!Gerald!
Die französische Band mit dem eigenwillig geschriebene Namen eröffnen den Samstag. Der eher experimentelle Prog Mix aus Jazz, Metal, Psychedelic und Improvisationen erfordert ein eher konzentriertes Zuhören, was auf dem bereits jetzt am Mittag heißen Loreley-Felsen schwer fällt. Live ist diese musikalische Unternehmung auch in Deutschland recht aktiv, auf Konserve stehen aber bisher nur ein vollwertiges Album und eine frisch veröffentlichte EP zur Verfügung, wovon entsprechend das gespielte Material stammt.
Die weißbehemdeten vier Jungs hauen rein und trotzen mit ihrem engagierten Auftritt den heißen Temperaturen. Der singende Drummer Teddie Burton scheint dabei ein bisschen das Heft in der Hand zu haben. Interessant ist auch zu beobachten, wie er mittels Geigenbogen eine Art Noise Box bedient. Spannende Musik, die den Unkundigen anregt, sich weiter mit !GeRald! zu beschäftigen.
Setlist: !Gerald!
The Bissfull Little Life Of Frank Bigbof
Letter To Sandrine
The Short Way Home
Interlude
Glory Whole
Dead Dance
Fire In A Madhouse
Waterfront Act II
Ritual
Die Anspannung ist groß, da die in der Szene hochgelobte Band aktuell gerade mit „The Story Of Mr Bogd Part 1“ ihr erstes Album seit sage und schreibe 17 Jahren veröffentlicht, welches von RITUAL selbst nun auch schon seit fast 4 Jahren angeteasert wird.
Heute ist es nun endlich soweit: auf diesem besonderen Festival wird vor großem Publikum erstmalig das neue Album nahezu vollständig abgespielt. Dem nicht genug: es gibt einen exklusiven Vorverkauf der CD und LP des bisher noch nicht zu kaufenden Albums! RITUAL glänzt auf der Bühne mit ihren eigenen Mitteln: der Varabilität und Perfektion an ihren Rock- und akustischen Instrumentarium (u.a. der Drummer Johan Nordgren an der schwer zu spielenden Nyckelharpa), der Kraft und Dynamik der zwischen Folk und Rock pendelnden Musik und dem entwaffnenden Lächeln des Frontmannes Patrick Lundström.
Sein heutiger Auftritt im engen, bunten Damenkleid wirkt dabei nicht aufgesetzt, sondern eher als zusätzlicher Farbtupfer eines auch musikalisch wunderbar bunten Auftritts. Das benannte und heute aufgeführte frische neue Album „The Story Of Mr Bogd Part 1“ sei dabei allen Prog Fans übrigens wärmstens empfohlen (Rezension hier auf den STONE PROG Seiten nachzulesen).
Setlist: Ritual
A Hasty Departure
The Inn Of The Haunted Owl
Dreams In A Brougham
Chichikov Bogd
Mr. Tilly And His Gang
The Hemulic Voluntary Band
Typhoons Decide
The Three Heads Of The Well
Big Black Secret
Karnataka
Die nun auftretende Band kann man schon als Stehaufmännchen im Prog bezeichnen. Seit Gründung der Band 1997 wechselte das Personal mehrfach kräftig durch, sodass heute von der Originalbesetzung heute nur noch der Bassist Ian Jones auf der Bühen steht.
An der Gitarre steht seit 2018 mit Luke Machin ein guter Bekannter, der beispielsweise Gitarrist bei „The Tangent“ ist und bereits mit seiner eigenen Band „Maschine“ in einer vergangenen Edition dieses Festivals spielte. Mit dem Instrumental von 2003, das der Band den Namen gab, begrüßt die Band den Felsen.
Das Herz ihres Auftritts ist aber heute ganz klar das Opus Maximus und Titelsong ihres aktuellen Albums „Requiem For A Dream“ von 2023, mit einer komplett abgespielten Länge von 25 Minuten.
Setlist: Karnataka
Karnataka
Road To Cairo
All Around The World
Sacrifice
Forgiven
Requiem For A Dream
Forsaken
Beardfish
Als wir Rikard Sjöblom im Rahhmen der BIG BIG TRAIN Tour letzten Semptember trafen, gab er uns überraschend die Auskunft, dass seine 2016 aufgelösten BEARDFISH sich wieder zusammengefunden haben und an einem neuen Album arbeiteten. Damals mussten wir dies noch als großes Geheimnis mit nach Hause nehmen.
Heute haben wir nun den ersten Auftritt der Band nach geschlagenen acht Jahren Pause. Die Band trifft spät auf dem Loreley-Felsen ein, sodass leider die vor dem Konzert angesetzte Autogrammstunde entfallen muss. Das letzte Album „ +4626 – Comfortzone“ hat entsprechend auch schon etliche Jahre auf dem Buckel – entsprechend besteht das heutige Set aus Bandklassikern aus alten Zeiten. Die Fans freut´s, diese nach so vielen Jahren wieder live vernehmen zu dürfen.
Setlist: Beardfish
And The Stone Said: If I Could Speak
The Hunter
In The Autumn
Destined Solitaire
Comfort Zone
Green Waves
The Stuff That Dreams Are Made Of
Lazuli
Diese wunderbare südfranzösische Band dem interessierten Prog Fan hier vorzustellen wäre wie Holz in den Wald tragen. Die sind gemeinsam mit SYLVAN Rekordhalter beim NIGHT OF THE PROG Festival: heute bei der letzten Edition zählt bereits ihren sechsten Auftritt.
