Eigentlich liegt der grobe Entwurf für einen Text schon seit Mitte 2020 hier auf meinem PC und immer wieder gab es Gründe warum ich daran nicht weitergearbeitet habe. Er lag nicht an genug Material oder zündeten Ideen, auch nicht an den Plauener Jungs von Polis, mit denen war ich im regelmäßigen Dialog. Irgendwie schien mir immer nicht der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein um eben diesen Textbeitrag zu finalisieren und zu veröffentlichen. Jetzt haben mir unwissend der Dinge die da kommen auch mal wieder meine Freunde Bodo Kubatzki (BK Event Photo) und Oliver Wenzler (Progressive Promotion Records) geholfen.
Der Frontsänger Christian Roscher schrieb mir damals: „Dass Du uns in deinen Berichten mit solchen Superlativen bedacht hast, hat uns natürlich aufhorchen lassen und ist gut fürs Selbstbewusstsein. Zurzeit sind wir sehr intensiv an der Arbeit zu unserem Email-Rundschreiben – 10 Jahre Polis Band – in welchem wir anlässlich unseres zehnjährigen Bestehens viel unveröffentlichtes Material präsentieren und zudem die Geschichte der Alben etwas ausführlicher erzählen.“ Die von Chris angekündigten O-Töne waren sicher noch ein weiterer Grund, aber es ist seither auch noch sehr viel mehr passiert, nicht nur auf diesem blauen Ball im heimischen Sonnensystem, sondern auch in der deutschen Musik-Kultur und eben auch bei Polis. Arbeiten am digitalen Dialogsystem, an massig neuem Material von Polis und vielen Solo- und Seiten-Projekten, Auftritte in Clubs und Festivals wie Art-Rock Reichenbach (2019 & 2020) sowie Burg Herzberg (2019), Aqua Maria (2021), Woodstock Forever (2022). Überall hat dieses sympathische 5-köpfige Musiker-Kollektiv ihre deutlichen Duftmarken hinterlassen und immer mehr Fans dazugewonnen.
Und nun zum Jahresausklang das Live-Album »Unterwegs I« (VÖ: 30-12-2023) aufgenommen eben im August beim Woodstock Forever Festival 2022 sowie in deren Wohnzimmer der Alten Kaffeerösterei Plauen im Dezember 2022. Acht Kompositionen, der 14-minütige Klassiker »Sag Mir« vom Debüt »EINS« (2011), »Danke« und »Blumenkraft« vom Nachfolger »SEIN« (2014) und von »Weltklang« (2020) zu Beginn gleich »Tropfen« und »Gedanken« und nach zwei Neuen noch »Eine Liebe, Tausend Leben«. Und diese beiden neuen Titel »Die Einsamkeit« und »Das Erste Leuchtfeuer« im Mittelteil machen schon mächtig Appetit auf das kommende Studio-Album. »Unterwegs I« ist ein wunderbares Verbindungsstück von der Studio-Trilogie zum neuen Album 2024, begleitend gibt es auf einschlägigen Plattformen viel Material in Ton und Bild. Und damit ihr die Plauener etwas besser kennen lernt, gibt es nun im folgenden Beitrag viele authentische, verlässliche Informationen und Bilder der Band, sie stammen hauptsächlich aus dem sehr gut gemachten Ketten-Dialog 10 Jahre Polis Band zwischen Fans und der Polis-Zentrale Plauen im Vogtland. Polis sind nicht nur fünf junge und in jeder Hinsicht äußerst talentierte Künstler, sondern sie werden von ihren Familien und Freunden seit über einem Jahrzehnt tatkräftig unterstützt. Darüber hinaus pflegen sie zu ihren Fans und zu uns als Berichterstatter ein sensationell herzliches Miteinander. Ich würde sagen, so ein wunderbares Kollektiv ist ein Aushängeschild für die deutsche Musiklandschaft. Also nehmt euch die Zeit und lasst euch überraschen.
Schaut nicht zu sehr in die englischsprachigen Länder, auch hier in unserer deutschsprachigen Heimat, von Graz nach Sylt und darüber hinaus, wird wieder verstärkt anspruchsvolle und ausdrucksstarke Rock-Musik gespielt. Einige von diesen Künstlern stelle ich immer wieder mal vor. Ich habe damals in den 70er Dutzende von Krautrocker Ost und West erlebt. Angefangen hat es bei vielen in Jugendheimen, geendet bei einigen auf den größten Bühnen im deutschsprachigen Raum. Was war der Schlüssel des Erfolgs: na eben der stetige Zusammenhalt und der Spaß, die Freude gemeinsam Großartiges zu schaffen, verschmelzen mit den Feierbiestern zu einem vielköpfigen Kollektiv, vor allem bei Konzerten. Zurück zum Textanfang, ich glaube nach dem Kracher-Album »Weltklang« (2020), dem Live-Album »Unterwegs I« (2023) und dem demnächst erscheinenden neuen Album (zurzeit noch ohne Titel) ist die Zeit nun gekommen und auch passend, den Fans von gut gemachter deutschsprachiger Rock-Musik die Polis-Jungs mal etwas näher vorzustellen. Ich plane diese wunderbaren Menschen 2024 in ihrem heimischen Studio in Plauen zu besuchen, dazu werde ich später dann wie immer detailliert berichten.
