Review: Fuchs – Too Much Too Many (2023)

Auf ihrem neuen Album „Too Much Too Many“ beschäftigt sich die süddeutsche Progrock-Band FUCHS mit den wahren Werten des Lebens, sprich: mit dem, was uns glücklich macht. Oder gelegentlich auch unglücklich, was als Konsequenz zu Veränderungen führen sollte, anstatt gesellschaftlich vorgegaukelter Bedürfnisse hinterher zu hecheln. Dieses Thema breitet sich auf „Too Much Too Many“ über acht spannende Kapitel aus und zeigt sich nicht nur inhaltlich, sondern auch musikalisch in der kompletten Ausdehnung des Genres. Ohne Zweifel ist Komponist, Texter und Keyboarder Hans-Jürgen Fuchs und seiner Band ein starkes Werk gelungen. Bislang flog die Band bei mir weit unter dem Radar, der kommende Auftritt beim Night of the Prog Festival änderte das Schlagartig. Wer ist FUCHS? Über das Label bekam ich die Möglichkeit, das neue Album schon mal vorab zu hören und bin sehr angetan.

Die Songs, sind in sich stimmig und gleichzeitig wird die gesamte Klaviatur dieser Musikrichtung ausgelotet, ohne jedoch den roten Faden zu verlieren. Veröffentlicht wird das von Hans-Jürgen Fuchs produzierte und in Kooperation mit Schlagzeuger Florian Dittrich gemischte sowie von Steve Kitch (Pineapple Thief) gemasterte Werk am 14. Juli 2023 über das Label Tempus Fugit.

Tracklist:

Don’t Get Me Wrong (5:48)

Of Hopes and Dreams and Bitter Tears (7:29)

Challenge of Lifelong Learning (7:48)

And Once Again (9:52)

The Middle Years (11:26)

Mad World (6:52)

Here in My Void (12:18)

My Life (8:03)

Da stellt sich die Frage, woher diese beeindruckende Kreativleistung rührt? „Aufgrund des Lockdowns hatte ich mehr Zeit denn je, um neue Songs zu schreiben“, erklärt Fuchs. „Letztlich sind 32 Stücke entstanden, aus denen ich die zur Geschichte passendsten Nummern ausgewählt und mit meinen Musikern eingespielt habe.“ Hans-Jürgen Fuchs spricht unter anderem vom ungewöhnlichen Opener „Don´t Get Me Wrong“, der mit seinem 5/8tel Takt dem neuen Album einen anspruchsvollen Einstieg verpasst: „Wir versuchen, die Sechziger wach zu kitzeln, deshalb klingen die Chöre ein wenig nach den Beatles oder den Bee Gees.“ Ähnlich bemerkenswert ist „And Once Again“, bei dem sich die Musiker an keine gängigen Strukturen halten und das Stück nach ruhigem Beginn in einem packenden Synthesizer-Solo kulminieren lassen. Unbedingt erwähnt werden sollte auch das in vier Unterkapiteln eingeteilte „The Middle Years“ mit seinem Electro-angehauchten Beat, einer an Genesis erinnernden E-Bow-Gitarre und dem in der zweiten Hälfte – wie Fuchs ihn nennt – „L.A.-Groove, der mich an Steely Dan erinnert.“

Apropos Genesis: Als ausgewiesener Fan von Keyboarder Tony Banks schimmern die Vorbilder von Hans-Jürgen Fuchs auf „Too Much Too Many“ durch. Ganz deutlich im Schlussteil von „Challenge Of Lifelong Learning“ zu hören, allerdings immer in Verbindung mit einem zeitgemäßen Faible für minimalistischere Klänge: „Ich habe Konzerte von Nils Fram oder dem Isländer Ólafur Arnalds besucht und bin von ihren warmen, analogen Sounds fasziniert. Andererseits mag ich auch Hans Zimmer und seine opulenten Filmmusiken.“ All dies fließt unverkennbar in die neuen Songs ein, trägt aber dennoch niemals die Handschrift nur von Hans-Jürgen Fuchs, sondern von all seinen Mitmusikern. Großer Pluspunkt bei FUCHS ist der vielstimmige Gesang, das macht die Songs abwechslungsreich und spannend. Vergleiche hinken meistens, aber mich erinnert das Album phasenweise ganz stark an THEO mit dem Album Figureheads. Die Vorfreude auf den Auftritt beim NOTP ist jetzt natürlich groß, vielleicht wird FUCHS ja für viele die Überraschung, ähnlich wie die Wired Ways im letzten Jahr.

Besetzung:

Hans-Jürgen Fuchs – akustische & elektrische Gitarren, Piano, Keyboards, Gesang
Ines Fuchs – Keyboards, Gesang
Baggi Buchmann – Leadgesang
Michael Wasilewski – Leadgesang
Andy Bartzik – Gitarre
Henrik Mumm – Bass
Florian Dittrich – Schlagzeug

pic: (C) tempus fugit

Exakt dieses Septett wird am 15. Juli 2023 beim Festival „Night Of The Prog“ auf der Loreley-Bühne in Sankt Goarshausen stehen, wenn Fuchs die ersten Songs ihres tags zuvor veröffentlichten neuen Albums vorstellen und sie von einigen ihrer größten Klassiker einrahmen. Das Album-Motto „Too Much Too Many“ wird in diesem Moment dann wohl ausnahmsweise mal nicht gelten!

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