Als die Ankündigung heraus kam, dass SAMMARY mit „The Dream“ ein neues Album heraus bringen und das live in einer Record Release Party am Veröffentlichungstag im „Rind“ in Rüsselsheim spielen werden, war es für uns in der Redaktion ein Muss, dort hin zu fahren. Denn schließlich hat die Band erst im vergangenen Jahr mit „Monochrome“ ihr beeindruckendes Debut-Album vorgelegt. Der Kopf der Band, Sammy Wahlandt, stand uns damals auch für ein Interview zur Verfügung (hier auf den Seiten nachzulesen). Den damals 18jährigen Musiker, der „Monochrome“ praktisch im Alleingang kreiert und aufgenommen hat, lernten wir hier als entspannten, netten und bodenständigen jungen Kerl kennen. Eine entsprechende Vorfreude und Spannung auf das erste persönliche Kennenlernen und einen interessanten Konzertabend war also gegeben.
Pünktlich um 20 Uhr begeben sich aus dem Publikum eine junge Dame sowie fünf junge und ein älterer Herr auf die Bühne. Sammy Wahland nimmt hinter dem Schlagzeug Platz; das Instrument, welches von allen am Meisten seine Komfortzone darstellt. Der ältere Herr mit wallendem grauem Bart und nicht minder wallenden grauem Haar und ist Jörg Wahlandt, Sammys Vater. Wir sehen eine Band mit einer Sängerin, zwei Keyboardern, zwei Gitarristen, Bass und Schlagzeug. Viele Gitarren stehen auf der Bühne bereit, zu einigen Titeln gibt es sogar Videoprojektionen. Die dazu passende Lichtshow ist eher aufwändig als bescheiden. Also – hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt!
Das Konzert besteht aus dem kompletten neuen Album, unterbrochen durch einen Block von vier Songs (und die Zugabe) vom Album „Monochrome“. Also aus vielleicht 70% noch nie gehörter Stücke des heute erstmalig erhältlichen Albums „The Dream“. Das Werk wurde wieder komplett von Sammy komponiert und getextet, aber diesmal von der aktuellen Band SAMMARY eingespielt. Musikalisch fällt auf, dass die neue Musik und damit das Konzert zunächst rifforientiert beginnt und sehr zart und zerbrechlich endet. Sie scheint auf die schöne und sensible Alt-Stimme der Sängerin Stella Inderwiesen zugeschnitten worden zu sein. Der Bandcharakter steht aber im Vordergrund, man hat nicht den Eindruck, dass irgendjemand auf der Bühne in Mittelpunkt steht oder stehen will. Rein von der Musik her meinen wir, weniger mutig-proggige Elemente auf „The Dream“ zu hören als auf „Monochrome“. Was nichts schlechtes heißen muss. Wir wollen das aber noch nicht zu sehr bewerten, denn das Albumkonzept von „The Dream“ und die dazu gehörende Musik will erst noch durch intensives CD-Hören kennengelernt werden.
Die Band wirkt im Konzert angespannt und konzentriert. Logisch – so viele Konzerte haben die junge Leute in SAMMARY noch nicht gespielt. Sie machen ihre Sache aber klasse. Auffällig ist wie gesagt besonders Stella Inderwisen am Mikrofon, die mit ihrer schönen teilweise sehr emotionalen und zerbrechlichen Stimme die neue Musik trägt. Ein schönes Konzert, und wir wünschen der Band und dem neuen Album nur das Beste und viel Erfolg.
Eigentlich ist der Bericht hier zu Ende. Wir können aber nicht anders und müssen noch ein paar Worte zu „IN ABSENTIA“ los werden. Wie der Name dem wissenden Prog-Fan schon suggeriert, handelt es sich hier um eine PORCUPINE TREE Cover-Band. Witzigerweise spielt die Vorband entgegen erster Ankündigungen nach dem Hauptact. Ein Stück weit ist das aber verständlich. Denn so manchem heutigen Besucher wird SAMMARY (noch) nicht nicht viel sagen, IN ABSENTIA alleine vom Namen her schon. Man wollte so einfach das Risiko vermeiden, dass beim Haupt-Act SAMMARY die Hälfte des Publikums, die vielleicht gekommen ist um PORCUPINE TREE Musik live zu hören, schon auf dem Nachhauseweg ist. Und das wäre für die Beteiligten dann sicher traurig gewesen.
Das Gerüst der Band IN ABSENTIA stellt erwartungsgemäß die Band von SAMMARY dar. Und sie machen ihre Sache wirklich großartig. Ok, Marvin Kollmann (der junge Kerl hat übrigens „The Dream“ produziert!) hat natürlich nicht die Stimme von Steven Wilson, aber es kommt in der Show ein ordentliches PORCUPINE TREE Feeling rüber! Herausragend ist hier aber Sammy Wahland am Schlagzug. Den Stil des vielleicht besten Schlagzeuger des heutigen Progressive Rock, Gavin Harrison, muss man in seinem komplexen, songdienlichen und trotzdem verspielten Stil erstmal hinbekommen. Hut ab, Sammy! Und natürlich noch mehr Hut ab für den Weg, den Du als heute noch nicht mal 20jähriger mit SAMMARY eingeschlagen hast. Durch solche Acts, ist uns erfahrenen Progressive Rock Fans, über die Zukunft der Szene trotz der heute kritischen Zeiten nicht bange.
Sammary:
Sammy Wahland (dr)
Stella Inderwiesen (voc)
Marvin Kollmann (git)
Jörg Wahlandt (git)
Benedikt Schadt (keyb)
Ivan Khobta (Syn)
Julius Stapenhorst (bass)
Setlist Sammary
Oscillation
Cascades
Trance
Voices
The Game
Soft
219
Delete
Monochrome
Rotations
The Dream
Eulogy For a Dream
Awake
Zugabe
218
Setlist In Absentia
Blackest Eyes
Open Car
The Sound Of Muzak
Of The New Day
Drown With Me
Fear of A Blank Planet
Buying New Soul
Sentimental
Radioactive Toy / Anesthetise
Way Out Of Here
Arriving Somewhere But Not Here
Collapse Light Into Earth
Trains
Fotos: Jörg N.-Germann