Interview: AVKRVST – Songs from the Cabin

AVKRVST ist der doch sehr ungewöhnliche Name einer neuen Band aus Norwegen, die gerade mit „The Approbation“ ihr Debüt via Inside Out veröffentlicht hat.  Doch nicht nur der Name der Band, auch die Entstehungsgeschichte des Albums ist mindestens genauso ungewöhnlich.

Renald Mienert unterhielt sich mit Simon Bergseth, der die Band gemeinsam mit Martin Utby ins Leben gerufen hat.

Wenn man einen Bandnamen sucht, den keiner aussprechen kann und von dem keiner weiß, was er bedeutet, AVKRVST wäre keine schlechte Wahl.

Da muss ich etwas länger ausholen. Die Musik zu dem Album entstand in einer sehr kleinen Stadt mit dem Namen  Alvdal hier in Norwegen. Sowohl Martins als auch meine Großeltern haben dort in der Gegend eine kleine Hütte.  In einer dieser Hütten haben wir die Songs geschrieben und auch das meiste aufgenommen,  Gitarre, Bass und Gesang.  Aus derselben Stadt stammt ein berühmter norwegischer Autor und Maler, der aber mittlerweile verstorben ist. Sein Name war Kjell Aukrust.  Darauf bezieht sich unser Bandname, du musst nur die beiden „V“s durch „U“s ersetzen.

pic: (C) Kristian Ranges

Du hast ja mit Martin schon als Kind eine Art Pakt geschlossen, dass ihr einmal gemeinsam Musik machen werdet. Wie kam es genau dazu?

Martins Vater und mein Vater sind sehr eng befreundet. Beide spielten schon in einer Progband, als wir noch Kinder waren. Unsere Wohnungen lagen etwa zwei Stunden voneinander entfernt und an den Wochenenden traf sich die Band immer um zu proben. Wir waren dabei und wenn die Band eine Pause machte, gingen wir in den Proberaum und spielten. Martin saß am Schlagzeug und ich habe etwas gesungen und Gitarre gespielt.  In dieser Zeit haben wir diesen Deal gemacht, dass auch wir einmal eine Band gründen. Vor zwei Jahre im Sommer waren wir dann wieder einmal in einer der Hütten. Nicht um Musik zu machen, nur um abzuhängen und Bier zu trinken und zu wandern. In einer dieser Nächte sahen wir uns an und wussten, die Zeit war gekommen. Eine Woche später haben wir dann für sechs Wochenenden im kommenden Winter Termine vereinbart, an denen wir dann mit unserem Equipment in die Hütte fahren wollten, um  unser Versprechen einzulösen.

Herausgekommen ist ein sehr interessantes Debüt, das sich nicht so leicht mit anderen Bands vergleichen lässt.

Wir hatten nicht wirklich einen Plan für ein Album und auch nicht vor, Progressive Rock zu machen. Es hätte auch alles andere dabei rauskommen können, aber da wir durch unsere Väter schon als Kinder viel Progressive Rock gehört haben, war es wohl naheliegend, das auch unsere Musik in diese Richtung geht. Martin und ich sind für die Songs verantwortlich, aber mittlerweile betrachten wir uns als richtige Band. Die restlichen Bandmitglieder haben wir dann aus anderen Bands dazu geholt, mit denen wir schon früher gespielt hatten. Wir haben in so vielen anderen Bands gespielt. Wir haben unser Leben lang Musik gemacht, bisher nur nicht die Zeit gefunden, dies gemeinsam zu tun.

Die Songs auf eurer CD werden zum Ende hin immer länger, ist das Zufall?

Ich habe ehrlich gesagt noch nicht darüber nachgedacht. Aber ich glaube, es passt zu der Story. Je näher man dem Ende kommt, umso länger muss man zuhören, um tiefer in die Geschichte einzutauchen. Ursprünglich war das Album sogar noch zehn Minuten länger. Aber es ist unser Debüt und Inside Out wollten, dass es auf eine einzige LP passt und nicht gleich ein Doppelalbum wird. Wir haben einen Song weggelassen und einige Kürzungen vorgenommen, und ich glaube, das war eine gute Idee. Das Album wirkt jetzt in sich geschlossener.

