Nachdem die Australier UNITOPIA bis 2012 fünf in den Prog Fachkreisen teilweise hochgelobte Alben veröffentlicht hatten und auch in Europa getourt sind, zog sich die Band unerklärbar zurück. 2014 wurde die Auflösung der Band bekannt gegeben. Umso überraschter war man, als sich im Herbst 2022 Gerüchte verdichteten, dass es wieder Konzerte in Europa geben würde. Auch die Ankündigung eines neuen Album versprach großes, und man kann den Australiern einen großen Wurf bescheinigen.
Tracklist:
1. Broken Heart (8:31)
2. Something Invisible (7:20)
3. Bittersweet (6:39)
4. Mania (12:30)
5. The Stroke of Midnight (9:39)
6. Helen (19:14)
7. The Uncertain (18:34)
„Seven Chambers“, also, sieben Kammern, stellen gewissermaßen sieben Krankenzimmer dar, aus welchen beschrieben wird, was man fühlt und empfindet, wenn man plötzlich aus dem Leben gerissen da liegt. Manchmal nicht weiß was passiert ist, warum der Körper nicht mehr funktioniert und ob und wie es nun weiter geht. Die umschriebenen Krankheiten in den Stücken sind sehr gut identifizierbar. Ungewissheit nimmt dabei einen großen Rahmen ein. Der letzte Longtrack heißt auch „The Uncertain“, und endet mit der Zeile „In the land of the uncertain – I am home“, also das Schicksal und die Krankheit anzunehmen, egal was passieren mag. Vielleicht stirbt man, vielleicht wird es wieder…
Alle Stücke außer „Helen“ (hier lohnt es sich, den im Booklet angegebenen Namen Helen Brooke Taussig mal zu googeln) tragen dabei autobiografischen Charakter der UNITOPIA Kreativabteilung. Herr Professor Dr. med. John Greenwood (Gitarrist und anerkannter Medizinprofessor im australischen Adelaide) wird dabei sicher eine wesentliche Rolle beim Kreieren der Stücke übernommen haben. Als Konsument des Ganzen muss man sagen – wenn man nun schon ein Stück des Weges gegangen ist und die Einschläge näher kommen, schnüren einem diese Stücke doch an vielen Stellen die Kehle zu.
Diese inhaltlich schwere Kost ist auf eine Doppel-CD gepackt, in also sieben Stücke in einer Länge jeweils zwischen knapp sieben bis zwanzig Minuten gegossen und wird von vielseitiger, hervorragend produzierter und gut zugänglicher progressive Rock Musik getragen. Die von den Weltstars Alphonso Johnson und Chester Thompson getragene Rhythmus-Fraktion kommt druckvoll rüber.
Die zumeist überlangen Tracks sind dynamisch und nirgends langweilig. Riffs, Flöten, real klingende Orchesterklänge, Akustikgitarren- oder Geigensolos und so manches mehr sorgen für starke Abwechslung, ja sogar Medizingeräte sind an manchen Stellen als Effekt oder Rhythmusgeber eingesetzt. Das ganze wird getragen von der wunderbaren, vollen und ein bisschen väterlichen Baritonstimme von Mark Trueack.
UNITOPIA haben mit dem Konzept von „Seven Chambers“ wirklich etwas zu sagen. Das Ganze ist in ein großartiges und nachhaltiges Album verpackt, welches kaum Wünsche offen läßt. Es zählt in seiner Gesamtheit definitiv zu den besten audiophilen Werken des Progressive Rock diesen Jahres.
Wertung: 9.5 | 10 Punkte
Lineup:
Mark Trueack / vocals
Sean Timms / keyboards
John Greenwood / guitars
Steve Unruh / flute, violin
Chester Thompson / drums
Alphonso Johnson / bass