Interview: Jon Anderson – Immer noch (Oder Wieder?) in Höchstform

Mit Spannung wurde das neue Soloalbum von Jon Anderson erwartet, aber dass „True“ so gut werden würde, damit hatten die wenigsten gerechnet. Renald Mienert hatte die Gelegenheit, mit dem legendären Sänger zu sprechen, der ausgesprochen gut aufgelegt war.

Beginnen wir doch mit einer Anekdote aus der Anfangszeit deiner Karriere, sogar noch vor deiner Zeit mit Yes.

Ich war damals in München und Jimi Hendrix spielte im gleichen Club. Er war fantastisch, unglaublich. Das war 1962 oder 1963. Mir ging es nicht so gut. Ich hatte zu viel Bier getrunken, zu viel Hasch geraucht und Acid genommen. Ich lief wie  ein verrückter Hippie herum. Ich war da mit zwei Mädchen, die versuchten auf mich aufzupassen, weil ich komplett weg war.  Jimi kam in das Apartment und winkte mir zu  und ich sagte nur „Peace, Man“. Nach zehn Minuten setzte er sich neben mich, rollte einen Joint den wir dann zusammen rauchten. Einer der schönsten Momente in meinem Leben.

Für schöne Momente sorgt auch dein neues Album. Wie kam es dazu?

Ich schreibe ja ständig neue Musik. Mir schickte jemand ein Video von der Band Geeks als sie „Heart oft he Sunrise“ spielten und es war fantastisch, wie von Yes. Ich habe es mir vier, fünf Mal angesehen und beschloss, den Bassisten zu kontaktieren, weil es der Boss war. Und ich sagte: „Richie (Castellano d. Red.), ihr seid eine wunderbare Band, lass uns zusammen auf Tour gehen.“ Und er sagte: „Bist du wirklich Jon Anderson?“ Ich sagte „Ja“ und er: „Was wollen wir spielen?“ Und ich: „Gates Of Delirium, Close to the Edge, Awaken. Songs wie Perpetual Change, Yours is no disgrace, Roundabout”. Wir haben dann im vergangen Jahr einen Monat geprobt und sind dann auf Tour gegangen. Wir haben zwölf Shows gespielt und danach fragte ich Richie, warum machen wir nicht ein Album? Wir haben dann jeden Dienstag drei Stunden an dem neuen Material gearbeitet und nach drei Monaten war es fertig.  Am Ende konnte ich nicht glauben, wie wunderbar das Album produziert war, Richie ist ein sehr guter Produzent, aber alle in der Band sind sehr gute Musiker, sie sind echte Menschen. Es klingt stark nach Yes, aber genau das habe ich ja in den Siebzigern kreiert, zusammen mit Steve und Bill und Chris und den anderen. Und jetzt hören die Fans diese neue Musik.

Viele Fans sind der Meinung, deine neue Musik klingt mehr nach Yes als Yes in der aktuellen Besetzung selbst.

Jeder macht unterschiedliche Musik. Es ging mir nicht darum, ein Yes-Album zu machen, es ging mir darum, ein großartiges Album zu machen. Etwas Besonderes in meinem Leben. Ich werde im Oktober achtzig Jahre alt, und ich habe einfach Spaß mit diesen Menschen zusammen zu arbeiten, diesen hervorragenden Musikern.

Warum heißt das Album eigentlich „True“?

Ich haben zehn Jahre in Jamaika und Barbados gelebt,  Die Leute da sagen ständig „True“.  Wie geht’s? „True“ Wie ist das Wetter? „True“. Alles ist „True“.

Kannst du mal ein Beispiel nennen, wie das gemeinsame Arbeiten an den Songs funktionierte?

Nimm „Counties and Countries“. Ich habe das Stück zunächst nur mit Gitarre aufgenommen und dann habe ich es Richie geschickt. Eine Woche später kam es zurück, mit diesem Orchesterpart und ich sagte, „Oh mein Gott.“ Oder „Shine On“ mit diesen Beach Boys Chören.

Die Texte haben wie bei dir üblich diesen spirituellen Charakter…

Wir sind alle vom Himmel umgeben und haben vergessen wie wunderbar Mutter Erde ist. Wir sollten mehr in einer friedlichen  Welt leben, wo einer den anderen liebt, bei allen Differenzen. Das sind die Themen über die ich schon immer gesungen habe. Hermann Hesses Werk “Siddhartha“ hat mich beeinflusst, Siddartha ist auf der Suche nach dem Himmel, und irgendwann sitzt er an einem Fluss, und da ist der Himmel. Das habe ich von Hermann Hesse gelernt. Das Geheimnis des Lebens ist überall um uns herum.  Den Song „Build Me An Ocean” liebe ich sehr, mit der Textzeile „Make me a river, for souls to deliver life, Shine here forever, to know you are witness, Together we will build the empire of future dreams.” Wow…

Am 25. Oktober ist dein achtzigster Geburtstag. Wie fühlst du dich?

Ich genieße alles. Ok, manchmal wünsche ich mir, der Fußball heute wäre besser.  Heute passen sie nur noch den Ball hin und her, früher, da wurde noch gedribbelt.  Heute spielen sie immer nur zum Torwart zurück. Was ist das für ein Fußball?

Du bist Fuballfan?

Natürlich, ich bin in Accrington geboren.  Und der Verein Accrington Stanley wurde schon im 19. Jahrhundert gegründet. Sie spielen heute in der dritten Liga, und waren nie besonders erfolgreich, weil sie einfach kein Geld hatten. 

Nachdem auch Yes für einige Jahre mit Frontiers gearbeitet haben, bist du nun auch dort gelandet.

Mein Manager hatte Verbindungen zu Frontiers und sie mochte das Album.

Über die Musik auf „True“ liest man nur Gutes. Am Cover scheiden sich die Geister…

Meine älteste Tochter ist ja auch Fotografin und Filmemacherin. Sie macht immer Fotos von mir und ich habe sie durchgeschaut und fand das sehr passend für das Album Cover. Wenn du Roger Dean willst, dann geh und frag ihn.

Natürlich wollen dich die Fans möglichst bald auch in Deutschland live erleben.

Ja, und wir planen auch, nach Deutschland zu kommen. Aber über konkrete Termine werden wir uns wohl erst nach meinem Geburtstag unterhalten.

Schaun wir mal….

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