Livebericht: 9. Artrock Festival – Reichenbach – 1.Tag 20.08.2021

Wie war dieses Festival von allen Teilnehmenden herbei gesehnt worden. Vom Publikum – da nach wie vor Konzerte eher abgesagt werden als stattfinden. Von den Musikern – die meisten von ihnen haben viele Monate auf keiner Bühne vor Publikum gestanden. Lebenselexir für beide Seiten. Eines der wenigen 3-Tages-Rock-Festivals in Europa 2021. Zu verdanken haben wir das ganze Uwe Treitinger, der in seiner positiven Verbissenheit dieses Ereignis unter schwierigen Bedingungen organisiert und letztlich durchgezogen hat. Und er hatte Glück, denn dank niedriger Inzidenzzahlen und dank engem Kontakt mit den Behörden konnte das Festival ohne jegliche Einschränkungen stattfinden. Einzige Vorgabe war Abstand, allgemeine Hygiene und eine Beschränkung der Zuschauerzahl auf 450. Kein Vorzeigen von Nachweisen, keine Maskenpflicht, einfach nur Vorfreude pur. Die Anreise hatten alle hinter sich gebracht, das Armbändchen für die 3 Tage war umgelegt, nun konnte es los gehen.

Ape Shifter

Mit APE SHIFTER ging es am Freitag Nachmittag los, gleich mal voll auf die zwölf. Uns begrüßte hier ein klassisches Power Trio mit Gitarre, Bass und Schlagzeug. Ape Shifter sind Jeff Aug an der Gitarre, Florian Walter am Bass sowie Kurty Münch am Schlagzeug. Der Begriff “Power Trio” gilt hier im wahrsten Sinne des Wortes; dynamisch schnell laut. Ein hervorragender Opener zum initialen Hirne durchblasen, raus aus dem Alltag, rein ins Festival mit toller Musik und vielen Freunden. Gespielt wurden viele Stücke von den beiden erschienenen Alben, ein sehr guter Einstieg!!

Setlist Ape Shifter:

Superhero – Dead Tuna – Ratchet Attack – Brain-O-Mat – Desert Rock – Fu Manchu – Shoegazer – Stampede – Steven Avery – Cure – Gravity – Amereagle – Jonathan – Mask Ota Wa – Ullatec – Misery – 8 Shot – ENCORE: 7 Years

M.A.Y.A.

Das Konzert begann fast ½ Stunde später wegen des überdimensionalem Soundchecks. Man kann als Außenstehender in solchen Situationen schwer beurteilen, ob das wirklich notwendig ist oder die Musiker nur nach technischer Perfektion im Live Sound suchen, die in Festivals schwer erreicht werden kann. Bezugnehmend auf verschiedene Festivalerfahrungen denkt man dann an den eng gesteckten Zeitplan, die Vorbereitungen der anderen Bands auf ihren Auftritt und dass diese deswegen ihr Set wohl kürzen müssen.

M.A.Y.A. aus Ungarn weilte schon das zweite Mal in Reichenbach, obwohl bis heute kein Album veröffentlicht ist. Zu beobachten war klassisches Rockinstrumentarium mit Frontfrau Garda Zsuzsa. Das Set war geprägt durch lange auskomponierte Prog Songs, die solide vorgetragen wurden. Viel bekannt war vorher nicht, aber in Gespächen nach dem Set erfuhr man doch so einiges. Geplant ist ein Album, soll wohl 2022 erscheinen. Hinter M.A.Y.A. stehen die Musiker Suzy Garda (Voc), Greg Szabo (Key), Peter Gosztola (Bass), Tamas Naduazy (D) sowie David Fecske als Gitarrist. Allerdings ist es immer schwierig wenn man vorher gar nichts bis wenig kennt, in komplexere Themen einzusteigen. Aber die Band hat sicher den einen oder anderen neuen Fan gefunden und einige werden den Weg der Band weiter verfolgen.

