Dererk Sherinian war bei Dream Theater und ist über Jahre hinweg mit seinen Soloalben oder Planet X im Bereich des instrumentalen Progs erfolgreich. Darüber hinaus war der amerikanische Keyboarder unter anderem maßgeblich am Erfolg von Sons Of Apollo beteiligt. Jetzt hat er mit Whom Gods Destroy eine neue Band am Start und mit ihr vor einigen Monaten das Debüt „Insanium“ veröffentlicht.
Renald Mienert unterhielt sich mit ihm.
Die Fans machen sich ja immer so ihre Gedanken, was denn wohl hinter einem Bandnamen steckt. Die Wahrheit ist dann aber oft eher ernüchternd. Wie war das bei euch?
Ron und ich sind beide große Star Trek Fans. Wir sind einfach eine Liste mit den Namen der einzelnen Episoden durchgegangen und als Whom Gods Destroy an der Reihe war, dachten wir beide, das ist es. Ganz einfach.

Mit Ron meinst du den Gitarristen Ron ‚Bumblefoot‘ Thal, mit dem du ja gemeinsam bei Sons of Apollo warst. Die scheint es ja nicht mehr zu geben….
Ja, Sons Of Apollo ist Geschichte. Es liegt vor allem daran, dass nach Covid jeder seinen eigenen Weg gehen wollte. Ron und ich schrieben weiter an Songs, wie wir es üblicherweise tun und haben uns dann mit diesem überragenden jungen Sänger Dino Jelusick zusammengetan. Wir starteten die neue Band 2020, kurz nach Covid, als sich abzeichnete, dass Sons Of Apollo in absehbarer Zeit nichts mehr machen würden.
Warum ist das Album denn erst jetzt erschienen?
Das liegt vor allem daran, dass Dino noch vertraglich an seine alten Plattenfirma gebunden war. Aber als diese Themen geklärt waren, konnten wir durchstarten.
Dino Stammt ja aus Kroatien, wie seid ihr auf ihn gekommen?
Ich höre ihn schon seit einigen Jahren. Sein Name macht in Musikerkreisen die Runde wenn es um talentierte neue Sänger geht und ich wollte unbedingt mit ihm arbeiten. Wir haben online Kontakt aufgenommen, ich habe ihm Musik geschickt und als ich merkte, dass die Chemie stimmt, habe ich auch Ron auf ihn aufmerksam gemacht.
Euer Drummer Bruno Valverde kommt aus Brasilien und ist aktuell auch bei Angra.
Im Prinzip war es bei ihm so ähnlich. Er hat ja auch mit Adrian Smith und Richie Kotzen gespielt.
Und dann wäre da noch Yas Nomura aus Japan am Bass. Ihr seid also ziemlich international aufgestellt.
Alle drei sind so um die 30, Ron und ich sind die alten Männer. Aber es ist toll, diese jungen Leute mit ihrer Energie. Auf der einen Seite hält es und beide jung, auf der anderen lernen die drei von unserer Erfahrung.
Deine Soloalben oder Planet X stehen ja vor allem für instrumentale Musik, es ist schwer für dich, jetzt Songs mit Gesang zu komponieren?
Es ist schon herausfordernder, du musst aufpassen, dass die Musik nicht zu abgefahren wird und Platz für die Vocal Lines bleibt. Du musst einfach berücksichtigen, in was für einem musikalischen Umfeld du dich bewegst. Aber ich denke, dennoch gibt es auf unserem Album immer noch jede Menge verrückte Instrumentalpassagen.

Sons of Apollo waren ja auch in der Szene etabliert und sehr erfolgreich. Hättet ihr nicht unter diesem Namen weitermachen können?
Nein, ich wollte einen Neuanfang. Aber ich glaube, wenn du Sons Of Apollo mochtest, dann wird du Whom Gods Destroy lieben. Wir werden viele Fans mitnehmen. Es gibt viele Ähnlichkeiten in der Musik, aber die neue Band ist härter, progressiver und melodischer. Und Dino ist einfach ein Sänger von Weltklasse. Für mich ist er der beste jüngere Sänger auf dem Planeten.
Können wir euch bald live erleben?
In diesem Jahr werden wir vielleicht einige Shows spielen, Einzelkonzerte oder Festivals. Auf Tour zu gehen, wird immer teurer und ich würde lieber das zweite Album abwarten um sicher zu gehen, dass es auch wirklich eine Nachfrage gibt. Man muss schon gut im Geschäft sein, um wenigstes die Kosten zu decken.

Man kennt dich ja vor allem aus der Prog Szene, aber du hast auch mit Kiss, Alice Cooper und vor allem Billy Idol gearbeitet.
Ja, für zwölf Jahre.
Aber die Musik ist natürlich völlig anders, als deine eigene.
Man muss halt sehen, dass man seine Rechnungen bezahlen kann. Aber es ist einfach ein anderes Ding. Da geht es nicht darum, Keyboardsolos zu spielen, da geht es darum, Billy zu unterstützen, und auch das macht Spaß. Aber es war immer mein Traum eine eigene Band zu haben, eine Band, die erfolgreich ist und auf die du dich völlig fokussieren kannst. Jeder wäre gerne in einer Band wie Metallica, Van Halen oder Led Zeppelin.
Vielleicht wird ja Whom Gods Destroy die von dir gewünschte Band?
Bis jetzt sind die Reaktionen großartig. Wenn das so bleibt, machen wir weiter, solange es Spaß macht. Die Arbeiten am zweiten Album haben schon begonnen. Ron und ich haben ja auch schon zwei Alben für Sons Of Apollo geschrieben, wir haben unseren Arbeitsmodus. Dino kommt dann für die Vocal Lines und Texte dazu.
Euer Debüt ist ja auch bei Inside Out erschienen. Ich vermute, du musstest das Label nicht großartig überzeugen, euch einen Deal zu geben?

Es hat mich einen Anruf gekostet. Ich möchte eine neue Band gründen, Ron ist auch mit dabei und wir haben einen neuen Sänger. Ist er gut, haben sie gefragt. Er ist großartig habe ich geantwortet. Das war‘s. Wir haben ein super Verhältnis, schließlich arbeiten wir 25 Jahre zusammen.
Ihr seid in mehrerer Hinsicht gelungene Kombination, ihr mischt Alt und Jung, Härte, Melodie und Prog und kommt aus verschiedenen Ecken der Welt.
Wir haben uns nur einmal persönlich getroffen, und das war beim Videodreh vor über einem Jahr, im Januar 2023. Das nächste Mal werden wir uns treffen, wenn wir für unsere erst Show proben, wann immer das auch sein mag.
Hoffentlich recht bald!