Ambient Den sind eine neue australische Progband, bestehend aus Ben Craven an Gitarre und Bass, Keyboarder Tim Bennetts und Drummer Dean Povey, wobei man sich die Gesangsparts teilt. Beim Bandnamen handelt es um ein Anagramm der Vornamen der drei Künstler, musikalisch geht es weniger ambient zu, stattdessen bewegt man sich zwischen melodischem Prog, der an die späten Pink Floyd erinnert und Space Rock. Renald Mienert sprach mit Ben Craven
Du bist in der Vergangenheit hat ja vor allem mit Soloalben in Erscheinung getreten!
Ja, bisher habe ich drei Prog-Alben veröffentlicht. Und davor ein Singer/Songwriter – Album, mit dem 2005 alles begann. Tatsächlich war dieses erste Album als Band-Album geplant, aber die Band zerbrach und ich habe das Projekt dann weitergeführt. Aber momentan ist es sehr angenehm, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die beim Schreiben des Albums helfen.

Mal abgesehen von der gelungenen Musik hast du es geschafft, zwei extrem populäre Künstler zur Zusammenarbeit zu bewegen – da wäre zunächst Roger Dean.
Auf dem 2011 erschienenen Album „Great & Terrible Potions“ gab es das Roger Dean Cover. Ich war damals mit einem Label in Kontakt, auch wenn wir letzten Endes nicht zusammenkamen. Aber sie kannten natürlich die Musik und der Boss sagte, weißt du, was hier gut wäre? Ein Roger Dean Cover! Ich habe das nie in Betracht gezogen. Ich war neu in der Szene und sollte mit Roger Dean arbeiten? Natürlich liebte ich den Gedanken, aber ich hielt es für unmöglich. Aber die Plattenfirma war damals wegen eines anderen Projektes – “Floating Islands” – mit Roger in Kontakt. Es war ein Filmprojekt, das Roger versuchte auf die Beine zu stellen, basierend auf den Covern des Yes-Alben. Aber dann erschien “Avatar” und hat wohl die Motivation für das Projekt zerstört. Vermute ich. Letztlich kamen wir in Kontakt und Roger sagte “Ja”, so einfach. Seine Tochter Freya hat dabei geholfen, das Bild auszusuchen. Das war mein erster Kontakt zu ihr, und sie hat auch die Cover für die nächsten Alben gestaltet. Das Cover hat vieles mit den Yes-Artworks gemein, es stammt aus der Union-Ära, wurde aber damals nicht verwendet. Ich glaube, es passt zur Musik. Natürlich was es auch etwas riskant, manche mögen das etwas dreist finden. Aber wenn man eine solche Möglichkeit hat, dann nutzt man sie, und ich bin froh, dass ich es gemacht habe.
Und dann war da noch Captain Kirk Darsteller William Shatner.
Auf dem nächsten Album “Last Chance To Hear” gab es einen Song “Spy in the Sky”. Es war wieder so eine verrückte Idee, dass William Shatner diese Texte sprechen würde. Aber ich habe mich nicht getraut, ihn direkt zu fragen. Billy Sherwood von Yes hat ja auf einigen Alben mit ihm gearbeitet und William Shatner hatte gerade „Ponder The Mystery“ veröffentlicht. Also fragte ich Billy, obwohl er mich nicht kannte. Billy sprach William an und der sagte zu. Er fuhr dann auch an einem Nachmittag zu Williams Haus und nahm dort seinen Part auf. Ich bin ihm sehr dankbar.

Bist du auch bei Ambient Den derjenige mit der Kontrolle?
Wenn du in einer Band spielst, dann geht es um Zusammenarbeit. Die Musik des Albums ist komplett aus Jam-Sessions entstanden, zunächst ich und Tim und später kam Dean dazu. Wir haben dann die besten Elemente aus den Jams genommen und ich habe sie dann sozusagen strukturiert. Dean hat auch am Konzept des Albums und den Texten mitgewirkt. Wir wollten nichts in eine bestimmte Richtung zwingen. Nach dem Motto, ich gehe jetzt nach Hause, schreibe einen Song und komme dann wieder. Die Arbeit war das genaue Gegenteil von der an meinem Solomaterial, da passiert alles sehr bewusst. Ursprünglich wollten wir nur die besten Jams veröffentlichen, aber als Dean dann dazu kam, begann ich daran zu denken, etwas zu machen, was auch anderen gefällt. Ich meine, bei diesen Jams hatten wir unseren Spaß, aber es wäre nichts, was andere auch mögen.
Ihr seid nicht die einzigen, deren Songs so entstehen….
Ich glaube Genesis haben auch so gearbeitet als sie nur noch zu dritt waren und Steve die Band verlassen hatte. Ich mag auch das Pink Floyd – Album „The Endless River“. Ich weiß, dass viele Fans es nicht so mögen und nur die Stücke nur als Überbleibsel sehen oder um Geld zu machen. Aber ich bin von der Art der Entstehung fasziniert. Für „The Division Bell“ haben Pink Floyd ja auch gejammt und dann das Beste daraus für das Album ausgewählt. Ich mag es sehr, wenn Musik auf diese Weise entsteht.
Euer Album erzählt eine Science Fiction Geschichte, die Menschheit ist im All auf der Suche nach einer neuen Heimat.
Als es um die Texte ging, fragten wir uns, welche würden zu dieser Musik passen. Ich mag Space Rock und ich bin ein großer Science Fiction Fan. Die Musik fühlte sich an nach einem Flug ins All. Und um diese Zeit ist auch William Shatner mit einer dieser Raketen von Jeff Bezos ins All geflogen. Und er kam zurück und war so traurig, weil dort nur Dunkelheit und Tod waren. Wir wollten aber einen positiven Ansatz. Steven Wilson hat sich auf seinem letzten Album auch mit dem Thema befasst, ging aber auch in eine völlig andere Richtung.
Gerade „Terraforming“ passt perfekt zu dem Konzept. Sozusagen mit Nichts beginnen und dann eine neue Welt formen. Man fühlt die seismischen Aktivitäten in der Musik und dann das Wetter und die Jahreszeiten. Am Ende des Stückes hast du einen neuen Planeten, der Regen fällt….

