Review: Marek Arnold´s Artrock Project (2023)

Ich höre und schreibe viel über Musik, meist hat man keinen bis wenig direkten Kontakt mit dem Künstler über den man berichtet. Es gibt aber auch Fälle wo man den Musiker und dessen Produkt schon etwas kennt oder Kontakt hat. Noch seltener ist aber dass man bei einem Projekt den Künstler schon lange gut kennt und auch schon früh über seine kommenden Werke detailliert informiert ist. Wenn man dann das Glück hat bei dem ersten Solo-Album nach einer 25-jährigen erfolgreichen Karriere dabei sein zu dürfen ist es ein Privileg. Ich hatte das Vergnügen das der Künstler mir vertraute und wir uns bis heute sehr gut verstehen. Ich gehe sogar ein Stück weiter, wir haben unsere gemeinsame Reise mit dem Duo-Album Ziele intensiviert, werden zukünftig sicher noch viele weitere Berührungspunkte bei seinen vielen weiteren Aktivitäten haben.

Tracklist:

01. A Story Of Separation And Lost – Part 1 – Preview (1:48)
02. A Story Of Separation And Lost – Part 2 – No Place Like Arirang (12:44)
03. A Story Of Separation And Lost – Part 3 – Review (1:49)
04. Stay (8:27)
05. A Time Of Mystery (4:00)
06. Papillon (10:20)
07. Come Away With Me (4:24)
08. Cold Run (6:24)
09. Berlin 2049 – Berlin (3:53)
10. Berlin 2049 – Rain Will Fall 1 (4:31)
11. Berlin 2049 – Leave Well Enough Alone (5:10)
12. Berlin 2049 – Rain Will Fall 2 (5:44)
13. Berlin 2049 – Riding The Line (1:49)
14. Berlin 2049 – Reason To Lie (5:36)

Ein echtes Kreativ-Kraftwerk, fachlich versierter Multi-Instrumentalist, sehr beliebt bei vielen seiner Kollegen. Die Zeit seit Herbst 2022 hatte Höhen und Tiefen, zwischenzeitlich wurde mit Tempus Fugit auch das würdige Label von Dirk Jacob gefunden, aber die pure Freude hat eigentlich immer überwogen. Jedoch habe ich auch mitgelitten, aber auch gejubelt und gefeiert und weiterhin auch noch tiefere Einblicke bekommen was ein kreativer und aktiver Kulturschaffende bei einer künstlerischen Schwangerschaft und Geburt aushalten muss, bis er hoffentlich strahlend sein Werk als Digipak-CD und Doppel-Vinyl endlich beim diesjährigen Night Of The Prog 2023 vorstellen kann und für die Fans signieren darf. Dieses großartige Album wird für Aufregung (und Anregung) in der Prog-Szene sorgen, das ist gewiss. Das schrieb ich seit dem Herbst 2022 ein Dutzend Mal. Die bisherige Aufmerksamkeit in der deutschsprachigen Berichterstattung anspruchsvoller Rockmusik ist für Marek Arnold’s Artrock Project überwältigend. Marek und alle seine Helfer haben es allemal verdient und danke, dass ich bei dieser Reise dabei sein durfte.

Viele ambitionierte, erfahrene Musiker kommen irgendwann an einen Punkt, an dem sie ihre individuelle Handschrift ohne irgendein Filter austesten möchten. Ich gehe noch einen Schritt weiter, sie wollen bis an die Grenzen gehen die die meinen Aushalten zu können, manchmal auch darüber. Dabei geht es dann meist weder um Eitelkeit, Profilsucht oder Egomanie. Es geht vielmehr darum, die eigene künstlerische DNA, die ganz persönliche Note als kreativer Künstler zu erforschen. Für Marek Arnold kam dieser wichtige Meilenstein schon vor mehreren Jahren. Viel ist seither passiert, nicht nur bei dem umtriebigen Multi-Instrumentalisten aus Sachsen, sondern auch im allgemeinen Leben hier in Europa. Dreijährige kräftezerrende Pandemie, Klimawandel mit Zunahme an Katastrophen, Krieg und Wirtschaftskrise, Europa im Wandel und obendrein verheerender Kulturverfall. Da war genau der richtige Zeitpunkt gekommen größere Lebensprojekte in Angriff zu nehmen. Neues, moderneres Heim-Studio B’Side Music Studio und eben sein Herzensprojekt Marek Arnold’s Artrock Project. Auch wenn er in nahezu allen seinen vielen Formationen als rastloser Antrieb, Toxic Smile, Cyril, Damanek, Seven Steps To The Green Door oder vielen anderen Beteiligungen bis heute die wichtigsten Fäden immer in Händen gehalten hatte, es kam wieder und häufiger die Frage: Wann kommt das erste Solo.

