Hasse Fröberg ist sicher vor allem als Sänger der Flower Kings bekannt, hat aber mit Hasse Fröberg & Musical Companion – oder eben abgekürzt HFMC – seine eigene Band am Start. Mittlerweile auch schon seit fünfzehn Jahren aktiv, liegt nun mit „Eternal Snapshots“ das sechste Studioalbum der Skandinavier vor. Renald Mienert stellte Hasse einige Fragen.
Mittlerweile ist es vierzig Jahre her, dass du dein erstes Album veröffentlich hast.
Wir haben mit Spellbound 1983 angefangen. Wir haben zwei Alben aufgenommen und es hätte durchaus etwas Größeres werden können. Aber es gab zu viele Hindernisse. Das größte war, dass ich und ein anderes Bandmitglied zum Militär mussten. Damals war das noch obligatorisch, die einzige Option war für sechs Monate ins Gefängnis zu gehen. Ich war also zehn Monate in der Armee, gerade als die erste Platte erschien, das Timing hätte also nicht schlechter sein können.
Wie kamst du zu den Flower Kings?
Ich habe Roine in einem Bluesclub in Uppsala getroffen, er war Gitarrist der Band, die dort spielte und ich ging mit auf die Bühne um zu singen. Irgendwann rief er mich plötzlich an und sagte, ich habe hier ein Projekt und da ist ein Song außerhalb meines Stimmumfangs, ob ich nicht helfen könnte. Ich fuhr dann ins Studio und es war der Song „The Flower King“. Der Song gefiel mir sofort. Ich sang also den Refrain und auch im Background für einige anders Stücke. Dann hörte ich wieder eine Weile nichts von ihm, ich sang dann einiges auf „Retropolis“ und bei „Stardust We Are“ wurde meine Rolle immer größer, aber ich war immer noch ein Gastmusiker. Bis mich Roine dann fragte, ob ich nicht als Sänger und Gitarrist festes Bandmitglied werden wollte. Ich sagte, „Um Himmels willen, nein. Ich bin Sänger, aber als Gitarrist nicht gut genug.“ Aber irgendwie hat er mich dann doch überzeugt, und es standen Shows in Los Angeles, Kanada und Barcelona auf dem Programm und es war einfach zu verlockend um abzulehnen. Ich habe hart geübt, aber es hat funktioniert. Das war 1997 und seit dem bin ich in der Band.
Viele Musiker können ja nicht von ihrer Musik leben, wie ist das bei dir?
Ich habe tatsächlich immer noch einen Beruf am Flughafen Stockholm wo ich arbeite, wenn keine Gigs anstehen. Ich verdiene Geld mit den Flower Kings, aber da gibt es ja auch Pausen. Ich wollte Zeit mit meinen Kindern verbringen, und hätte ich mich nur auf die Musik konzentriert, hätte ich sie noch weniger gesehen. Also wählte ich diesen Kompromiss und es scheint eine gute Idee gewesen zu sein, denn ich habe immer noch einen sehr guten Kontakt zu meinen Kindern.
Wie kam es eigentlich zu der Idee, eine eigene Band zu gründen?
2008 wurden die Flower Kings auf Eis gelegt. Die Chemie in der Band stimmte nicht mehr. Und ich habe damals tatsächlich gedacht, das wird nie wieder was. Also gründete ich meine eigene Band. Ich konnte ja nicht wissen, dass fünf Jahre später die Flower Kings wieder zu spielen begannen und auf einmal war ich in zwei Bands. Was HFMC angeht, so stammte zu Beginn die gesamte Musik von mir. Aber über die Jahre hat sich das geändert, unser Drummer und unser aktuelle Bassist sind sehr gute Songschreiber und so ist es heute eher eine Zusammenarbeit. Ich mag das, weil es sich dadurch mehr wie eine richtige Band anfühlt. Ich kann Songs schreiben, aber durch den Input der anderen kommen sozusagen mehr Farben zu unserer Musik hinzu.
Deine Stimmer erkennt man sofort….
Durch meinen Gesang hat natürlich die Band eine eigene Identität. Auch wenn andere die Songs schreiben, dadurch, dass ich sie singe, klingt es nach HFMC. Ich denke aber auch, dass zum Beispiel unser Gitarrist einen typischen eigenen Stil hat. Wer unsere Musik nur gelegentlich hört, dem fällt das wahrscheinlich nicht auf, auf was die Die Hard – Fans angeht, bin ich sicher, dass sie das erkennen.
Während sich in vielen Bands das Personalkarussel munter dreht, gab es bei HFMC in den ganzen Jahren nur einen Wechsel im Line Up?
Es war schade, dass unser alter Bassist sich entschied, die Band zu verlassen. Aber er hatte das Interesse an der Musik verloren, hatte auch einen Hauptjob, der viel Zeit in Anspruch nahm und so wurde es zu viel Stress für ihn, beides unter einen Hut zu bekommen. Wir machen das ja nicht des Geldes wegen, wir wollen Spaß haben und kreativ sein. Aber wenn du das nicht empfindest, dann ist es besser zu gehen. Aber er hat uns dann tatsächlich seinen Nachfolger vorgeschlagen und der passt wirklich perfekt zu uns. Thomsson war zwar auch ein guter Sänger, wenn es um Harmonien ging, aber nicht in das Songwriting eingebunden. Mit Sampo ist das anders.
