Vorprogramm – The Ancestry Program (Ahnenforschungs-Programm) oder auch kurz TAP, ein Kürzel das man sich merken kann und sollte, das mit dem P auch an Progressiv, ELP oder die in der Heimatnähe lokalisierten RPWL aus Freising erinnern. Ein kreatives Kollektiv von sehr geachteten, gut vernetzten und erfahrenen Musikern aus dem südbayrischen Raum. Sie haben es geschafft, mit nur drei Studiowerken, bei der jeweiligen Gesamtlänge würde ich aber eher von 3-mal zwei Alben sprechen, starke Aufmerksamkeit zu verschaffen, auch über Europa hinaus. Das liegt an ihrer besonderen Musik, aber auch an Gestaltung und Konzept, Promo sowie Produktion. Hier spürt man die Erfahrung, die sie im Musikgeschäft haben sehr deutlich. Auf einige Aspekte gehe ich später im Text noch ein. Mir kommen zur Musik von TAP und deren Präsentation immer wieder Vergleiche zu einer Schar von anderen bekannten Musikern zu Gesicht und Gehör. Das ist nicht schwer, denn die inzwischen zum Sextett erweiterte Truppe aus Multi-Instrumentalisten, wie TAP selbst sagt: „eigentlich spielen alle Alles“, musizieren mit einer Bandbreite an grenzübergreifenden Stilarten, dass einem schwindelig wird. Ich möchte wie immer hier keine Vergleiche ziehen, ich kann aber jedem empfehlen der die großen Werke des Art- und Prog-Rock liebt, sich die Musik von TAP einmal selbst anzuhören. Aber Vorsicht, Suchtgefahr !! The Ancestry Program wurden 2014 zunächst von Schlagzeuger Andy Lind (Schizofrantik, Freaky Fuckin’ Weirdoz, LIND) und Gitarrist Mani Gruber (Boysvoice, Skybus, Othello) als Studio-Projekt gegründet. Dazu gesellten sich kurz danach Keyboarder Thomas Burlefinger (Poison Ivy, Number Nine, Wally Warning, 7 for 4) und Sänger Ben Knabe (Phantone), allesamt vier namhafte und vielbeschäftigte Studio- und Session-Musiker.
Nun fragen sich natürlich einige, warum schon nach 10 Jahren Bestehen der Band eine Werkschau. Ganz einfach, weil der Zeitraum überhaupt keine Rolle spielt, auch nicht wie viel Musik bisher veröffentlicht wurde. Allein die Qualität der Kompositionen und die Ausführung sind für mich entscheidend. Dafür gibt es in der Geschichte der populären Musik in jedem Genre massenhaft Beispiele, ich kenne Bands, die mit weniger oder gleich vielen Alben Musikgeschichte geschrieben haben. Darüber hinaus haben alle Mitglieder, die bisher in diesem Projekt mitgearbeitet haben, sehr viel Erfahrung und Kompetenz. Beispielsweise Multi-Instrumentalist Andy Lind, der saß schon als 13-jähriger auf dem Hocker hinter den Trommeln und betreibt seit 1988 sein Mars Music Studio. Oder Saiten-Artist Mani Gruber mit seinen fast unüberschaubaren Arbeiten als Musiker und in seinem ManiAC Studio (ich liebe solche Wortspiele). Aber auch Thomas Burlefinger, der bereits 1991 bei den harten Rockern Ez Livin‘ aus Ingolstadt die Schwarz-Weiß-Tasten gedrückt hat und das FreiBad Studio erfolgreich betreibt. Also betrachte ich einen Zeitraum, der über die 10 Jahre mit TAP, hinausgeht. Man könnte hier durchaus von einer bayrischen „Supergroup“ sprechen, einen Begriff den ich auch nicht so besonders mag, der aber oft von vielen Berichterstattern benutzt wird. Von mir diesmal auch, denn er ist hier sicher angemessen. Die komplexe Musik von The Ancestry Program war konzeptionell von Beginn an durchaus auch zur Präsentation vor Publikum gedacht. Das ist seit Jahrhunderten von den Komponisten so gedacht gewesen, früher noch viel ausgeprägter als heute. Auch wenn Musik nun in analogen und digitalen Konserven gepackt werden kann und für den Konsumenten jederzeit verfügbar ist, ein leibhaftiges Zusammentreffen von Künstlern und Publikum ersetzt das in keinster Weise. TAP: „Aber am wichtigsten ist der Band ihre Eigenständigkeit, die Songs werden alle selbst komponiert und man schöpft tief aus dem kommunen Erfahrungsschatz und verwebt die individuellen Fäden zu einem bunten Klangteppich, bei dem auch die englischen Texte von einer tiefergreifenden Lebenserfahrung sprechen. Auf der Bühne bietet die sympathische Mannschaft ihre doch recht anspruchsvolle Musik nichtsdestotrotz mit einem Lächeln im Gesicht, Schalk im Nacken und originellen Kostümen dar.“ Ich hatte das Vergnügen, diese außergewöhnliche Truppe schon einmal bei einem Auftritt erleben zu dürfen. Stimmt alles, dazu später im Text noch einmal ein paar Zeilen mehr.
Der 77-minütige Einstieg – Mit dieser Musik auf dem großartigen Debüt „Tomorrow“ (2020) legt TAP die Messlatte schon recht hoch, präsentierte eine kreative Stilmischung aus harten und sanften progressiven Klängen, abwechslungsreiche, zeitgemäße, sehr gut komponierte Musik mit Konzept und auch längeren Titeln inklusive. Vier erfahrene Musiker aus dem Großraum München hatten eine Menge musikalischer und visueller Ideen, haben sich 2015 zusammengetan um gemeinsam parallel zu ihren anderen vielfältigen musikalischen Aktivitäten auch hier im progressiveren Bereich eine ordentliche Duftmarke zu setzen. Das Quartett besteht im Kern aus den drei Multi-Instrumentalisten Andreas Lind, Mani Gruber und Thomas Burlefinger sowie Front-Vokallist Ben Knabe. Unterstützt werden sie bei einigen Passagen von einigen Gästen, am Bass Heiko Jung (Panzerballett) sowie Martin Kursawe (Gitarre) und beim schönen Titel „Human Key“ an Blass-Instrumenten Axel Kühn (leider Mitte 2024 verstorben). Nicht unerwähnt bleiben darf Jan Reiser, der zum einen dann auch für das Design der zwei Alben der Dilogie verantwortlich war, sondern sich auch schon hier für das Debüt mit spektakulären Cover-Design und Art-Work der 24-seitigen Ausgabe im Format CD-Mini-Büchlein verantwortlich zeichnete. Daran sollten sich auch andere hochdotierte Künstler im progressiven Bereich mal ein Beispiel nehmen, die mit zunehmender Bekanntheit immer lieblosere Produkte auf den Markt bringen. Natürlich gibt es auch da einige Ausnahmen. Besonders auf dem LP-Cover, der auf nur 320 Stück limitierten türkisen Doppel-Vinyl-Ausgabe kommen die futuristischen Zeichnungen einer humanoiten Roboter-Dame im Terminator-Outfit und grünen Zweig im Mund sehr schön zur Geltung.
