Es ist nach dem Jubiläumsfestival 2022 endlich wieder soweit, erneut und regulär im späten Frühjahr nach Ostern, die sehnlichst erwartete Eröffnung der Rock-Festival-Saison. Es laden die Reichenbacher Bürger und deren inzwischen überregional bekannter Rock-Kapellmeister Uwe Treitinger wieder zur 3-tägigen international besetzten Rock-Musik-Tagung in die vogtländische Kathedrale des Prog, der Multifunktionalen Feststätte Neuberinhaus ein. Aber bereits Melanie Mau & Martin Schnella, stimmen schon mal am Donnerstagabend im ebenso überregional bekannten Musik-Gasthof Bergkeller die treuen Art-Rock-Jünger der Veranstaltung mit ihren schönen Kompositionen auf das kommende Dreitagefest ein. Zum Celtic-Rock der Band werden passend Speisen und Getränke gereicht. Das Neuberinhaus hat Tradition, ebenso wie das fast gleichalte Jahrhundertwendehaus Altes Posteck von Familie Sommer 150 Meter davon entfernt im Stadtkern. Hier haben wir uns zusammen mit etwa 25 anderen musikhungrigen Rock-Fanatikern dieser Veranstaltung feudal, zentral und gemütlich einquartiert. Jede morgendliche Frühstück-Party, optimal von Chefin Annett & Team vorbereitet, artet zu Musik-Seminaren aus. Unglaublich was wir hier unter den Gästen aus allen Himmelrichtungen für Leidenschaft und Kompetenz erleben.
Ich habe nun das Vergnügen wieder einmal über den ersten Teil der nunmehr elften Ausgabe des dreitätigen Art-Rock-Festival im sächsischen Vogtland berichten zu dürfen. Keine mehrtägige deutsche Rockveranstaltung hat das Nonstop seit 2016 geschafft, kein Veranstalter hatte diese Ochsentour auf sich nehmen wollen, auch während drei harter Pandemiejahre durchzuziehen. Vier Rock-Bands aus unterschiedlichen europäischen Ländern standen auf dem Programm-Zettel des Freitags. Die Bandbreite ist schon am Eröffnungstag enorm, trotz Umplanungen und dadurch immer wieder notwendiger Wechsel des Tagesablaufs. Schon jetzt, wie gewohnt würdig besetzt. Wie bei allen vorherigen Rock-Festen dieser Festival-Reihe auch international durchmischt und auch an den beiden weiteren Tagen geprägt von klassisch & akustisch über komplex & avantgardistisch bis druckvoll, gradlinig, rockig. Es hat sich wieder eine multinationale Schar von Gästen in der Region zwischen Plauen und Zwickau eingefunden. Im weitläufigen Foyer des Neuberinhaus finden sie sich immer wieder zum Pausieren und Erfahrungsaustausch in diskutierenden Gruppierungen zusammen. Man kennt sich inzwischen, aber neue Gesichter sieht man auch, gut so, die werden gleich in den Orden der Neuberiner aufgenommen und sorgen für frischen Wind in der Bude. Da bleiben natürlich Gespräche nicht aus, üblicherweise teilen sich die Lager der Besucher, Tagessieger und Flops werden kontrovers diskutiert. Aber meines Erachtens gab es wie gewohnt tatsächlich wieder fast nur Sieger, was natürlich auch auf die ordenstreuen Gäste zutrifft. Denn wer in so einer schwierigen Zeit beispielsweise aus Italien, Finnland, selbst Kanada oder Salzburg und Graz in Österreich, mit Equipment erschwert in das geschichtsträchtige Konzert-Haus Neuberinhaus im Zentrum der Stadt Reichenbach anreist und hier in der Prog-Kathedrale auftritt, hat ganz sicher wieder eine extra Portion Schulterklopfen verdient. Das habe ich ausgiebig gemacht und die circa 400 Besucher waren davon nicht ausgenommen. Alles nur Gewinner, die Säumigen sollten mir glauben.