An dem aktuellen ersten Solo-Album, was nun endlich am 14. Juli erscheinen wird, hat Marek Arnold fast fünf Jahre gearbeitet. Ich darf allen mitteilen, Marek ist Stolz und das mehr als berechtigt !! Damals die ersten Single Stay (2018) als Festivalbeitrag und als Erkennungsmelodie zum Art Rock Festival Reichenbach, damit hat er den Startpunkt gesetzt und danach sage und schreibe über 50 befreundete Künstler aller Instrumente und Bereiche zur Mitarbeit an seinem Solo gebeten. Und dort wo die lange Reise vor einem halben Jahrzehnt anfing wurde auch die Promo-Kampagne für das fertige Album mit Unterstützung der Magazine Empire und Stone Prog 2023 spektakulär begonnen. Ich habe die einzelnen Rohversionen dieses Mammut-Album schrittweise und schon früh gehört und war von Beginn an überzeugt, da entsteht etwas besonders, ein zeitloses Meisterwerk. Und ich sollte Recht behalten, denn als ich zum ersten Mal die fertigen abgemischten fast 80 Minuten von Marek Arnold’s Artrock Project in der finalen CD-Titel-Reihenfolge gehört habe, war ich echt elektrisiert. Bei einigen Passagen hatte ich regelrecht Gänsehaut. Und das ist bei jedem Durchlauf auch noch bis heute so geblieben. Ein weiterer klarer Hinweis auf ein besonderes Stück rockiger Zeitgeschichte. Viele atemberaubende Passagen; beispielsweise die Trompeten-Soli in den überlangen spektakulären 17- und 26-minütigen Suiten Berlin 2049 und Arirang, Einschläge wie mit einem Schmiedehammer, die mitreißende Gitarrenarbeit und der leidenschaftliche Gesang auch bei Papillon, was für ein sensationelles Meisterstück, die Balance von Balladesk und „Cold Run“ ist immer sehr gut getroffen. Allein der Mittelteil vom 17-Minuten-Prolog: Ich sehe den Kampf der Titanen auf der Bühne, wie die Keyboards versuchen die Oberhand zu bekommen, die Trompete von Jericho zum Sturm bläst, die Violine Stiche ständig setzt und die Gitarren versuchen eine Schneise in diese Phalanx zu schneiden. Was ein voller Korb an musikalischen Highlights allein in dieser Komposition, Bass-Solo, Chor, emotionaler Frontgesang. Und immer begleitet von einem Vangelis-Arsenal an Keyboards die einem mit Marek’s Sternenschiff mitnehmen auf eine Reise zu fernen Welten. Danach dann der nahtlose Übergang zu zwei neu arrangierten Klassikern Stay und Come Away With Me, da steht selbst den härtesten Rockern fast das Wasser in den Augen. Die beiden früh komponierten Titel wirken in diesem Gesamtgewand viel dramatischer, noch gefühlsgewaltiger. Und so geht der Ritt weiter durch das komplette Album, bis dann das Berlin-Suite-Thema erklingt, es geht einem nicht aus dem hirn, erklingt auch im Moment wieder in meinem Kopf, das hat ebenso Sucht-Charakter !! Wenn mich Musik so mitnimmt, ist was gewaltiges im Busch, das war 1969 so und auch jetzt wieder !! Alle Soli sind über jeden Zweifel erhaben. Marek, was hast du denen in den Kaffee gemischt !! Auch die unterschiedlichen vokalen Teile (inklusive Erzähler) gefallen mir sehr gut, sind meines Erachtens ein Kern-Merkmal dieses 80-Minüter und es deshalb aus vielen ähnlichen Werken weit heraushebt. Das Album platzt aus allen Nähten voller Überraschungen und Klangfarben. Ich warne euch, Suchtgefahr !!

Diese Ausgewogenheit von instrumentalen Phasen, Instrumenten-Solos, vokalen Teilen beider Geschlechter, teils verfremdet, mehrstimmig oder im Erzählerstil, der absolute Wahnsinn !! Man hört auf diesem Album schon den etwas härteren Rock von Toxic Smile, den melodischen Rock von Cyril oder den vertrackteren Prog-Rock von Seven Steps To The Green Door, manchmal sogar all diese Elemente in einem Song vereint. Aber dennoch hat Marek Arnold damit seinen Meisterbrief erarbeitet !! Ich werde hier keine Namen beteiligter Künstler nennen, denn, wenn ich einen vergessen haben sollte, müsste ich Asche über mein graues Haupt schütten und es wäre nicht rechtens. Denn alle haben hier in jeder Hinsicht auf internationalem TOP Niveau abgeliefert. Details dazu werden in anderen dutzenden von Beiträgen meiner Kollegen genannt, auch auf der sehr schönen Webseite von B’Side Music und im CD-Booklet gibt es massenhaft Informationen dazu. Dennoch zwei Hinweise zu Marek’s Frau Janine die unermüdlich bis an die Grenzen an Grafik, Artwork und Design gearbeitet hat und Technik-Meister Martin Schnella aus Osterode der in stundenlanger Kleinarbeit in seinem Overlodge Recording Studio diesen transparent und druckvollen Sound kreiert den Feinschliff gegeben hat. Ich prognostiziere, das Solo-Album Marek Arnold’s Artrock Project wird eines der Highlight-Alben 2023. Das liegt sicher nicht nur daran, dass es ein erwachsenes, eigenständiges, beeindruckendes Werk ist, den erstklassigen Beiträgen vieler seiner hochkarätigen Musik-Freunden, der fachkundigen Promotion von Labelbetreiber Dirk Jacob, an dem exzellenten Artwork und Videos, sondern vor allem an dir Commander Marek. Du hast es geschafft so viele Menschen zu verbinden und mit ihnen für ALLE etwas Bleibendes zu schaffen. Danke für deine fünfjährige Leidenschaft und deine Kreativität !!

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