Und passgenau knüpft die wundervolle Musik dieser prallvollen CD, beziehungsweise Doppel-Vinyl (FreiBad Schallplatten & Musikverlag), an das Gesamt-Konzept an. Dass dieses Münchener Projekt The Ancestry Program mit ihrer enormen Bandbreite natürlich an verschiedene andere Bands aus Vergangenheit bis heute erinnert, sollte für Niemanden eine Überraschung sein. Ich erspare mir wie üblich diese Vergleiche. Aber die moderne progressive Musik von TAP hat trotz Nähe zu bekannten Melodien und Klangmustern auch immer wieder Überraschungen parat. Schon nach dem knapp 1-minütigen sphärischem „Silver Intro“ geht es bei „Silver Laughter“ schon ordentlich krachend zur Sache. Alle Musiker können hier ihre Fähigkeiten virtuos ausspielen und Ben Knabe verbindet alles mit einer in Ausdruck und Variation starken Vokalleistung. Bei einigen Titeln, alle mit Spielzeiten zwischen sechs und elf Minuten, gibt es sogar Passagen mit dosierten, gut platzierten Growls von Andy Lind, ähnlich wie bekannter weise in einigen Metal-Genres verwendet. Gut platziert ist auch der Einsatz von gleich mehreren Blasinstrumenten durch Gast-Bläser Axel Kühn; Saxofone, Flöten, Klarinette; im bereits erwähnten „Human Key“, dass insgesamt etwas düsterer wirkt. Aber diese Klangmuster hätte TAP jedoch für meinen Geschmack auch noch etwas mehr einsetzen können. Auch hier gibt es natürlich etliche sehr gute bekannte Beispiele aus den 70er. Die Münchener orientieren sich aber nicht nur Retro, knüpfen zwar an die erfolgreichen Zeiten der Vergangenheit (der Ahnen) an, sie setzen aber vital und modern ihr eigenes frisches Programm. Ich habe lange gesucht, auch nach vielen Durchläufen sind mir keine signifikanten Punkte zum Kritisieren aufgefallen. Einige Passagen wären mittels auffüllen mit dosierten klassischen Streich-Instrumentar noch perfekter. Das ist aber keine Kritik, sondern nur meine persönliche Sicht. Beim nachfolgenden „Mysticeti Ambassadors: Part 1“ hat man dann tatsächlich auch diesen Ball gespielt und dazu gewonnen. Aus dem ursprünglichen Studio-Projekt ist bereits auch eine Live-Band geworden, weitere feste Bandmitglieder nun Live und im Studio, Gitarrist Wolfgang Zenk (Stingway, Sieges Even, 7 For 4, LIND) und am Bass Frank Thumbach (Klima, Rock Antenne Band, RPWL). Ein rundum überzeugendes, abwechslungsreiches Debüt mit Bandbreite von Art-Rock bis Prog-Metal, Growls-Allergiker müssen sich wegen ein paar Gröl-Momente keine grauen Haare wachsen lassen, ein insgesamt ausgesprochen einfallsreiches, frisch-modernes, gut eingespieltes Album, das nach einem ebenbürtigen Nachfolger schreit. Das erschien dann zum Jahresende 2021 mit dem ersten Teil der Dilogie.