Erfreulicherweise hatten sich zum Treffen mit den Fans tatsächlich wieder fast alle Musiker die diesmal beim Festival aufgetreten sind, immerhin 72 an der Zahl wie Frank Landzettel alias Mr. Prog Book meldete, teilweise lange zum Meet & Greet im/am Neuberinhaus eingefunden. Sie signierten, interagierten, verkauften stolz ihre CD & Vinyl-Werke, stellten sich jeden Fotowunsch, quatschen gelöst mit vielen der Feier-Biester. Nur die Briten Atomic Rooster machten da leider mit nur einem Wimpernschlag eine Ausnahme. Irgendwie hatte ich das Gefühl, das es bei der britischen Legende nicht im Publikum gezündet hatte, also doch keinen Breakthrough, wie in ihrem bekannten Song. Irgendwie passt das aber in mein Bild. Selten das sich ein Künstler oder das Management nach senden eines Beitrags, bei mir 2 Days Prog + 1, nicht kurz retour meldet, aber egal. Wieder einmal zeigte sich hier im Vogtland die gute, gemütliche Club-Atmosphäre dieses Festivals und die familiäre Handschrift geprägt vor allem durch die vielen freiwilligen Helfer, vornehmlich aus Reichenbach. Durch die erneut überschaubare Anzahl an Gästen und die sehr gelungene Aufteilung von Catering, vier Händlern und genügend Freiflächen war es für alle entspannt und sehr intensiv. Marek Arnold stellte auch sehr gelungen sein kommendes neues Album Marek Arnold´s Art Rock Project vor. Auch die Voraussicht auf erneut geringere Besucherzahlen und damit weniger Zuspruch, hatten Fotograf Andreas Tittmann nicht davon abgehalten, nun zum sechsten Mal hintereinander ressourcenintensiv wieder seine ausgezeichneten Konzert-Fotos optimal zu präsentieren. Wir haben uns gleich ein Schnappschuss von Jaakko Kettunen reservieren und vom Künstler signieren lassen. Das dreitägige Rock-Spektakel plus Warm-Up im Bergkeller hatte wieder internationales Niveau. Meines Erachtens gab es durchweg ausgewogene, hochwertige Vorträge, die Abläufe waren gut organisiert, die Teilnehmer auf beiden Seiten diszipliniert und dadurch war es wieder ein voller Erfolg. Das sollte uns wieder Mut machen für 2024. Wir freuen uns auf das nächste Art Rock Festival XII, traditionell wie gewohnt Mitte April in der Prog-Kathedrale Reichenbach. Der Vorverkauf war wie immer sehr beachtlich, zeigt wie etabliert dieses Festival nunmehr ist.
The Ancestry Program
Seit ich beim letztjährigen Night Of The Prog zufällig dem Keyboarder Thomas Burlefinger über den Weg gelaufen bin und er mir die beiden Werke seiner Band übergeben hat, bin ich mit The Ancestry Program (Ahnenforschung-Programm), kurz TAP, aus der Bavaria-Hauptstadt in regelmäßigen Kontakt. Ein Kürzel das man sich merken kann und sollte, das mit dem P an ELP oder die in der Heimatnähe lokalisierten RPWL aus Freising erinnern. Thomas hatte aktuell ein Angebot von eben diesen Freisingern, er hätte in diesem Jahr in jeden Fall im Neuberinhaus gespielt. Aber er hat sich für sein Herzensprojekt entschieden, steht mit Front-Vokallist Ben Knabe, Schlagmann Andreas Lind, Tieftöner Marco Osmajic und den beiden Gitarristen Manni Gruber und Mike Voglmeier auf den ehrwürdigen Brettern der imposanten Bühne im sächsischen Vogtland.
Die Aufgaben sind bei Konzerten intern klar verteilt, aber eigentlich spielen laut TAP alle Alles. „Es begann in der zweiten Hälfte der 2010er Jahre zuerst als Studio-Projekt, aus dem dann schließlich eine echte Band wurde, die getreu dem Motto agiert, wenn man schon an Tonträgern kaum mehr Geld verdient, dann wollen wir jetzt mal, fernab jeglicher kommerziellen Kompromisse, so richtig die Sau rauslassen.“ Das haben diese sechs sympathischen Bavarians zur Eröffnung des diesjährigen 3-tägigen 11. Art-Rock-Festival punktgenau und blitzsauber hinbekommen. Und das war gut so, denn der Festival-Einstieg ist für die eröffnende Band wie auch für das Publikum nicht ganz unwichtig, oft wird hier schon eine entscheidende Weiche gestellt. Deren Debüt Tomorrow (2020) und der Nachfolger Mysticeti Ambassadors (Part 1) ein Jahr später sind zwar beide leider unter dem Radar vieler Konsumenten und sogar Musik-Facharbeitern geblieben, aber in jeder Hinsicht mehr als beachtlich. Hier setzen TAP mit einer außergewöhnlichen Mischung über die gesamte Spannbreite komplexen progressiven Art-Rock signifikante Duftmarken.
