Interview mit Axel Skalstad von WIZRD

Das Label Karisma Records aus Norwegen steht für Veröffentlichungen abseits des progressiven Mainstreams, da bilden auch WIZRD keine Ausnahme, die für ihr Debüt “Seasons” ausnahmslos positive Kritiken eingefahren haben. Das  Album ist zwar schon im letzten Jahr erschienen, aber besser spät als gar nicht, dachte sich Renald Mienert und sprach mit Drummer Axel Skalstad.

Ihr seid ja alle in unterschiedlichsten Bands unterwegs, wie kam es zu WIZRD?   

Wir kommen alle aus verschiedenen Ecken des Landes und haben uns erst während des Studiums kennengelernt. Wir haben alle zusammen in Trondheim studiert und unseren  Abschluss in improvisierter Musik. Unser Bassist Hallvard hatte die Aufgabe, im Rahmen einer Prüfung einen Song zu schreiben. Er macht übrigens noch seinen Master und hat gerade seine Abschlussprüfung. Unser Gitarrist und ich haben uns dann mit ihm zusammengetan. Das war so um 2014. Die meisten Songs auf Season stammen aus dieser Zeit.

pic: (C) frida roland

Das klingt nach einer perfekten Verbindung von dem Angenehmen und dem Notwendigen…

Aus künstlerischer Sicht waren wir im Studium völlig frei und konnten machen was wir wollten – wir mussten natürlich irgendwann demonstrieren, dass wir gelernt haben zu improvisieren. Wir orientieren uns an John Coltrane. Es gibt eine gewisse Grundstruktur und zu dieser improvisieren wir dann. Der Gesang war eine besondere Herausforderung, wir sind nicht wirklich die geborenen Sänger. Aber wir haben uns während des Studiums auch damit beschäftigt, die eigene Stimme für das Improvisieren zu verwenden. Und unser Produzent hat uns auch sehr dabei geholfen.

Welche Rolle spielt WIZRD bezogen auf die vielen anderen Projekte, in die ihr involviert seid?

WIZRD ist wie unser süßes kleines Baby, das wir alle zusammen über eine möglichst lange Zeit weiter entwickeln wollen. Wir haben jetzt einen Weg gefunden, zusammen zu musizieren. Es ist, als hätten wir eine Art Toolbox, aus der wir uns bedienen können. Es geht darum, einen Song zu spielen, ohne darauf vorbereitet zu sein, aber um das zu können, braucht es eine Menge Vorbereitung.

Das klingt  jetzt irgendwie schwierig…

Wir teilen all diese Faszination für sehr komplizierte Musik. Die Musik von WIZRD verbindet alle unsere Einflüsse, ist aber auch ein Platz, wo jeder in der Band er selbst sein kann ohne irgendwelche Grenzen. Ich verstehe, dass auf John Coltrane basierende Improvisationen für einige Prog-Fans zu weit gehen, aber wir haben Spaß an genau dieser Art zu musizieren. Und hier in Norwegen haben wir ein sehr gutes Jazz – und Rockpublikum.

pic: (C) frida roland

Warum kommen eigentlich gerade aus Skandinavien so viele Prog-Bands, die auch gerne mal musikalische Grenzen überschreiten?

Gute Frage. Schon in den späten Sechzigern und frühen Siebzigern hat sich hier der Jazz mit anderen Stilen vermischt. Das macht die Jazzszene hier eventuell  zu etwas Besonderem. Vielleicht liegt es aber auch einfach nur daran, dass es hier so kalt ist und das Wetter so schlecht, da sitzt man lieber im Trockenen und macht Musik.

Aber dazu muss man ja erst mal die Zeit haben, euer Bassist spielt bei der Rockband Spidergawd, der Gitarrist unter anderem bei Megalodon Collective, der Keyboarder bei Soft Ffog, bei denen du auch aktiv bist und außerdem bei Krokofant…

Wir versuchen uns so oft es geht zu treffen. Wir leben jetzt zwar alle in Oslo, haben aber so viele verschiedene Projekte, mit denen wir viele Tage über im Jahr auch unterwegs sind. Aber jetzt im Sommer spielen wir wieder einige Konzerte im Süden Norwegens.

Wird das mit nur einem Album nicht etwas knapp, was die Setlist angeht?

Wir haben schon einige neue Songs, die wir auch live spielen werden. Aber natürlich werden wir, wo es sich anbietet auch Songs vom ersten Album in anderen Versionen spielen, längere Soli zum Beispiel.

Und wie geht es mit WIZRD weiter?

Wir sind gerade an den Arbeiten für unser zweites Album. Dieses Mal werden wir es selbst produzieren, aber Martin Horntveth  ist ein guter Freund von uns und kann jederzeit involviert werden.

Wie kamt ihr eigentlich zu eurem Label?

Matias Tellex, der für den Album- Mix verantwortlich war, gab uns den Tipp. Wir sind sehr zufrieden, die Leute sind sehr enthusiastisch.

Man vergleicht euch ja gerne mit den üblichen Verdächtigen im klassischen Prog, aber auch mit dem Mahavishnu Orchestra – wie seht ihr das?

Das Mahavishnu Orchestra mögen wir alle sehr, haben sogar Songs gecovert. Es gibt eine amerikanische Band, White Denim, die wir auch sehr mögen. Der Sänger der Band James Petralli hat als Gast auf “Fire and Water” gesungen. Und dann natürlich Motorpsycho, die Band ist so was wie der Gott Vater der modernen Rockmusik Norwegens. John Coltrane natürlich, aber auch CCR oder Crosby, Stills, Nash & Young, speziell was die Gesangsharmonien angeht. Ich denke, durch den harmonischen Gesang werden diese komplexen Songstrukturen für den Hörer zugänglicher. Allerdings ist es vor allem sehr schwierig gleichzeitig zu spielen und dazu auch noch zu singen.

Euer Talent hat ist ja in eurer Heimat nicht unbemerkt geblieben….

Wir waren  immerhin für den norwegischen Grammy nominiert, den Spellemanspreis im Genre Rock. Es war eine große Ehre für uns. Wir haben zwar nicht gewonnen, aber es war schön zu sehen, dass wir in der Rockszene anerkannt werden, wo wir alle ja eher aus dem Jazz kommen.

Und was nicht ist, kann ja noch werden.

Please follow and like us:
Facebook
Instagram
TWITTER
Copyright © 2024 | STONE PROG | Die Welt des Progressive Rock