Nachdem die Australier UNITOPIA bis 2012 fünf in den Prog Fachkreisen teilweise hochgelobte Alben veröffentlicht hatten und auch in Europa getourt sind, zog sich die Band unerklärbar zurück. 2014 wurde die Auflösung der Band bekannt gegeben. Umso überraschter war man, als sich im Herbst 2022 Gerüchte verdichteten, dass es wieder Konzerte in Europa geben würde. Die Freude war groß, Tickets im Vorverkauf wurden früh gesichert. Auch deshalb, weil UNITOPIA eine Besetzung von absoluter Weltklasse angekündigte.
Vom alten Stamm sind wieder Mark Trueack, Sean Timms und Steve Unruh an Bord, zu ihnen gesellt sich im Bereich Komposition und Lyrics der Gitarrist John Greenwood. Der interessierte Fan staunt aber auch über Weltstars in UNITOPIA wie Alphonso Johnson (u.a. Santana und Weather Report, 1977 als Ersatz für Steve Hackett bei Genesis im Gespräch) und Chester Thompson (u.a. Frank Zappa, Eric Clapton und Bee Gees – vor allem aber bekannt als langjähriger Drummer bei Genesis und Phil Collins). Leider war Alphonso Johnson „aufgrund unvorhergesehener Umstände“ nicht mit unterwegs, er wurde aber mit Don Schiff (u.a. Elvis Presley, Tina Turner) durch einen anderen nicht minder großen Musiker ersetzt.
Allerdings stand das Konzert am 09. September 2023 in Reichenbach, trotz es an einem Samstag stattfand, unter keinem so guten Stern: im kleinen Saal des Neuberinhauses begann man mit dem Bandklassiker „The Garden“. Plötzlich wurde das Spiel unerwartet nach vielleicht 10 Minuten durch Mark Trueack abgebrochen. Angeblich hörte sich die Band in den Kopfhörern nicht. Der Abbruch ist dann verständlich, der Laie fragt sich aber, warum so etwas nach sicher gründlichem Soundcheck passieren muss. So durfte „unser“ Marek Arnold 2x ran: nach einem wieder tollen Konzert im Vorprogramm mit seinem Compagnon Manuel Schmid hatte er die Ehre, das erste Mal mit UNITOPIA auf der Bühne zu stehen und in „The Garden“ Saxofon zu spielen. Das war deshalb ein besonderer Moment, da Marek auf den alten Alben von UNITOPIA mit seinem Saxofon zwar vertreten war, aber mit der Band noch nie live spielen konnte.
Es gab noch andere nennenswerte Dinge an diesem Abend, welche es dem Besucher schwer machten, ein Konzertfeeling aufzubauen und sich auf die Musik zu konzentrieren. Auf der Bühne gab es zwar nur „Standard Licht“ (völlig ok), es wurde aber mit auf Augenhöhe befindlichen und voll ins Publikum gerichteten Spots eine Art Lichtshow betrieben. Ich kann mich an kein Konzert erinnern, wo mich das Licht derart geblendet, gestört und von der Musik abgelenkt hat. Ein Fan in meiner Nachbarschaft hatte dann dermaßen die Nase voll, dass er an einem gewissen Punkt einfach den Stecker gezogen hatte. Weiß der Himmel, an was der Beleuchter dabei gedacht hat. Auf jeden Fall nicht an das Publikum.
Und dennoch: irgendwie riss es das Publikum doch mit. Mark Trueack moderierte im Zuge der neuen Stücke an, dass die Musiker der Band schwere Krankheiten durchlebt haben (auch deshalb lag UNITOPIA viele Jahre auf Eis) und dass die Verarbeitung des Erlebten Basis für das aktuelle Konzeptalbum „Seven Chambers“ darstellt. Spätestens hier hatte er die Aufmerksamkeit des Publikums in Reichenbach gewonnen.
Setlist: Unitopia
The Garden
Broken Heart
The Stroke Of Midnight
Mania
The Uncertain
Tesla
The Great Reward
Lineup Unitopia Reichenbach:
Mark Trueack (voc)
Sean Timms (keyb, back voc)
John Grenwood (git, back voc)
Steve Unruh (violine, flutes, perc)
Don Schiff (bass)
Chester Thompson (dr)