Mysticetische Botschafter… – Bereits im November 2021 erschien dann der erste Teil, wieder in Eigenvertrieb (FreiBad Schallplatten & Musikverlag), der schon im Titel ein zweites beziehungsweise drittes Album ankündigte, geplant war aber eine Dilogie. Auch auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole, kann ich es mir aber inzwischen viel besser erklären warum solche Bands wie The Ancestry Program, kurz TAP, aus der Bavaria-Hauptstadt immer wieder weit unter dem Radar vieler Konsumenten und sogar Musik-Facharbeitern laufen. Schwieriger ist nachzuvollziehen, warum, wenn diese großartigen Kompositionen denn mal bekannt geworden sind, oft das Material von englischsprachigen Künstlern dennoch vorgezogen wird. Schon mit dem Debüt „Tomorrow“ (2020) spielte das Münchner All-Star Progressive-Rock-Quartett plus Gäste ein großartiges Album ein. Viele Kollegen wurden damals schon von der außergewöhnlichen Qualität angelockt und haben einhellig sehr positiv dazu berichtet. Ich bin bei einem Sommer-Festival 2022 glücklicherweise in den Genuss gekommen, eines der letzten CD-Exemplare des zweiten Werkes „Mysticeti Ambassadors: Part 1“, sogar in Erstauflage und von der kompletten Band signiert zu bekommen. Das Album wurde inzwischen bei Progressive Promotion Records neu aufgelegt und laut Thomas Burlefinger sollte dort auch dann der zweite Teil dieser musikalischen Geschichte, der zu diesem Zeitpunkt kurz vor der Vollendung stand, veröffentlicht werden. Ein Konzept über mehrere Alben ist nicht neu, aber sehr selten und in dieser hochwertigen Qualität und hier im deutschsprachigen Raum schon sicher beachtens- und erwähnenswert. Schon die Außen- und Innenseite des 8-seitigen Digipak von „Mysticeti Ambassadors: Part 1“ mit zwei beeindruckenden Breitbandbildern, ist ähnlich wie beim Debüt, ein echter Hingucker. Vorne: Ein Schwarm Roboter-Bartenwale (Mysticeti) schwebend in einem Medium in einer fernen Zukunft auf Planet Erde oder einem anderen Ort irgendwo im Universum. Hinten: Eine wüstenähnliche Mars-Landschaft, Gase in Gelb und Feststoffe in Orangebraun. So könnte beispielsweise das marine Leben auf einem erdähnlichen Planeten in zwei verschiedenen Zeitabschnitten ausgesehen haben oder noch aussehen, oder wenn die Menschheit so weitermacht auch auf unserer heimischen Terra. Hier sind den Phantasien individuell keine Grenzen gesetzt und das ist von TAP auch so gewollt. Ebenso ist das 16-seitige Büchlein in diesem Design-Stil gehalten. Es gibt wenige Alben, bei denen ich so viel über das Cover erzähle, aber es gibt doch immer wieder mal Ausnahmen. Beide Alben haben mit den erstklassigen Frontbildern einen Wiedererkennungseffekt und zwei echte sagenhafte Blickfänger !!
Inzwischen ein Sextett aus erstklassigen Musikern, dazu gekommen Gitarrist Wolfgang Zenk und im unteren Bereich der Frequenzpyramide Frank Thumbach, spielt hier unter Mitwirkung einiger Gäste an Gitarren, Cello, Violine, Saxofone, ein erstklassiges progressives Art-Rock-Album ein. Es steht seinem Vorgänger in nichts nach. Ganz im Gegenteil, man merkt, dass sich diese Truppe regelrecht warmgespielt hat, die Musik knüpft nahtlos an den Erstling und hebt meines Erachtens sogar die Qualität signifikant an. Schon beim treibenden 17-minütigen „Dark To Overcome“ werden alle Register an Instrumenten, Stimmen und technischen Tricks gezogen. Ein durchlaufendes 7-teiliges 71-minütiges Klang-Konzept, eine Prog-Hauptspeise direkt mit ordentlichem Nachschlag, ohne festgesetzte aber ineinanderfließende Grenzen; melodischer, progressiver und klassischer, teils knallharter Rock („Carry On: The Lyricist“), jazzige Fusion-Rock-Passagen, modernes Spiel an allen Instrumenten. Wohldosierte und punktgenau platzierte sphärische, gespenstische, elektronische Einspieler und ein immer passender Gesang und Vokalakzente machen die Sache rund. So könnte einer der Urgestein-Prog-Dinos (Ahne) der kreativen 70er heute klingen. TAP: „Wir agieren getreu der Linie, keinerlei Kompromisse in Richtung Kommerzialität einzugehen.“ Ich erspare mir oft die Vergleiche zu anderen Künstlern, hier mal eine Ausnahme, ich bleibe aber in der Gegenwart. Konzept, musikalische Ausrichtung und Qualität über alles erinnert mich stark an die Werke des Berliner Projekt smalltape von Philipp Nespital, die Prog-Kammermusik der Österreicher Blank Manuskript aus Salzburg oder Marek Arnold’s Meisterwerk „Artrock Project“ (MAARP). Man könnte sogar meinen, MAARP und TAP haben sich mit ihren beiden düsteren postapokalyptischen Welten abgesprochen. Keine Musik zum Hören nebenbei, eher komplexere Musik, bei denen man den Geschichten folgen sollte. Mir hat das überzeugende 71-minütige Werk von TAP sehr gut gefallen, ich freue mich auf „Of Silent Mammalia: Part 2“.
