt sich mir nicht. Morgens liegen wir jedenfalls im gleichen Hafen von Cozumel, nur an einer anderen Anlegestelle. Unser Landgang fällt etwas kürzer aus. Ein bisschen durch den Ort laufen, einen Cocktail schlürfen. Schon sind wir wieder an Bord. Lonely Robot, das Projekt von Gitarrist John Mitchell steht für uns als erstes auf dem Programm. Seiner Band gehören heute Jonas Reingold am Bass und Craig Blundell an den Drums an, beides Musiker, die auf der Cruise auch mit Steve Hackett zu erleben sind.

Unser Verbleiben an der “Pool Stage“ wärt nur kurz. Lifesigns im „Stardust Theater“ üben einen größeren Reiz auf mich und einige andere aus unserer Clique aus. Keyboarder John Young und Bassist Jon Poole, beides Urmitglieder von Lifesigns, warten mit einer interessanten Besetzung auf. Der umtriebige Gitarrist Dave Bainbridge gehört schon länger zur Band. Als Backgroundsängerin hat er Sally Minnear mitgebracht, mit der er auch bei seinem Projekt Celestial Fire zusammenarbeitet. Lynsey Ward ist die zweite Backgroundsängerin. Am Schlagzeug sitzt kein Geringerer als Simon Phillips. Zusammen spielen sie ein beeindruckendes Konzert, wobei mich Dave Bainbridge mit seinen Soli am meisten begeistert.

Dass ein Soundcheck mit einem Orchester von elf unterschiedlichen Charakteren zu einer langwierigen, nervenden Tortour ausarten kann, beweisen leider Big Big Train am Nachmittag auf der „Pool Stage“. Nick D’Virgilio zeigt sich besonders genervt. Mit 45 Minuten Verspätung startet die Band dann endlich durch.

Wir haben nicht mehr viel davon, denn für uns steht ab 18:30 Uhr das nächster Headliner Konzert an, Steve Hackett. Mit drei Songs vom aktuellen Album The Circus And The Nightwhale und einem vom Surrender Of Silence Album (2021) gegenüber vier Long Tracks von Genesis, liegt der Focus gefühlt mehr auf Musik seiner früheren Stammband. Doch ist es nicht das, was Fans von Hackett erwarten? Ich würde mehr eigene Songs bevorzugen. Trotzdem macht es immer wieder Freude, Steve Hackett und seiner fantastischen Band zu lauschen.

Dass ich auch nochmal Simon Phillips mit Protocol erleben will, erwähne ich hier nur der Vollständigkeit halber. Ein Klasse Gig ist auch der auf der „Pool Stage“. Ein großes Kompliment an die Roadies, die Phillips´ riesiges Drumset innerhalb kurzer Zeit vom „Stardust Theater“ nach oben an den Pool geschafft haben.

An diesem Abend erleben wir noch eine kleine Überraschung. Trotz wenig Platz und meist schlechtem Sound begeben wir uns nochmal ins „Spinnaker“, wo Jordan Rudess sein Keyboard-Arsenal aufgebaut hat. Gemeinsam mit Schlagzeuger Darby Todd spielt er Material von seinen Solo-Scheiben. Und er hat einen weiteren Gast dabei, Joe Payne, den ich mehrfach als Sänger bei The Enid erlebt habe, und dessen aktuelles Projekt That Joe Payne mir ebenfalls bekannt ist. Joe Payne wird auf dem neuen Album von Rudess einige Songs singen, wie z.B. das wunderschöne Stück Embers, das auch heute erklingt. Jordan Rudess brilliert mit einem improvisierten Piano-Medley aus bekannten Prog Songs. Joe Payne begeistert wiederum mit einem Medley aus Genesis Songs. Als Rudess die ersten Takte des Dream Theater Songs The Spirit Carries On erklingen lässt, kommt Haken Gitarrist Charlie Griffiths mit auf die Bühne und Mike Portnoy setzt sich hinter das Schlagzeug. Diese Überraschung ist gelungen, und der Song bildet den perfekten Ausklang für einen langen Tag mit viel Musik.