Lazuli

Diese besondere französische Band begleitet und erfreut den regelmäßigen Prog Konzertbesucher seit vielen Jahren. Zum dritten Mal in Reichenbach, markierte dieser Auftritt einen Wendepunkt in der Geschichte der Band. Die Pandemie riß LAZULI 2020 aus einer gerade laufenden Tour. Dann musste auch noch das Gründungsmitglied Gederic Byar die Band aus persönlichen Gründen verlassen. In Reichenbach nun fand der erste Gig nach 18 Monaten statt und damit auch der erste Gig des neuen Gitarristen Arnaud Beyney. Er ändert nicht nur das Outfit der Band, sondern auch den musikalischen Stil von Lazuli. Die Gitarre rückt eher mal in den Vordergrund. Gitarrensolos fielen auf. Er hat erst gar nicht versucht Gederic zu kopieren, sondern drückt der Band mit seiner Art den Stempel auf. Gut so! Im ersten Teil hörten wir einige neue Stücke und im Verlauf wurden auch einige Klassiker geboten. Arnaud fügte sich aber hervorragend in das bestehende Bandgefüge ein. Die Pausen zwischen einigen Stücken nutzte Dominique dazu, einige Worte in deutscher Sprache an das Publikum zu richten. Das ist immer wieder eine nette Geste von Dominique bzw. der Band und zeigt die Verbundenheit und Wertschätzung, die uns von den Franzosen entgegengebracht wird. Mit zunehmender Konzertdauer war Lazuli wir gewohnt das mitreißende Live-Ereignis, welches niemanden kalt ließ.

Durch ihr Spiel teilweise außergewöhnlichen Instrumentarium, den Wechsel der Bandmitglieder an den Instrumenten während der Show und die dabei ausgestrahlte von Herzen kommende Freundlichkeit springt die Begeisterung schnell aufs Publikum über. Dieses belohnt die Band für ein erneut großartiges Konzert mit frenetischem Beifall und dadurch, in dem sie nach Ende der Show den letzten Song einfach weiter singt. Die Band genießt dieses Abfeiern sichtlich. Leider viel die obligatorische Zugabe an der Marimba aus Zeitgründen aus …

pfm

Mit PFM hat die bekannteste und wohl älteste italienische Prog Band den Weg nach Reichenbach gefunden. Deutschland Konzerte hat es von der 1969 gegründeten Band kaum gegeben, und da das Night of the Prog Festival 2021 ins kommende Jahr verschoben wurde, stellt der Auftritt hier beim Festival das erste Deutschland Konzert nach zumindest sehr langer Zeit dar.

Der ungeübte PFM Konsument beobachtet zunächst ein Set mit zwei Keyboards, einer Geige, Gitarre Bass und Schlagzeug, sowie einen älteren Herren, der regelmäßig zwischen Drums und Frontmikro hin und her springt. Es handelt sich hier um Franz Di Cioccio, neben dem Bassisten Patric Djivas dem einzigen Gründungsmitglied von PFM.

Die 75 Lenze, die Franz Di Cioccio bereits erlebt hat, kann man maximal ahnen. Kommt er nach vorne, hat er die Trommelstöcke wild in seinen Gürtel gesteckt. Er dirigiert damit ins Publikum, tanzt, pflückt Töne aus der Luft und singt natürlich. Dieser Funke der Leidenschaft springt dann auch zunehmend aufs Publikum über. Ein starker Headliner, hat Spaß gemacht!

Setlist pfm:

Il Regno – Luna Nuova – Photo of Ghost – Il Banchetto – Dove … Quando1 – Dove … Quando2 – La Carrozza di Hans – Impressioni di Settembre – Harlequin – Promenate the Puzzle – Volta la Carta + Maria – Romeo e Giulietta – Mr 9 Till 5 – Violin Jam + William Tell – Celebration – Se le Brescion

Morgen lest ihr dein zweiten Teil des Festivalreports mit Melanie Mau & Martin Schnella, Smalltape, Black Banjo, TNNE sowie Kee Marcello!

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