Interview: Amarok – Weiter auf dem Weg nach vorne

Amarok aus Polen erfreuen sich wachsender Beliebtheit in der Progszene, und das völlig zu Recht, denn mit ihrem Stilmix sorgen sie durchaus für frischen Wind in dem manchmal etwas angestaubten Genre.  Folgerichtig wurde die Band dann auch zur letzten Night Of The Prog eingeladen. Renald Mienert unterhielt sich mit Marta und Michał Wojtas.

Amarok 2021

Auch wenn Amarok erfolgstechnisch erst in den letzten Jahren richtig durchstarten, die Geschichte der Band begann schon 1999.

Michał: Bei den beiden ersten Alben war Amarok ein Duo. Neben mir war noch Bartosz Jackowski dabei, der auch einige Songs komponiert hat. Aber er wollte sich dann anderen Dingen zuwenden und ich beschloss, das Projekt alleine weiterzuführen, natürlich mit Gastmusikern.  Schon am zweiten Album „Neo Way“ war ja zum Beispiel Colin Bass von Camel mit dabei. Beim nächsten dann – „Metanoia“ – Mariusz Duda von Riverside.

Marta: Eigentlich waren Amarok bis 2017 ein Projekt und wurden erst danach eine richtige Band.

Michał: 2017 waren wir dann zunächst wieder ein Duo, jetzt mit Marta. Aber Marta ist schon sehr lange für uns aktiv, für „Metanoia“ aus dem Jahr 2004 schrieb sie die Texte.  Amarok ist einfach meine musikalische Heimat. Was dann wichtig war, 2017 begannen wir auch Live zu spielen, bis dahin waren wir ein reines Studioprojekt. Zunächst spielten wir wieder mit Gastmusikern, aber dann sprach mich mein langjähriger Freund der Schlagzeuger Konrad Zieliński an, ob er nicht bei Amarok einsteigen könnte und dann waren wir zu dritt, wobei wir aber nie als Trio live gespielt haben. Etwas später kam dann Kornel Popławski am Bass dazu. Wir kannten ihn auch schon und er mochte unsere Musik. 2020 hatten wir dann in Reichenbach beim Artrockfestival unseren ersten Auftritt. Danach entschlossen wir uns, in der Konstellation weiter zu machen und so entstand „Hero“. Auch wenn die Musik größtenteils von mir stammte, waren doch alle anderen auch involviert. Und wir merkten, dass Amarok etwas war, mit dem wir uns alle wohl fühlten.

Amarok 2024

Wenn ihr jetzt an das Artrockfestival in Reichenbach zurückdenkt, was war das für ein Erlebnis?

Marta: Wie gesagt, es war unser erster Auftritt und von da her natürlich eine große Sache für Amarok. Damals war ja auch noch die Pandemie, und es war so ziemlich die einzige Möglichkeit live zu spielen. Aber das Publikum war großartig und wir haben nur schöne Erinnerungen an den Gig.

Aber was war nun eigentlich der Grund für die lange Pause zwischen 2009 und 2017?

Michał: Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ich habe andere Dinge gemacht, mit anderen Künstlern und in einem Studio gearbeitet. Vielleicht lag es auch daran, dass wir bis dahin nicht live gespielt hatten. Aber irgendwann musste ich mit Amarok weitermachen. Da gehöre ich hin. Ich wollte live spielen, und gerade das hat alles verändert, diese Emotionen. Und was sehr schön ist, unsere Publikum wächst von Jahr zu  Jahr.

Und das vielleicht gerade wegen der interessanten musikalischen Ausrichtung…

Michał: Natürlich nehmen wir unsere Inspiration auch von den Künstlern, die uns beeinflusst haben, aber wir probieren auch ständig Neues. Wir wollen frisch und modern klingen, mischen aber auch verschiedene Stile, Rock, Prog, Electronic und Folk.

Das aktuelle Album heißt „Hope“…

Marta: Wir haben uns für den Albumtitel „Hope“ entschieden, weil es heute sehr wichtig ist, Hoffnung zu haben, bei all den Dingen wie der Pandemie oder Krieg.  Wir hielten das für ein gutes Motiv für das dritte Album der Trilogie, die mit „Hunt“ und „Hero“ begann. 

Am Ende des Openers „Hope is“ zählt ihr einen Countdown herunter. Was hat es damit auf sich?

Marta: Das ist ja auch wie der Start einer Rakete. Die Hoffnung soll nicht nur ein zartes Geräusch wie der Gesang eines Vogels sein, sondern eine starke, mächtige Kraft. Hoffnung ist für uns etwas, das bestehende Zustände durch neue ersetzen kann.

Michał: Und Martas Stimme klingt wie eine von der Kommandozentrale eines Raumfahrtzentrums. 

Dass ihr verschieden Stile mixt, haben wir ja schon erwähnt. Ihr scheut euch aber nicht davor, Elemente aus dem Techno zu verwenden, üblicherweise ein rotes Tuch in der Progszene.

Michał: Wenn man diese Stile wie Rock, Folk und Techno geschickt kombinierst, dann kannst du das richtige Gleichgewicht finden, man darf es nur nicht übertreiben. „Trail“ ist das beste Beispiel dafür.

Auf dem letzten Song des Albums „Dolina“ singt ihr Polnisch.

Michał: Der Song entstand bereits 2017, als wir an dem Album „Hunt“ gearbeitet haben. Normalerweise schreibt Marta alle Texte, aber für diesen Song stammt der Text von mir. Es geht um einen Wald hier in Polen. Natürlich ist es jetzt schwerer für die Leute, zu verstehen worum es geht, aber  ich habe einfach das Gefühl gehabt, ihn auf Polnisch singen zu müssen.

Marta: Wir lieben unsere Heimat, die Menschen, die Orte. Aber wenn man nur Polnisch singen würde, bliebe der Bekanntheitsgrad auf Polen beschränkt. Wenn man außerhalb des Landes Erfolg haben will, muss man Englisch singen. Wir haben diesen einen Song, weil wir wissen, dass unsere Landsleute es lieben, aber es wird jetzt nicht die Regel werden. Keiner außerhalb von Polen würde unsere Texte sonst verstehen. Aber es war auch eine besondere Erfahrung für Michał.

Mittlerweile hat die Band erfolgreich ihren Auftritt auf der Loreley absolviert, und wie geht es jetzt weiter?

Michał: Ich habe gerade einen neuen Ordner angelegt – Amarok 8. Ich habe auch ältere Ideen die dort einfließen können. Aber es ist auch wie eine leere Seite, wo man etwa komplett Neues beginnt.

Ihr seid ja miteinander verheiratet. Marta macht bestimmt das Qualitätsmanagement. Wenn ihr etwas nicht gefällt, dann wird es nicht genommen, richtig?

Marta: Na ja, mehr oder weniger.

Michał: Natürlich zeige ich Marta, was ich geschrieben habe. Aber wenn ich etwas schreibe, dann soll es jedem aus der Band gefallen.

Und natürlich auch den Fans. Aber darum muss man sich ja aktuell nicht sorgen.

Amarok beim Night Of The Prog Festival 2024
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