Interview: Ray Alder – Weiter auf Solopfaden!

Nachdem der Fates Warning – Sänger 2019 sein erstes Soloalbum “What The Water Wants” veröffentlichte, liegt seit einigen Wochen der Nachfolger vor, schlicht “II” betitelt. Renald Mienert sprach mit Ray Alders und wollte Genaueres wissen.

Du lebst jetzt in Spanien, warum?

Ich habe meine Frau hier kennengelernt, und es war viel einfacher für mich nach Spanier zu ziehen als für sie in die Staaten.

Seit über dreißig Jahren singst du für Fates Warning, aber auch für andere Bands standst du hinterm Mikro. Warum hast du dich nun entschieden Soloalben zu veröffentlichen?

Ich wollte etwas anderes machen und außerdem einfach beschäftigt bleiben. Ich lebe nun in Spanien, Musik ist mein Job. Ich kann nicht einfach nur rumsitzen und Däumchen drehen. Ich liebe es, Musik zu machen, aber ich wollte nicht Mitglied in einer anderen Band werden. Da waren die Soloalben der folgerichtige nächste Schritt für mich. Ich liebe die Arbeit mit Fates Warning, aber ich liebe es auch, mein eigener Boss zu sein, auch wenn es mir oft schwerer vorkommt, als in einer Band zu arbeiten.

Die Songs stammen ja wie beim ersten Album von Mike Abdow und Tony Hernando. Mike ist Tourmitglied bei Fates Warning und Tony kennt man von Lords of Black.

Ich wünschte, ich könnte Gitarre spielen. Ich habe es mal probiert, aber nach ein paar Tagen aufgegeben. Meine Hände funktionieren so nicht. Mike und ich diskutieren, wie die Musik klingen sollte und dann kommt er mit Ideen zurück und in neunzig Prozent der Fälle klingen sie für mich ideal. Ich liebe die Art, wie er spielt, wie er Effekte einsetzt, um eine bestimmte Atmosphäre zu erzeugen. Bei Tony ist das etwas anderes. Er hat seine eigenen Vorstellungen, welche Songs für mich passen würden. Er hat eine Menge Stücke für das Album geschrieben, aber ich konnte leider nur einen Teil davon nutzen. Aber wir wollten ja kein Doppelalbum machen und außerdem muss man ja auch berücksichtigen, dass es eine Vinylversion geben soll. Die Plattenfirma möchte das, denn heute will wieder jeder Vinyl haben. Es ist merkwürdig, aber ich habe gelesen, dass über 70 Prozent der Leute, die Schallplatten kaufen, gar keinen Plattenspieler haben.

Da hast du mich jetzt erwischt!

Ich habe wirklich gutes Equipment, gute Lautsprecher und Subwoofer. Und ich besitze bestimmt tausend Alben. Aber dann sitzt man hier und hört die Musik über diese kleinen Alexa-Boxen. Wahrscheinlich, weil es so einfach ist!

Das neue Album heißt schlicht “II”, okay, es ist das zweite…

Es gibt keinen roten Faden, jeder Song erzählt seine eigene Geschichte. Also habe ich gesagt, nennen wir es einfach “II”. Die Plattenfirma war zunächst nicht begeistert, aber ich habe gesagt, ein Albumtitel verkauft keine Platten, genauso wenig wie das Cover. Irgendwann haben sie nachgegeben, es ist dein Album, nenn es, wie du willst. Und wie heißt das neue Album von den Winery Dogs? III!

Wo siehst du die Unterschiede zwischen den beiden Soloalben?

Ich wollte wieder zurück zu meinen Wurzeln. Das erste  sollte sich von dem unterscheiden, was ich mit Fates mache. Es war kommerzieller, enthielt eher Rock- als Metal-Songs. Mit dem neuen Album wollte ich zu meinen Heavy-Roots zurück, inspiriert von den frühen Queensryche oder auch den frühen Fates Warning.

Du arbeitest mit demselben Team wie beim Debüt…

Die ursprüngliche Idee für das erste Album war, für jeden Song unterschiedliche Musiker von der ganzen Welt einzubinden. Aber  das wurde schnell zu einem Alptraum. Die einen waren beschäftigt, andere hatten keine Lust oder wollten es nach hinten verschieben. Wieder andere wollten mehr Geld, und wir hatten ohnehin nur ein begrenztes Budget, so blieben nur Tony und ich übrig. Und Tony hatte ja auch noch seine Band Lords Of Black, als mich zum Glück Mike kontaktierte und sich anbot einzusteigen. Seine Demos haben mir sehr gefallen. Craig, der Drummer, ist einer meiner besten Freunde und sehr gut in dem, was er macht. Es gab also keinen Grund, dieses Mal mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten.

Den Opener des neuen Albums “This Hollow Shell” gibt es auch in einer akustischen Version.

Die Plattenfirma fragte nach einem Bonussong, ich glaube für das Digi-Pack. Wir haben uns zunächst schwer getan damit, vielleicht einen Coversong? Aber wir haben uns dann für “This Hollow Shell”  entschieden. Das ist einer meiner Lieblingssongs auf dem Album.

Was sagen eigentlich deine Kollegen von Fates Warning zu deinen Solosachen?

Sie wünschen mir alles Gute, aber ich glaube nicht, dass sie meine Songs anhören. Jeder ist so beschäftigt mit seinen Projekten. Joey ist in etwa fünf anderen Bands.

Was liebst du am meisten am Musik machen?

Live zu spielen. Ich erinnere mich an mein erstes Konzert mit Fates Warning, ich glaube wir waren Support für Savatage. Ich liebe diese nervöse Energie vor dem Auftritt, die Reaktion des Publikums. Man kann das Gefühl nicht beschreiben, wenn man auf der Bühne steht, und die Fans singen deinen Song mit. Dafür mache ich Musik. Songs schreiben ist so was wie ein notwendiges Übel, um dann damit auch live aufzutreten. Ich hoffe, wir haben auch die Chance, mit den Soloalben aufzutreten.

Egal ob mit Band oder Solo, am populärsten bist du bei den Prog – oder Prog Metal Fans. Was hältst du von diesen Schubladen?

Seit ich bei Fates bin, werden wir diesen Kategorien zugeordnet, und das ist ok für mich. Ich höre eigentlich kaum Prog, wenn dann vielleicht Rush. Ich werde ja oft nach meiner Lieblingsprogband gefragt, und dann sage ich eben Rush. Solange den Leuten die Musik gefällt, ist mir die Kategorie egal.

Bist du in den sozialen Netzwerken sehr aktiv?

Die Plattenfirma würde sich wünschen, ich würde diese Plattformen aktiver nutzen, gerade um meine Alben zu promoten, aber ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wie zum Beispiel  Instagram funktioniert. Ich muss da immer nachfragen, wenn ich was machen will. Und Twitter nutze ich nur für News.

Wird es ein weiteres Soloalbum geben?

Das Feedback zum ersten Album war schon sehr gut. Ich glaube aber, dass die härtere Seite von mir wie jetzt auf dem neuen den meisten Fans noch mehr gefällt. Wir haben hart an dem Album gearbeitet, und ich hoffe, dass die Plattenfirma das OK für ein weiteres gibt.

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