…von stummen Säugetieren – TAP: „Die Dilogie ist vollbracht!“ Beim Mitte Juli 2023 veröffentlichten zweiten Teil „Of Silent Mammalia: Part 2“ wurde das futuristische Design des ersten Teils weitergeführt. Die beiden aufgeklappten CD-Cover ergeben ein Breitbandbild. Ursprünglich schon für den Herbst 2022 geplant, gab es eine Menge interner Gründe warum es doch noch ein halbes Jahr länger gedauert hatte. Wenn man beide vorherigen Alben mehrmals gehört hat, kann man sich einige der musikalischen Gründe denken. TAP wollte die Qualität von „Of Silent Mammalia: Part 2“ unbedingt halten, wenn möglich noch steigern, „gut ist manchmal noch nicht gut genug.“ Und es hat geklappt, es passt nahtlos an den Vorgänger und das in jeder Hinsicht. Vielleicht war auch der Wechsel von einigen Musikern doch nicht so einfach zu kompensieren. Die drei Multi-Instrumentalisten Andreas Lind, Manni Gruber und Thomas Burlefinger sowie Front-Vokallist Ben Knabe werden 2021 zum Quintett und diesmal wird The Ancestry Program mit Bassist Marco Osmajic (Schizofrantic) und mit dem weiteren Gitarristen Mike Voglmeier wieder zum Sextett. Kompositorisch wird bei TAP von Anfang an wahrlich geklotzt, nicht rumgekleckert. Jede Note kommt x-mal auf den Prüfstand, bevor final aufgenommen und die geballten Tonfolgen dann über Lautsprecher den geneigten Zuhörer erreichen dürfen. Düster und wabernd geht es gleich im Intro „Mysticeti Ambassadors“ richtig los und spätestens im Mittelteil von „Path Of Inspiration“ ist man zurück in der Geschichte der futuristischen Bartenwale. Danach gibt es sieben sehr schöne zwischen 6 und 9-minütige Titel, die in der Qualität keine Wünsche offenlassen und wie aus einem Guss wirken. Mit dem Outro „Of Silent Mammalia“ wird das dritte Werk von The Ancestry Program ausgeblendet. Ein echter Zugewinn sind bei dem dritten Album die Zutaten wie Saxophone, Violinen, Bläsersätze, Streichquartette. TAP: „Hurra! Echte Streicher, jetzt auch bei TAP!“ Den Kompositionen tun die zusätzlichen Klangfarben eines veritablen Gäste-Orchesters aus Bläser und Streicher sehr gut, es wirkt dadurch noch abwechslungsreicher. Aber die Münchener Band hat auch noch das Glück mehrere erfahrene Komponisten, Texter und Instrumentalisten in ihren Reihen zu haben, das sorgt zusammen mit den vielen Gästen für den bereits angesprochenen Abwechslungsreichtum. Und so ist es kein Wunder, dass auch „Of Silent Mammalia Part 2“ wieder ein fantastisches Album geworden ist. Ich kann euch das jedenfalls nur wärmstens empfehlen. Hier stelle ich nun die einzelnen tragenden menschlichen Säulen von The Ancestry Program etwas näher vor.