Aktuell ist ihr Auftritt von 2022 an gleicher Stelle unter dem Totel „Lorelive“ als Konzertfilm veröffentlicht worden. Keiner ihrer vielen Auftritte, hier oder auf den deutschen Prog Bühnen, ist langweilig. Man muss einfach grinsen, wenn Dominic Leonetti seinen großen Zettel auspackt und dort beispielsweise seine Begrüßung „Güten Abönd meine Freunde!“ abliest. Auch heute sind sie wieder nah bei ihrem Publikum, spielen ihre besondere Musik voller Spaß und Leidenschaft.
Es ist auch nochmal etwas besonderes, sie vor einem derart großen Publikum spielen zu sehen. Leider konnte heute ihre Standard-Zugabe, wo sich alle fünf Lazulis um ihr Marimba herum positionieren, aus Zeitgründen nicht gespielt werden. Auch wenn wir LAZULI, wie alle anderen Prog Bands, auf der Loreley nun nicht mehr erleben werden – diese Truppe werden wir bestimmt bald wieder auf einer anderen deutschen Prog Bühne sehen dürfen.
Setlist: Lazuli
Silloner des odéans de vinyles
Dieter Böhm
Les chansons sont des bouteilles à la mer
L’homme volant
Égoine
Triste carneval
Quel dommage
Etre et ne plus etre
Chaque jour que soleil fait
Le miroir aux alouettes
Les courants ascendants
Pendragon
Die Musik von Pendragon als Neo-Prog zu bezeichnen, erscheint als zu einfach. Trotz der im Kern seit schon 1986 unveränderter Besetzung (Nick Barrett, Clive Nolan, Peter Gee) hat sich die Musik der Mannen um Nick Barrett über die Jahre gewandelt und verfeinert.
So hat diese beinahe Ur-Band des Prog heute die wundervolle Aufgabe, als Co-Headliner des Tages die Begleitmusik zu einem traumhaften Sonnenuntergang spielen zu dürfen. Vielen, die etwas abseits des Bühnenrandes stehen und so die gesamte Szenerie betrachten können, laufen wohlige Schauer den Rücken herunter.
Die emotional und melodiös gestrickte Musik von PENDRAGON, der zu Ende gehende heiße Sommertag, das letzte Night Of The Prog Festival, eigene private Erinnerungen die jeder in sich trägt. Das sind die Momente, die ein Festival unvergeßlich machen. Und Pendragon sind in Höchstform, spielen eins ihrer besten Konzerte der letzten Jahre. Zum einen eine grandiose Setlist mit ihren großen Kompositionen und zum anderen auch die Präsenz auf der Bühne.
Setlist: Pendragon
If I Were The Wind (And You Were The Rain)
Eternal Light
360 Degrees
A Man Of Nomadic Traits
King Of The Castle
Indigo
Nostradamus
Paintbox
This Green And Pleasant Land
Breaking The Spell
Steve Hackett
Der alte GENESIS-Barde bespielt Europa und die Welt seit nun vielleicht 10 Jahren intensiv. Im Gegensatz zu den Mitgliedern in seiner Originalband, die sich in dieser Zeit zu einer einzigen Tour hinreißen ließen, spielt er jedes Jahr exklusiv das Material aus der Zeit, für die die speziell die Prog Fans GENESIS liebten, in verschiedensten Varianten immer neu. Auch wenn man STEVE HACKETT in Deutschland regelmäßig auf Tour besuchen kann, hat jedes einzelne Konzert immer eine magische Faszination.
Wegen der Perfektion die präsentiert wird, und wegen der Nähe zum Original, die bei geschlossenem Auge die perfekte Illusion eines GENESIS-Konzertes zulässt. Wie in den letzten Jahren üblich, beginnt STEVE HACKETT sein Konzert auch heute mit einigen eigenen Songs, denn erst Anfang 2024 hat er das letzte eigene Album „The Circus And The Nightwhale“ veröffentlicht.
Die Mehrzahl seines treuen Publikums will ihn und seine hervorragende Band aber wegen der Genesis Stücke sehen und hören. Im Mittelpunkt stehen heute Stücke des Bandklassikers „The Lamb Lies Down On Broadway“, welche über die Hälfte des Konzertes einnehmen. Das Konzert schwebt durch die Stücke, die wohl beinahe jeder Anwesende im Blut hat.
Spätestens in der Zugabe mit dem Drum Solo und „Los Endos“ Rausschmeißer gibt es kein Halten mehr: das Dargebotene ist einfach klassischer und unvergleichbarer Prog Rock in Reinkultur. Und selbst Festivalgäste, die nicht unbedingt Hardcore-GENESIS-Fans sind und STEVE HACKETT in den letzten Jahren regelmäßig gesehen haben, verlassen den Felsen nach dem zweiten Festivaltag mit einem breiten Grinsen: Schöner kann Prog Rock einfach nicht sein. Und genau deswegen sind wir hier.
Setlist: Steve Hackett
People of the Smoke
Circo Inferno
Devil’s Cathedral
Shadow of the Hierophant
The Lamb Lies Down on Broadway
Fly on a Windshield
Broadway Melody of 1974
Hairless Heart
Carpet Crawlers
The Chamber of 32 Doors
Lilywhite Lilith
The Lamia
It
Dancing with the Moonlit Knight
The Cinema Show
Zugaben:
Firth of Fifth
Drumsolo
Los Endos