EINS – Die Band Polis war im Frühjahr 2010 nach etwas Vorlauf blitzschnell gegründet. Bass-Mann Andreas Sittig holte Taste Marius Leicht mit an Bord, mit dem arbeitete er zu jener Zeit an einem Studio-Projekt und sie spielten zusammen auch in einer Pink Floyd Tribute Band. Goldkehlchen Christian Roscher wurde bei einem Auftritt seiner damaligen Band High Fidelity entdeckt und er brachte auch gleich Gitarrist Christoph Kästner in das sich nun füllende Boot. Jetzt bereits als Vierer ohne Trommler begann das Quartett Lieder zu komponieren. Bei der Besetzung des Schlagzeugers war die Suche dagegen nicht so leicht. Jedoch fand sich mit Cornelius „Corny“ Grünert dann doch ein sehr guter Schlagzeuger, der war dann während des ersten Jahres des Bestehens festes Mitglied von Polis. Er spielte parallel auch noch bei der damals ebenso recht unbekannten Stoner-Band Mother Engine. Das hat sich inzwischen total geändert, denn beide Bands haben nun auch überregional hohen Bekanntheitsgrad. Bereits Anfang September 2010 das erste Konzert, der geschätzte Meister des Wohlklanges Dirk Meinel sorgte schon damals für stabile Technik und gut gemischte Klänge. Allerdings verabschiedete sich Corny recht schnell wieder und Anfang 2011 nahm Sascha Bormann den Platz hinter den Trommeln ein. Damit war die Besetzung gefunden, die bis heute durchgängig und stabil zusammen musiziert. Es wurde komponiert und im Tonstudio TAM Recordings weiter am Material für das Debüt gewerkelt. Auch Corny hatte zu dieser Zeit noch großen Anteil am Entstehungsprozess von »EINS«, ohne ihn wäre das Debüt vielleicht niemals in dieser Form entstanden. Insbesondere die Freude an Improvisationen sind prägend, der bleibende Stempel bis heute und das kann man immer noch am aktuellen Live-Album »Unterwegs I« deutlich heraushören. Nach nur unglaublichen sechs Monaten war es am 26. August 2011 dann endlich soweit, auf der Rampe der Alten Kaffeerösterei in Plauen wurde die Veröffentlichung des Debüts »EINS« mit einer ausufernden Party gefeiert. Dabei wurde auch eine für die Band unvergessliche Version von »Psychodelia« gespielt, gleichzeitig mit Sascha und Corny in zwei Trommelburgen. Bis heute sind die Titel »Sag Mir«, »Mutter Gaia«, »Eins«, »Schwester Abenddämmerung« mehr als zeitgemäß und werden gerne dem Publikum Live variantenreich dargeboten.
SEIN – Die erste echte Polis-Tour nach Hannover und Hamburg fand holperig aber zur vollen Zufriedenheit bereits im Februar 2012 statt und in den nicht ganz neun Monaten danach waren schon wieder acht neue Stücke fertig geschrieben, schrien Der Entstehungsprozess war ein stetiges Auf und Ab und alle Geschichten dazu würden den Rahmen dieses Berichts sprengen. Es gab in dieser stressigen Zeit aber auch schöne Erlebnisse, beispielsweise die beiden Besuche in der privaten polnischen Farm The Apple Republic, wo sie unter Gleichgesinnten feierten, musizierten und Kontakte knüpften. Am Ende wurde aber das Album doch noch fertig, unter dubiosen Umständen freigekauft und Ende 2013 endlich wieder in Eigenregie veröffentlicht. Die glückliche Veröffentlichung wurde mit einem Konzert im Plauener Malzhaus gefeiert, dabei musizierten Raj mit Band und die Kollegen von Mother Engine auf Startplatz 1 und 3 auch mit. Von dem Album »SEIN« gibt es ebenso Favoriten die bis heute immer wieder Live erklingen: »Blumenkraft«, »Danke«, »10.000 Jahre«, »Sein II«.