Die moderne progressive Musik von The Ancestry Program hat trotz Nähe zu bekannten Melodien und Klangmustern auch immer wieder Überraschungen parat. Auch das Artwork beider Plattenhüllen sind in LP-Größe echte Hingucker, eben Augenfänger. Daran sollten sich auch andere hochdotierte Künstler im progressiven Bereich mal ein Beispiel nehmen, die mit zunehmender Bekanntheit immer lieblosere Produkte auf den Markt bringen. Ich war sehr gespannt wie die sechs erfahrenen Musiker dieses durchweg komplexe Material dem kritischen Publikum präsentieren werden. Und nicht nur mir stand der Mund nach kurzer Zeit sperrangelweit offen. Man hatte das Gefühl hier spielt eine bühnenreife Band das 100ste Konzert, die homogenen Abläufe, nahtlose Übergänge, blindes Verständnis der aktiven Instrumentalisten, kaum zu glauben das sie erst ihren zweiten Auftritt bestreiten.
Und wie souverän dieses Septett es macht – die zum Teil langen Kompositionen werden glasklar und sehr druckvoll präsentiert, gewinnen dadurch Live gespielt noch mehr an Intensität. Man merkte diesen sechs bayrischen Männern die Freude an, für dieses begeisterte Publikum hier aufspielen zu dürfen. Auch später im Foyer strahlen sie in Dauerschleife, lassen sich umarmen, feiern mit den Besuchern ein Fest, das laut Thomas weit über den Abend hinausgeht. Das ist der wahre Geist von Musik, der auch mich immer wieder packt, durchschüttelt und mitnimmt.
Ich freue mich zuerst einmal über diesen großartigen Auftritt und weiterhin schon auf das dritte Album, das gerade kurz vor der Vollendung steht. Das Intro und Outro vom kommenden Of Silent Mammalia haben The Ancestry Program schon hier in Reichenbach gespielt. Und so etwas trauen sich nur die besten der Szene. Wer es nicht glaubt, besucht einen Auftritt von TAP und staunt mit offenen Mund wie ich.
Einige Kollegen haben etwas Mitleid mit mir gehabt, da hast du ja mit dem Freitag eine undankbare Aufgabe. Drei recht unbekannte Formationen, plus die Brit-Metal-Progger Threshold. Dennoch freue ich mich natürlich wie immer sehr, euch wieder einmal fantastische, noch relativ unbekannte Musiker vorstellen zu dürfen. Das hat ja schon gut bei dem Münchener Septett TAP geklappt und wem das Wasser nicht schon beim Eröffnungsauftritt im Mund zusammengelaufen war, der bekommt nun nach erfreulich kurzer Umbaupause klassische Rock-Musik aus Italien mit englischen Texten zu hören.
Alex Carpani Band
Still und heimlich hat der in Montreux am Genfer See geborene italienische Komponist & Produzent, Keyboarder & Sänger Alex Enrico Carpani seit Mitte der 2000er inzwischen sieben Alben veröffentlicht. Ob sein bekannter Geburtsort in der französischen Schweiz etwas mit seiner Liebe zur jazzigen Musik zu tun hat, ist mir nicht bekannt. Ich hätte mit ihm mal im Foyer darüber sprechen sollen, mache ich vielleicht demnächst noch. Zuletzt hat Alex mit Microcosm (2022) ein aktuelles Konzept-Werk veröffentlicht, das sich nicht überraschend mit dem Mikrokosmos beschäftigt und von seinem Thema der kleinsten Welt hat Carpani & Band fast alles hier im Neuberinhaus routiniert zum Besten gegeben.
Gute Entscheidung für den Tagesablauf, denn damit passt die Musik nahtlos an die komplexen Kompositionen von TAP auf Startplatz eins. Carpani hat zwar nicht die Stars der Fusion-Szene mitgebracht, auch nicht David Jackson der mit seinen Saxofonen und Flöten wieder einmal deutliche Akzente im Mikrokosmos-Album von Alex setzte. Aber Alessio Alberghini, der David erstklassig vertritt, hat es genauso gut gemacht. Ebenso wie zuletzt die Band an seiner Seite mit der Alex Microcosm eingespielt hat und mit denen er schon seit längerem stabil zusammenarbeitet. Und hier in Reichenbach machten fünf italienische Musiker richtig Fusion-Alarm. Einzelne Titel hier herauszuheben ist schwer, da die elf dargebotenen Titel von Microcosm, sowie die zwei Songs von den beiden Alben davor, sich durchweg auf hohem Niveau bewegten sowie unaufgeregt erfrischend und leichtfüßig präsentiert wurden. Dennoch möchte ich den Mittelteil mit dem Instrumental Prime Numbers sowie What Once Was und When The Tears Fall Down etwas herausstellen. Microcosm-Gitarrist Davide Rinaldi, Basser Jacopo Rossi und Schlagzeuger Marco Binda sind sehr erfahrene Instrumentalisten, musizieren zusammen bei Dark Lunacy.