Dienstag, 13. März – letzter Tag auf See

Die Nacht ist für mich früh zu Ende. Ist das schon die innere Unruhe, weil die Cruise sich seinem Ende entgegen neigt? An Deck erlebe ich den Sonnenaufgang und treffe auf Freunde, die auch nicht mehr schlafen können. Wir haben heute einen vollen Plan mit gleich zwei Headliner Konzerten. Doch bis zum ersten musikalischen Act ist noch viel Zeit. Ich freue mich nochmal auf Jordan Rudess, der ab 11:30 Uhr auf der „Pools Stage“ performen wird. Das Set ist ein klein wenig anders als am Vorabend.

Doch sein verrücktes Spiel auf dem „GeoShred“, ein App basiertes Instrument, das er selbst entwickelt hat, lässt er sich auch heute nicht nehmen. Selbst mit der Nase entlockt er diesem Gerät Töne.

Darby Todd trommelt wilde Rhythmen dazu. Joe Payne überzeugt mich auf dieser großen Bühne mehr als am gestrigen Abend. Sein Stimmumfang ist einfach unglaublich. Klone an gleicher Stelle erleben wir wieder nur kurz, weil Riverside als Headliner im „Stardust Theater“ auf uns warten. Obwohl ich die Band in den letzten Jahren wahrscheinlich ein wenig zu oft erlebt habe, muss man ihr Konzert als gelungen bezeichnen. Mariusz Duda und seine Band haben ebenfalls begriffen, wie man sein Publikum abholt.

Während die „Norwegian Pearl“ dem Sonnenuntergang entgegen schippert, erleben wir Wishbone Ash auf der „Pool Stage“. Wir fassen den Entschluss, am letzten Tag nochmals gemeinsam Abendessen zu gehen. Allerdings kann ich mich für die asiatischen Gerichte im „Lotus Garden“ so wenig erwärmen, wie das Essen erwärmt ist. Fast in jedem Asia Imbiss in Rostock bekommt man leckere Kost. Danach heißt tatsächlich schon, Koffer zu packen. Die werden ab 22:00 Uhr eingesammelt. Adrian Below und seine zwei Mitstreiter sorgen auf dem Oberdeck für proggiges Gefrickel.

Die Abendstimmung lässt ein wenig Wehmut aufkommen, da sich die Cruise dem Ende zuneigt. Bei den Flying Colors erleben wir noch ein letztes Headliner Konzert im Theater. Und dieses ist das abschließende Highlight. Die Mannen Steve Morse, Dave LaRue, Neal Morse, Mike Portnoy und Casey McPerson liefern die perfekte Show. Hier stimmt nochmal alles, Titelauswahl, Show, Licht und Sound sind erstklassig. Und alle fünf haben Spaß an ihrem Konzert. Der überträgt sich auf die begeisterten Fans. Diese werden mit Zugaben belohnt, was wegen des engen Zeitplans auf der Cruise eher nicht üblich ist.

Nach dem Konzert ist plötzlich nichts mehr wie bisher. Die meisten Bars sind bereits geschlossen. Wir müssen quasi um letzte Getränke betteln. Das stößt uns sauer auf. So begeben wir uns relativ früh zu Bett. Am nächsten Tag müssen wir das Schiff nach dem Frühstück verlassen. Das geht dann in Miami alles recht zügig. Unsere Clique trennt sich im Hafen. Zu viert begeben wir uns auf einen 9-tägigen Trip durch den Nord-Osten der USA. Für die anderen geht es auf die Heimreise.

Kurzes Fazit:

Auch wenn ich im Vergleich zur Cruise vor zwei Jahren einige Abstriche machen muss, hatten wir schöne gemeinsame Tage unter Freunden und musikbegeisterten Menschen aus aller Welt. Wir Proggies sind tatsächlich eine große Familie. Musikalisch wurde eine große Bandbreite angeboten, so dass für jeden Geschmack etwas dabei gewesen sein dürfte. Was mir nicht ganz so gefallen hat? Das LineUp deckte sich zum großen Teil mit dem von vor zwei Jahren. Das kleinere Schiff ließ eine zweite größere Spielstätte vermissen. Die Location „Spinnaker“ erfüllte in keiner Weise die Anforderungen eines Auftrittsorts für Rockbands. Wenn die VIPs und andere Musiker bevorzugt Einlass gefunden hatten, reichte der Platz für „normale Gäste“ dort kaum aus. Von den soundtechnischen Bedingungen im „Spinnaker“ ganz zu schweigen. Die Getränkepreise, na ja … Wer noch nie auf einer “Cruise To The Edge gewesen” ist, sollte es ruhig mal ausprobieren, so er es sich leisten will oder kann.

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