Der Multi-Instrumentalist Andy Lind saß schon als 13-jähriger auf dem Hocker hinter den Trommeln und betreibt seit 1988 sein Mars Music Studio. Er ist bei TAP der Schlagzeuger, Perkussionist und Taktgeber. Er hat unter anderem auf dem letzten Album „Oh My God“ von Freaky Fuckin Weirdoz mitgespielt, lange die avantgardistischen Art-Prog-Rocker Schizofrantik unterstützt, auch für Acht. (mit Gil Ofarim), Jacuzzi (Funk), Tryologue Jazz Trio, The Wall, einem Projekt von und mit Panzerballett-Gründer und Gitarrist Jan Zehrfeld gearbeitet. Aber besonders für sein Solo-Projekt LIND war er seit 1996 insgesamt 6-mal im Studio, zuletzt 2023 für „A 3rd Ear Conversation (The Justification Of Reality Part II)“. Und dort arbeitete er mit fast allen zusammen die ich bisher erwähnt habe, inklusive Kalle Wallner (RPWL), Arno Menses (Subsignal), Marek Arnold (Toxic Smile, Cyril, Seven Steps To The Green Door +), Marco Glühmann (Sylvan), Jan Zehrfeld (Panzerballet), Gary Husband (John McLaughlin, Level 42 +), Wolfgang Zenk (Sieges Even). Andy spielt zusammen mit Mani Gruber auch beim Rock Meets Gospel Project von Georgio Farina und in der Cover-Band ABBA 99. Hört dazu auch gerne in unseren Podcast mit Andy rein!
Seit nunmehr fast 40 Jahren arbeitet Mani Gruber nun erfolgreich in vielen Bereichen des Musikgeschäfts. Den Gitarristen Mani Gruber kennt man vor allem von den Bands BoysVoice, aber auch Skybus und Othello (Die Rockoper). Als geschätzter Produzent und Tontechniker arbeitete er in seinen früheren drei Studios, zuletzt Sky Studio in Taufkirchen sowie seit 1998 im ManiAC Studio München für viele Künstler, Bands, Projekte. Hier seit 2007 zusammen mit den Nachbarn Reamonn-Gitarrist Uwe Bossert (Achtung Music Studio) und Schlagzeuger Corni Bartels (Weltraumstudios). Tausendsassa Mani spielt bei der Glam Gang (The Wizard), aber auch zusammen mit Andy Lind beim ambitionierten Rock Meets Gospel Project von Georgio Farina und fast drei Jahrzehnte in der Cover-Band ABBA 99 (1998-2024 als Björn). Dort arbeiten sie mit einer Vielzahl von Musikern aller Stilrichtungen zusammen und nutzen diese Verbindungen auch für ihre anderen Projekte.
Multi-Instrumentalist Thomas Burlefinger darf man als Tasten-Urgestein bezeichnen. Er spielte schon 1991 als Gast bei den harten Rockern Ez Livin‘ aus Ingolstadt. Er hat bei zahllosen Bands mitgewirkt: Wally Warning, Stormhammer, Poison Ivy, Number Nine, 7 for 4, schrieb eine stattliche Zahl an TV-Musiken (Fall Für Zwei, Faust, Zorc, etc.). Zurzeit spielt und singt er auch als Rick Davies in der Supertramp-Tribute-Band Century’s Crime. Er betreibt und arbeitet in München in seinem FreiBad Studio seit 1988.
Ben Knabe hat Gesang studiert, singt und spielt Gitarre seit 2017 auch bei Phantone (Debüt Phantone One) und hat trotz seines überschaubaren Alters schon so mancher Kraut-Rock-Legende sein Organ geliehen. Er lieferte den Gesang bei Trees Under Water und war Mitglied der Stoner-Band Gods Ground.
Auch der Meister-Gitarrist Wolfgang Zenk (Stingway, Sieges Even, 7 for 4, LIND) ist ein Urgestein der harten deutschen Rockmusik und hat seit Geburt seinen Lebensmittelpunkt im Großraum München. Europatour mit dem New Yorker Broadway Ensemble Hair und Rocky Horror Show sowie einige weitere Arbeiten für Zirkus, Shows und TV. Seit 1997 Leitung des renommierten MGI München (Munich Guitar Institute).