Diesmal live, aktiv und ausgezeichnet hier im Vogtland auf Augenhöhe mit Alex. Leider hatte auch dieses Quintett aus Italien Schwerstarbeit zu verrichten, denn sie kämpften unermüdlich, wie alle Bands an diesem Eröffnungstag, mit den Problemen beim Licht und Ton. Resümee: Für mich ist und bleibt diese Musik in der Schnittmenge von Fusion mit Einsatz von Blass-Instrumenten, Cello & Violine sowie Art-Rock mit den klassischen Klangmustern eine bleibende Vorliebe. Deshalb liegt mir vermutlich das neue Konzept-Werk Art Rock Project von Marek Arnold auch so am Herzen. Der studierte Multi-Instrumentalist & Musiklehrer Marek hätte auch die komplexen musikalischen Teile von David Jackson oder Alessio Alberghini mindestens gleichwertig übernehmen können. Zwei bisher recht unbekannte Truppen, zweimal ein Treffer ins Zentrum.
Icefish & Virgil Donati
Das dritte musikalische Zeitfenster des Festival-Freitag war für die progressivharten Rocker von Icefish aus Italien reserviert. Auch wieder ein hochkarätiges Quartett das man selten hier in Germanien zu Gesicht und Gehör bekommt und das auch Live richtig gute Musik zelebriert. Mit ihrem geradlinigen Rock, versetzt mit modernen progressiven Elementen sowie leichten Fusion-Jazz-Tupfern, passt auch diese Band nahtlos in den geplanten musikalischen Tagesablauf. Obwohl von einigen Leuten der prominente Schlagzeuger Virgil Donati in das erhöhte Zentrum dieser Band gerückt wird, agierte hier eine echte klassische demokratische Rockband. Virgil hat natürlich erwartungsgemäß ein fulminantes Solo getrommelt, mir hat aber die gemeinsame Arbeit der vier Ragazzi viel besser gefallen.
Auch hier war Licht und Ton nicht so einer Veranstaltung angemessen, die Techniker hatten wohl ein paar Schwierigkeiten. Ich habe zwar aus gutunterrichteten Kreisen einige Informationen dazu bekommen, bin auch selbst fachkundig, möchte aber hierzu nicht zu sehr ins Detail gehen. Die Techniker hatten auf jeden Fall mein Verständnis und mein Mitgefühl. Lieber möchte ich von dem Programm erzählen. Die versierte Band spielte alle neun Titel des einzigen Albums Human Hardware (2017) und noch die drei Cover-Versionen Owner Of A Lonely Heart von Yes, Animate von Rush und zum Abschluss Show Me How To Live von Audioslave.
Diese drei unterschiedlichen Klang-Klone passten gut zum eigenen Material, waren starke Interpretationen der Songs und zeigten die musikalische Ausrichtung dieser italienischen Formation. Eine etwas überschaubare Menge an eigenem Material, ebenso spartanisch wie auch deren digitale Präsentation nur mit einem ebensolchen digitalen Lädchen. Das scheint wohl inzwischen für einige Künstler auch eine Masche zu sein um Kosten zu sparen. Andere Künstler sind da weit innovativer, glänzen mit herausragenden physikalischen Produkten, erstklassiger Ausstattung und gelungener Präsentation wie für Marek Arnold’s Art Rock Project im Foyer am Stone Prog Stand. Insgesamt, die Defizite mit dem matschigen Klangbild und defizitären Licht mal außen vor, war es auch eine gelungene Vorführung des Quartetts, die zeigte was da mit dem vielbeschäftigten Gitarrist Marco Sfogli (PFM), Keyboarder Alex Argento und dem Bass-spielenden Sänger Andrea Casali (Astra) für eine gut eingespielte Combo hier auf den Brettern in Aktion war. Noch ein interessanter Hinweis zu Marco; der startete seine Karriere als Schlagzeuger und wechselte erst später zur Gitarre. Er sagt selbst dazu: „Da ich in erster Linie Schlagzeuger und danach in zweiter Gitarrist bin, hat mir das sehr gut geholfen was Kreativität und das rhythmische Wissen angeht.“ Auch diese vier sympathischen Musiker aus Bella Italia kamen in das Foyer des Neuberinhaus für ein Bad in der Menge der fachkundigen Besucher, Virgil aber auch hier spartanisch sehr kurz.