Weltklang – Die vielen Turbulenzen die das normale Leben so in der Regel mit sich bringen; Trennungen, neue Beziehungen, Umzüge, Geburten, Studiobau und vieles andere mehr, können auch Musiker ausbremsen und deren Prozesse stark verlangsamen. Besonders wenn es fünf verschiedene Menschen an verschiedenen Lebensplätzen sind. Man wollte sich, basierend auf den Erfahrungen der beiden Vorgänger-Alben, mehr Zeit beim Produzieren lassen, besonders deshalb, weil auch die Ansprüche an die Qualität der Kompositionen erfahrungsbedingt enorm gestiegen waren. Aber das es dann doch über sechs Jahre bis zum bisherigen Meisterstück »Weltklang« dauern sollte, damit hat das Quintett aus dem Vogtland damals nicht gerechnet. Bereits 2016 waren genug Lieder für ein weiteres Album geschrieben, man dachte sogar wegen der Fülle über ein Doppel-Album nach, 2018 waren viele davon im nun eigenen Weltklang Studio schon in den Rohversionen eingespielt. Zwar wurden bei den Auftritten in Clubs und Festivals bereits viele der neuen Lieder gespielt, aber die Veröffentlichung des Albums zögerte sich immer weiter hinaus. Aus dem früheren Turbo-Modus wechselte man unverschuldet und krisenbedingt in eine langsamere Gangart, die aber diesem dritten Studio-Album mit acht bärenstarken Liedern sehr gut getan hat. Allein die Reise zum finalen Mixing nach Box in Wiltshire zu Peter Gabriels Real World Studio, die Rückreise mit einer Übernachtung im Freien auf einem Bunker in der Normandie und kurz später noch einem Bühnen-Auftritt beim Burg Herzberg Festival 2019 auf dem beliebten Freak-Stage ist reichlich Stoff für ein langes Kapitel eines Buches. Eine weitere schöne Anekdote: das erstklassig passende Weltklang-Cover-Foto entstand bereits 2015 beim Erholungsurlaub nach dem Auftritt beim Spirit Of Woodstock Festival in Italien. Nach dem Auftritt und anstrengender Anreise ins vorher für alle angemietete Ferienhaus, von der Terrasse ein freier Blick in eine atemberaubend schöne Berglandschaft mit dem funkelnden Mittelmeer am Horizont. Am nächsten Morgen gleich nach Sonnenaufgang wird das komplette Equipment früh auf der Terrasse aufgebaut und dann spielen die fünf Plauener »Mutter Gaia« in diese beeindruckende italienische Welt hinaus! Dabei entsteht dieses Bild. Die CD erscheint mit diesem preisverdächtigen Cover bei Progressive Promotion Records, das Vinyl in Eigenregie. Bis jetzt stellt »Weltklang« (2020) bei Auftritten mit »Tropfen«, »Gedanken«, »Eine Liebe Tausend Leben«, »Sehnsucht« und besonders »Mantra« immer das zentrale Material. Dabei ist das gemeinsam von allen Fünf zum Beginn quasi Acapella gesungene »Mantra« inzwischen ein echter Dauerbrenner, gehört zum festen Bestandteil von jedem Konzert.
Ich war bei fast allen Festivalauftritten von Polis dabei, leider nicht beim vorher erwähnten Spirit Of Woodstock Festival in Italien, habe diese starke Verbundenheit dieses Kollektivs immer wieder gespürt und deren Weg seit 2017 auf meine eigene Weise begleitet. Dabei habe ich die Entwicklung des Repertoires miterlebt und war immer wieder begeistert von den dazu parallel veröffentlichten Videos und deren Aktionen. Besonders war für mich das Konzert beim 2022er Woodstock Forever (wir berichteten darüber) eine Festival-Rakete. Dieser klingende Ort war wie zugeschnitten auf diese fantastische Band. Für mich sind Formationen, die an solchen Stätten spielen, hier sogar früh zur Eröffnung des Tages und dabei sogar sehr mutig brandneues Material präsentieren, die Speerspitze an Selbstbewusstsein, Begabung und Kreativität. Die nächste Generation junger Polis-Stadtbürger waren auch dabei, hielten auf und vor der Bühne die magischen Momente der Väter mit in ihren Händen großen digitalen Kameras wie alte Profis fest. Und nun erscheint »Unterwegs I« und überrascht mich mit vielen Band-Favoriten und zwei neuen Stücken. Darauf auch »Sag Mir« und »Blumenkraft«, zwei Titel des aufgezeichneten Jahresabschlusskonzerts vom 30. Dezember 2022 (wir berichteten darüber), die auch als Videos auf einer bekannten digitalen Plattform zu sehen sind. Es ist ja beim inneren Zirkel schon einiges durchgesickert, die Arbeiten an den vier Titeln »Der Kreis«, »Die Einsamkeit«, »Das Erste Leuchtfeuer« und »Pilger« sind fast abgeschlossen, an den anderen Kompositionen wird weiter hart gearbeitet. Ich bin sehr gespannt und werde natürlich weiter berichten.
POLIS sind:
Christoph Kästner | Gitarre
Christian Roscher | Gesang
Marius Leicht | Keyboards
Andreas Sittig | Bassgitarre
Sascha Bormann | Schlagzeug