Den Bassisten und vielbeschäftigten Musiklehrer Frank Thumbach kennt man von vielen unterschiedlichen Bands und Projekten: Just Two Plus One (Jazz Trio), Squibzone (Fusion, Funk), Sdelay (Soul, Pop), Klima (Songwriter, Pop), Triopuls (New Jazz), Mary Roos & Wolfgang Trepper (Pop), auf Tour mit Jesse Witney, Chris Cronauer, RPWL, zuletzt war er im Projekt Klassik Meets Jazz mit Bariton-Sänger Johannes Schendel und in die Musikshow Made In Germany Live involviert. Leider musste Frank deshalb aus zeitlichen Gründen TAP 2022 wieder verlassen. Man kann nur hoffen, dass seine Wege ihn auch noch einmal zu TAP zurückführen.
Zwei Neuzugänge für Studio und Bühne – Der erfahrene Gitarrist Mike Voglmeier und Musiklehrer spielte alles zwischen Gospel, Punk und Jazz, beispielsweise bei Lustfinger, Joan Orleans (1993-98), Anderson – Dorn (2007: CD „Essences“). Auch die Serien Tatort und der Marienhof haben schon seine Künste als TV-Komponist in Anspruch genommen. Der Bassist Marco Osmajic ist das jüngste Bandmitglied. Er durfte seine progressiven Fähigkeiten unter anderem bei The Roxx und Schizofrantic schulen. Beide standen nun schon mehrfach mit TAP auf der Bühne, auch beim Art-Rock-Festival 2023 (siehe nachfolgenden Bericht).
Progressive-Rock-Abend der Superlative 2023 – Seit ich beim Night Of The Prog 2022 zufällig dem charismatischen Multi-Instrumentalisten Thomas Burlefinger aus München über den Weg gelaufen bin und er mir die ersten beiden Werke seiner Band übergeben hat, bin ich mit The Ancestry Program (Ahnenforschung-Programm), kurz TAP, aus der Bavaria-Hauptstadt in regelmäßigen Kontakt. Thomas hatte damals ein Angebot von den Freisingern RPWL, er hätte 2023 in jedem Fall im Reichenbacher Neuberinhaus gespielt. Aber er hat sich für sein Herzensprojekt entschieden, steht mit Front-Vokallist Ben Knabe, Schlagmann Andreas Lind, Tieftöner Marco Osmajic und den beiden Gitarristen Mani Gruber und Mike Voglmeier auf den ehrwürdigen Brettern der imposanten Bühne im sächsischen Vogtland.
Die Aufgaben sind intern bei Konzerten klar verteilt, aber eigentlich spielen laut TAP alle „des guten Personals“ Alles. TAP: „Es begann in der zweiten Hälfte der 2010er zuerst als Studio-Projekt, aus dem dann schließlich eine echte Band wurde, die getreu dem Motto agiert, wenn man schon an Tonträgern kaum mehr Geld verdient, dann wollen wir jetzt mal, fernab jeglicher kommerziellen Kompromisse, so richtig die Sau rauslassen.“ Das haben diese sechs sympathischen Bavarians zur Eröffnung des 3-tägigen 11. Art-Rock-Festival 2023 punktgenau und blitzsauber hinbekommen. Und das war gut so, denn der Festival-Einstieg ist für die eröffnende Band wie auch für das Publikum nicht ganz unwichtig, oft wird hier schon eine entscheidende Weiche gestellt. TAP hat mit Debüt „Tomorrow“ (2020) und dem Nachfolger „Mysticeti Ambassadors: Part 1“ (2021) zwei Kracher-Alben im Gepäck. Hier setzen TAP mit einer außergewöhnlichen Mischung über die gesamte Spannbreite komplexen progressiven Art-und Prog-Rock signifikante Duftmarken.