„The Approbation“ ist ja ein Konzeptalbum mit einem eher düsteren Inhalt. Passend zum norwegischen Winter.

Der Winter in Norwegen ist immer kalt und dunkel. Das Wetter war schlecht und mir mussten ständig Feuer machen.  Die Hütte ist umgeben von Bergen und Wäldern, man hört kein Auto, nur den Regen, der herunterprasselt. Und jede Stunde hörst du das Signalhorn eines Zuges, man kann das Echo von den Bergen hören. Wir haben wirklich versucht, dieses Gefühl  der einsamen Hütte im Winter einzufangen. Die Hauptfigur ist alleine mit seinen Gedanken und erkannt, dass sie sterben muss. Auch wenn sie nicht weiß warum. Aber über den Verlauf der Handlung lernt sie dies zu akzeptieren.

Eure Väter spielen ja auch in einer Progband…

Die Band heißt  Tammatoys. Sie haben einen Vertrag bei dem norwegischen Label Apollon Records und auch vor zwei Jahren ein Album veröffentlicht. Ich glaube aber, unsere Band ist jetzt schon erfolgreicher, als ihre. Aber sie sind natürlich trotzdem sehr stolz auf uns.

Zumal ihr einen Vertrag bei Inside Out habt….

Unsere Väter haben jede Veröffentlichung von Inside Out gekauft, wir sind sozusagen mit Inside Out aufgewachsen.  Als wir dann an den eigenen Songs arbeiteten, begannen wir irgendwann mit dem Gedanken zu spielen, diese Musik auch zu veröffentlichen. Ich habe dann einen kleinen Pressetext auf Norwegisch geschrieben und an hiesige Plattenfirmen geschickt und alle zeigten auch Interesse.  Aber dann dachte ich mir, warum nicht auch Inside Out kontaktieren, ein Versuch kann nicht schaden und hätte ich es nicht gemacht, ich hätte es mir nie verziehen. Ich habe also den Pressetext ins Englische übersetzt und an Inside Out geschickt.  Zunächst haben wir nichts gehört, aber dann kam eine Antwort von Thomas Waber. Er fand unsere Musik interessant und wollte wissen, wie alt wir sind. Ich habe geantwortet, bald dreißig und dann haben wir wieder zwei  Wochen nichts gehört. Wir waren kurz davor, bei einem norwegischen Label zu unterschreiben, als es dann erneut Kontakt gab. Wir haben dann einen Termin vereinbart und den Vertrag gemacht.  Es ist, als wäre ein Kindheitstraum wahr geworden.

Für das Artwork ist der Berliner Künstler Eliran Kantor verantwortlich, der bisher vor allem durch Cover für Metalbands bekannt geworden ist.

Vor etwa fünf Jahren habe ich ein Albumcover von ihm gesehen und es hat mir gefallen, also bin ich ihm auf Facebook gefolgt. Als wir in der Hütte saßen und über den Bandnamen und die visuelle Präsentation des Albums sprachen, kam mir sofort Eliran Kantor in den Sinn. Ich habe ihm dann ein Mail mit einigen Songs und den Texten geschickt, und er hat schnell reagiert, dass ihm unsere Lieder gefielen und er schon Bilder im Kopf hätte, wie das Cover aussehen könnte.

pic: (C) Kristian Ranges

Mittlerweile hat die Band auch erfolgreich ihr  Livedebüt auf dem „We Låve Rock“ –Festival absolviert. Geht es dann wieder zurück in die einsame Hütte?

Wir lieben diesen Ort, an dem wir in unserer Kindheit jeden Sommer so viel  Zeit verbracht haben. Martin und ich werden wieder dorthin gehen, um Songs für das zweite Album zu schreiben.

Bis es soweit ist, erfreuen wir uns aber zunächst an eurem Debüt!

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