Threshold
Ich habe mich schon sehr auf den introvertierten britischen Tasten-Virtuosen Richard West gefreut, ein echter Gentleman. Mit ihm hatte ich in der schlimmsten Phase der Pandemie regen Austausch wegen seines Seiten-Projekt League Of Lights. Damals war er mit der singenden Ehe- und Frontfrau Farrah West sowie drei hochkarätigen Mitstreitern hier beim achten Art-Rock-Festival 2020 aufgetreten und sie hatten damals mit ihrer außergewöhnlichen Vorstellung ein dickes Ausrufezeichen gesetzt. Nun ist er mit dem unverwüstlichen Prog-Metall-Schlachtschiff Threshold, das schon 1988 in der Nähe von Surrey in England gegründet wurde, nach Sachsen angereist.
Karl Groom (Gitarren) und eben Richard sind nach über 20 VÖ bis heute der kreative Kern, die Studio-Alben zwischen 1997 und 2007 wurden von Fans, Presse, Kritikern hoch gelobt, festigten auch den Ruf dieser exzellenten Live-Band. 2011 verstarb deren damaliger Sänger Andrew McDermott an Nierenversagen und 2012 wurde als Nachlass March Of Progress mit einer Mixtur aus epischem Bombast der Frühphase und geradlinigen Rock der McDermott Phase ein weiterer Volltreffer für diese Band. Der Power-Shouter Damian Wilson übernahm ab 2007 wieder mal den vakanten Front-Gesang, den er nun 2017 nach den Studio-Aufnahmen zu Legend Of The Shires, wieder wegen anderer Projekte (zuletzt Arena) abgegeben hat. Nun ist aber Glynn Morgan (war schon einmal 1994-96 dabei) wieder als Front-Sänger und zweiter Gitarrist mit an Bord. Soweit erst mal kurz etwas zur Geschichte. Glynn, Karl und Richard sind das Kreativ-Trio das die dröhnenden Motoren unter Deck am Laufen halten. Das diese fünf Briten, die mit Johanne James (Schlagzeug) und Steve Anderson (Bass) komplett sind, nicht nur gut Alben machen können, sondern seit über drei Jahrzehnten vor allem Live eine Bank sind und regelmäßig großartig aufspielen, zeigt sich nicht nur heute im Rahmen der Dividing Lines Jubiläums-Tour.
Für viele Bands gerade von den britischen Inseln, war die Pandemie ein massiver Einschnitt. Nach dem Doppeldecker Legend Of The Shires (2017) hat es nun ganze fünf Jahre bis zum nächsten Studio-Album Dividing Lines (2022) gedauert. Das passt jedoch wieder nahtlos in die ausgezeichnete Diskografie der agilen Briten. Diese beiden letzten Alben standen im Zentrum dieses kraftvollen Auftritts. Zwar schwächelt hier auch das Mixing und Licht, aber bei diesen fünf professionellen Musikern und den meist sehr lauten und dynamischen Krachern, fällt das nicht mehr ganz so ins Gewicht. Dass die Band-Klassiker routiniert und direkt präsentiert werden, bin ich von Threshold gewohnt. Aber bei Haunted, Domino Effect, Silenced, Complex, King Of Nothing, immerhin die Hälfte vom aktuellen Werk, merkt man den Reifeprozess und Rückkehrfreude dieses Quintett.
Es gibt viele die Threshold, vielleicht auch wegen ihrem Label Nuclear Blast, in die ultralaute Metall-Ecke schieben. Aber besonders die Solisten an Gitarren und Keyboards überraschen immer wieder mit ihrer federleichten und routinierten Arbeit an ihren Instrumenten. Ein würdiger Abschluss des Eröffnungstags, bei der die Spannung nicht nur hochgehalten, sondern stetig gesteigert wurde. Von kunstvollen Epen über Fusion und klassischen Rock, endet der Festival-Tag in einem rockigen Inferno. Einziges Defizit, wie bereits gesagt, der ständige Kampf mit der Technik.
Und morgen lest ihr was am Samstag beim Festival passierte, es gab jede Menge überraschende Band´s zu sehen und zu hören …