Die moderne progressive Musik von The Ancestry Program hat trotz Nähe zu bekannten Melodien und Klangmustern auch immer wieder Überraschungen parat. Ich war sehr gespannt, wie die sechs erfahrenen Musiker dieses durchweg komplexe Material dem kritischen Publikum präsentieren würden. Und nicht nur mir stand der Mund nach kurzer Zeit sperrangelweit offen. Man hatte das Gefühl, hier spielt eine bühnenreife Band das 100ste Konzert, die homogenen Abläufe, nahtlosen Übergänge, blindes Verständnis der aktiven Instrumentalisten, kaum zu glauben, dass sie erst ihren zweiten Auftritt bestritten. Und wie souverän dieses Septett es macht – die zum Teil langen Kompositionen werden glasklar und sehr druckvoll präsentiert, Live gespielt gewinnen sie dadurch noch mehr an Intensität. Man merkte diesen sechs bayrischen Männern die Freude an, für dieses begeisterte Publikum hier aufspielen zu dürfen.
Auch später im Foyer strahlen sie in Dauerschleife, lassen sich umarmen, feiern mit den Besuchern ein Fest, das laut Thomas weit über den Abend hinausgeht. Das ist der wahre Geist von Musik, der auch mich immer wieder packt, durchschüttelt und mitnimmt. Ich freute mich zuerst einmal über diesen großartigen Auftritt und weiterhin schon auf das dritte Album, das damals gerade kurz vor der Vollendung stand. Das Intro und Outro vom kommenden „Of Silent Mammalia: Part 2“ (11-2023) haben The Ancestry Program damals in Reichenbach schon gespielt. Und so etwas trauen sich nur die besten der Szene. Wer es nicht glaubt, besucht einen Auftritt von TAP und staunt mit offenen Mund wie ich damals.
Setlist ARF 2023: Mysticeti Ambassadors*** – Another Way To Fly* – More To This* – Gusty Ghost** – Pun Intended* – Easy For Us* – Tiny Monsters** – Tangerine Parties* – Zugabe: Of Silent Mammalia*** (* Tomorrow, ** Part 1, *** Part 2).
Das Kollektiv The Ancestry Program hatte 2023 und 2024 einige Auftritte, arbeitet zurzeit am nächsten Album. Man kann dieser großartigen Band nur die Daumen drücken und viele Auftritte wünschen. Wenn auch zu solchen Veranstaltungen nicht in Stadien geströmt wird, so kann ich von vielen diesjährigen Club-Auftritten berichten wo solche fantastischen Musiker berechtigt frenetisch gefeiert wurden. TAP: „München verbindet man bisher wohl eher mit Oktoberfest, Schuhplattler und Bergsport in den nahegelegenen Alpen.“ Hoffentlich ist nun auch die anspruchsvolle Rockmusik dazu gekommen. Solche erfahrene Musikschaffende helfen mit, das die Musikkultur nicht komplett unter die Räder kommt und das nicht nur in München oder Bayern. Deshalb wünsche ich den grauen Eminenzen aus München weiter viel Schaffenskraft und Leidenschaft. Denn es gibt nicht so viele Bands dieses Kalibers in deutschen Landen und von mir aus könnte TAP das nächste Album schon wieder 2025 veröffentlichen (ist bereits in Arbeit). Bis dahin können Fans solcher Musik ja bei der weltweit größten digitalen Video-Plattform den Suchbegriff The Ancestry Program eingeben und sich die Studio-Videos von „Another Way To Fly“, „Pun Intended“ (2020) sowie die beiden Album-Teaser „Tomorrow“ (2020) und „Of Silent Mammalia: Part 2“ (2023) anschauen. Oder noch besser, geht zusätzlich zu einem der 2025 geplanten Konzerte.