Musikalisch agiert ihr zwischen spacigen Klängen aber vor allem melodischen Prog, der oft an Pink Floyd erinnert.
Für mich ist der Begriff „Progressive Rock“ eines der größten Komplimente. Es ist eine der künstlerisch anspruchsvollsten Spielarten in der populären Musik, wenn auch auf Kosten der Verkaufszahlen. Die Kategorie ist wunderbar, allerdings ist auch Musik auf dem Album, die etwas einfacher ist. Vielleicht sollten die Leute kein komplettes Prog-Album erwarten, um hier die Erwartungen ein wenig zu managen. Aber wenn es für sie Prog ist, dann ist das wunderbar.
Am Ende des Albums gibt es noch vier gekürzte Versionen von Songs…..
Damit habe ich schon bei „Great & Terrible Potions“ begonnen. Der Hintergrund ist die Chance auf Airplay. Australien hat nicht wirklich eine große Progszene, zumindest nicht diesen symphonischen Prog, den ich in der Regel kreiere, etwas Prog-Metal gibt es schon. Ich versuche mit den Edits Leute zu erreichen, die kein Interesses haben, sich einen Longtrack anzuhören. Wenn du einen dieser Kurse zu Musikmarketing besuchst, dann erklären sie die, auf die ersten zehn fünfzehn Sekunden kommen. Ich finde diese Thematik aber sehr herausfordernd. Nimm einen Song wie „Terraforming“, der ja um die sechzehn Minuten lang ist und finde das Wesentliche, um ihn auf etwa vier Minuten zu kürzen. Diese Edits gehören nicht zum eigentlichen Album, sie sind Bonustracks. Und um ehrlich zu sein, wenn du ein YouTube Video machst, ist das bei einem vier Minuten Stück viel einfacher, als bei einem sechzehnminütigen.
Habt ihr Ambient Den als einmaliges Album konzipiert oder macht ihr weiter?
Wenn die Reaktionen auf das Album gut sind, würde ich gerne weitere Alben machen.Es besteht kein Mangel an weiterem Material. Wir haben das Album auf eine Dauer begrenzt, sodass es auch auf eine LP passt. Wir mussten also Stücke weglassen. Dieses Album heißt ja schlicht „Ambient Den“, das nächste dann „Ambient Den II“.

Wie die ersten Alben von Led Zeppelin?
Ja, oder noch besser Chicago!
Wenn ihr weitermacht, dann müsst ihr ja aber auch live spielen.
Noch stehen zwar keine Termine an, aber wir haben mit den Proben begonnen. Der Nachteil, wenn du als unabhängiger Künstler deine Musik auf deinem eigenen Label veröffentlicht, besteht darin, dass du so viele Dinge machen musst, die sonst eine Plattenfirma macht. Das ist extrem zeitaufwendig. Und dann haben wir ja auch normale Jobs, wie fast jeder der Prog-Musik macht. Es besteht kein Mangel an kleineren Locations, wo wir spielen könnten, Aber gerade, weil diese Spielstätten so klein sind, ist es auch oft unökonomisch für Bands aus dem Ausland hier zu spielen. Steve Hackett zum Beispiel hat auf seiner aktuellen Tour Australien ausgelassen.

Aber euer Sound ist zu dritt doch schwer auf die Bühne zu bringen. Oder wollt ihr Backing Tracks nutzen?
Ich habe mit Backingtracks in der Vergangenheit gearbeitet, aber ich bin kein großer Fan davon. Ich arrangiere die Songs so um, dass sie auch von einer vierköpfigen Band gespielt werden können. Es macht nicht wirklich Spaß mit Backingtracks zu spielen. Ich habe vor ein paar Jahren eine große australische Band gesehen, die zu Backingtracks gespielt hat. Es war ok und sie versuchten auch nicht, dass zu verstecken. Aber da ist kein Risiko, keiner kann einen Fehler machen, man kann nicht improvisieren, es klingt einfach nur wie auf dem Album. Gerade wenn man ein Hardcore-Fan ist und die Alben in und auswendig kennt, ist es doch besser, wenn die Songs in etwas veränderten Versionen gespielt werden. Wenn ich das Gitarrensolo am Ende eines Songs auf zehn Minuten ausdehnen wollte, ich würde es können. Ich würde es nicht machen, denn es wäre eine Qual für das Publikum.
Das sehen wir aber anders!