Aber du bist der Chef…
Ich würde uns schon als demokratisch bezeichnen. Ich habe die Band gegründet und bin der Bandleader. Von daher zählt meine Stimme etwas mehr. Aber wenn jemand gute Ideen hat, dann ich völlig offen dafür. Ich bin es in der Regel auch, der sich darum kümmert,wann und wo wir etwas aufnehmen. Aber Ola, unser Drummer, ist zum Beispiel für das Artwork verantwortlich. Das ist nicht mein Ding. Wir kennen uns übrigens schon vierzig Jahre, er war auch Drummer bei Spellbound und wir vertrauen uns sehr.
Was gibt es zu dem neuen Album „Eternal Snapshots“ zu sagen?
Es ist ein Konzeptalbum, auch wenn es keine Story Line gibt. Es geht um Fragen wie, warum werden wir so, wie wir sind. Ist alles Zufall, oder ist es vorherbestimmt, dass die einen Erfolg haben und die anderen müssen das ganze Leben kämpfen. Warum haben die einen ein gutes Leben und die anderen ein miserables? Um das abzubilden habe ich mich auf zwei Personen konzentriert, einen Jungen, der eine glückliche Kindheit hatte, Eltern die ihn lieben und der später ein glücklicher Mann wird. Und dann ein Mädchen, dass eher unter tragischen Bedingungen aufwächst und für das sich die Dinge nie gut entwickeln. Um das möglichst echt wirken zu lassen, spielt das alles in einer kleine Küstenstadt, daher auch solche Effekte wie Möwengeschrei oder Boote.
Der konzeptuelle Inhalt wird auch musikalisch zum Beispiel daraus erkennbar, dass die beiden Teile von „All I wanted to be“ sozusagen den Rahmen für das Album bilden.
Ja, aber es gibt auch immer wieder musikalische Elemente, die in verschiedenen Songs wieder auftauchen. Die Flower Kings haben auch so gearbeitet und in der klassischen Musik passiert das ständig. Wir verwenden das auf dem neuen Album deutlich mehr als früher. Unter dem Aspekt ist Eternal Snapshots vielleicht sogar musikalisch eher ein Konzeptalbum als textlich.
Wir schwer wart ihr von Corona betroffen?
„Parallel Life“ erschien ja 2019. Wir hatten bis November sieben Shows gespielt und ich hoffte, auf eine kleine Tour durch Europa zu gehen, vielleicht mit einer anderen Band. Von Dezember bis Januar war ich mit den Flower Kings unterwegs, und dann wurde alles gestoppt. Natürlich hat es uns getroffen, aber ich glaube die Flower Kings mehr. Aber sie haben zwei Doppelalben in der Zeit veröffentlicht, konnten aber natürlich nicht touren. Mittlerweile geht das wieder, aber es ist nicht wie früher. Offensichtlich ist es schwer, die Leute von den Sofas hochzukriegen und wieder zu den Shows zu bringen.
Hast du eigentlich noch Kontakt zu ehemaligen Flower Kings Mitgliedern wie Jonas Reingold oder Toms Bodin?
Jonas habe ich bei „Cruise to the Edge“ getroffen und wir haben uns unterhalten. Wir haben keine Probleme miteinander. Von Tomas habe ich eine Weile nichts gehört, obwohl wir nur etwas mehr als eine Stunde voneinander entfernt leben. Aber wir sind noch Freunde. Es ist schade, wie es bei den Flower Kings gelaufen ist, aber es gab wohl keinen anderen Weg. Roine und Tomas konnten einfach nicht mehr zusammen arbeiten.
Du hast ja schon auf der ganzen Welt gespielt. Was ist dir aufgefallen?
Das Publikum in Japan ist völlig anders als hier in Europa. Wenn Musik spielt, ist es völlig still, zwischen den Songs wird applaudiert, dann wieder Stille. Wenn japanische Fans nach Europa kommen, sind sie oft völlig geschockt, weil die Fans während der Songs reden und Bier trinken. Nach dem Motto, warum geht man auf ein Konzert, wenn man nicht zuhört. Kanada ist wunderschön, aber Südamerika ist auch speziell. Die Fans sind sehr emotional, sehr laut. Ich erinnere mich an mein erstes Konzert in Brasilien. Sie tanzten zu unserer Musik, als wären wir eine Salsa Band, ganz egal, welche Taktart wir spielen. Natürlich waren auch Fans da, aber viele Besucher kannten uns vermutlich gar nicht. Oh, da spielt eine Band aus Europa, da gehen wir hin. Aber prinzipiell liebe ich jeden Ort, an dem wir spielen.
Wann sehen wir dich mit HFMC auf Tour?
Eigentlich wollten wir schon in diesem Herbst auf Tour gehen, aber es hat nicht geklappt. Jetzt planen wir Anfang des kommenden Jahres, was ziemlich spät ist, angesichts der Veröffentlichung des neuen Albums. Aber wir sind zu klein, um alleine zu touren, also müssen wir ein passendes Package finden.
Wir hoffen, es klappt!