Interview: HeKz – Alles Neu?

Mit dem Doppelalbum „Terra Nova“ melden sich HeKz zurück. Es handelt sich dabei um das vierte Album der Band, deren Wurzeln immerhin bis 2003 zurückreichen.  Hinter der Band steht allerdings vor allem ein Musiker, Sänger und Bassist Matt Young. Renald Mienert unterhielt sich mit ihm.

Verglichen zum letzten Album „Invicta“ hast du das gesamte Line Up ausgetauscht. Warum?

Da gibt es einige Gründe, ich versuch mal diplomatisch zu sein. Wir hatten für eine ziemlich lange Zeit ein konstantes Line Up, etwa von 2011 bis 2021. Der Kern bestand aus vier Musiken, daneben gab es immer einige Keyboarder die kamen und gingen. Nach der Veröffentlichung von „Invicta“ begann ich schon über „Terra Nova“ nachzudenken, zumindest über den Titel. Titel sind für mich wichtig, ich mag lateinische oder griechische Namen für die Alben.  Ich fand „Terra Nova“ cool, begann Songs zu schreiben und dann die Ideen mit den anderen zu teilen, aber nichts passierte. Dann hatten wir 2022, die Pandemie und den Lockdown und ich startete ein kleines Soloprojekt „Maidens Of Mercury“. Zunächst spielte ich alle Instrumente selbst, doch dann lud ich einige meiner Freunde ein,  den Drummer Moyano El Buffalo und den Gitarristen Mark Bogert.  Mit HeKz ging nichts vorwärts und ich war müde und gelangweilt immer darauf zu warten, dass die anderen endlich reagierten. Ich habe dann mit Mark begonnen an den HeKz Songs zu arbeiten und es lief extrem gut.

Mark Bogert ist ja von Knight Area bekannt. Eher ungewöhnlich für eine Rockband zählt neben den bereits erwähnten Musikern mit Irina Markevich aber auch eine Violistin zum Kern von HeKz.

Da hat sich sozusagen ein Traum erfüllt.  Auf dem Album „Caerus“ arbeiten wir mit der Cellistin Audrey Riley. Sie hatte auch die gesamten klassischen Instrumente betreut, es waren ja auch noch Geige und Flöte dabei. Diese Instrumente verleihen der Musik eine ganz andere Dimension, sie sorgen für ein Gleichgewicht mit den ganzen elektrischen und elektronischen Instrumenten.  Diesen Weg wollte ich auf „Terra Nova“ weiterführen.  Die Musiker von damals standen aber nicht mehr zur Verfügung und jemand empfahl Irina. Ich habe ihr also den Titelsong geschickt und was zurückkam, war unglaublich. Durch den Krieg musste sie ihre Heimat verlassen und lebt jetzt an einem sicheren Ort in Europa.

Da habt ihr vermutlich zwangsläufig remote gearbeitet?

Jeder hatte das Equipment und auch die erforderlichen Kenntnisse remote zu arbeiten. Ich denke, viele Bands arbeiten heute so. Natürlich hat es etwas für sich, wenn du so arbeitest, wie es Iron Maiden immer noch tun. Du hast diese sechs Typen im Studio und nimmst den Song vom Anfang bis zum Ende auf und kreierst dabei diesen Sound einer Band.  Aber das Arbeiten remote hat auch seine Vorteile. Du hast auch deine Termine, aber in einer anderen Art und Weise. Du hast die Chance Dinge auszuprobieren. Ich habe die Gesangsparts solange probiert, bis ich komplett zufrieden war und auch unser Drummer hat seinen Anteil wieder und wieder gespielt, bis es ihm auch so ging. Im Studio geht das nicht, zumindest nicht,  wenn deine finanziellen Mittel begrenzt sind.

Ihr arbeitet außerdem mit einigen Gastmusikern, unter anderem Adam Holzmann, den man vor allem von seiner Arbeit mit Steven Wilson kennt.

Hier müssen wir uns quasi beim Lockdown bedanken. Adam und ich haben gemeinsame Freunde und ein Mitglied meiner Familie hat mit ihm in der Vergangenheit gearbeitet. Das erste, was er beisteuerte war das Moog Solo für den letzten Track des Albums.

Was HeKz auszeichnet, ist die Mischung aus progressiven aber auch mainstreamigen Elementen. Das sorgt aber auch für Kritik.

Manche Leute wollen ein Geschäft für Äpfel um Äpfel zu verkaufen und eins für Orangen um Orangen zu verkaufen.  Mir ist das bewusst.  Unser Stil hat sich über die Jahre entwickelt. Ich liebe es Musiker zu hören, die beim Spielen an ihre musikalischen Grenzen gehen. Ich liebe Dream Theater, Symphony X, Rush oder ein Album wie „Passion Play“ von Jethro Tull.  Ich brauche bei einem Song aber auch eine Geschichte, ich muss etwas zum Headbangen haben, eine Melodie, eine Riff  oder einen Refrain, etwas an das ich mich halten kann.  Von da her gibt es bei uns diese Kombination aus Progressive und einem mehr geradlinigen Ansatz.

„Terra Nova“ ist ja ein Konzeptalbum geworden. Wenn ich die Idee dahinter verstehe, dreht es sich darum,  dass in jedem von uns eine gute aber auch eine dunkle Seite steckt.

Ja, es geht um diese Idee der Dualität, wie Jekyill und Hyde. Ich wollte schon immer ein Konzeptalbum schreiben und verarbeite dabei auch eigene Erfahrungen. Zunächst ist da Hoffnung und Optimismus, du versuchst etwas zu bewirken, aber dir steht etwas im Weg was dich zurückwirft. Du versuchst von diesen negativen Dingen davon zulaufen, aber sie holen dich immer wieder ein. Diesen inneren Dämon gilt es zu überwinden. Und am Ende des Albums kommt es zu dieser Konfrontation. Aber man kann vor diese dunkle Seite nicht einfach davonlaufen, sie nicht einfach besiegen, also was machst du um die Ziele in deinem Leben zu erreichen? Aber ich will hier nicht alles verraten. Die eigene Interpretation ist wichtig. Manchmal liest du ein Buch und du hast vor deinem geistigen Auge eine genaue Vorstellung, wie die Personen aussieht, und dann wird das Buch verfilmt und der Schauspieler sieht völlig anders aus. Musik sollte lebendig sein und sich für jeden Hörer anders anfühlen.

Wenn ich mir einen Song wie „The Tower“ anhöre, dann hat das schon etwas von einer Rock-Oper.

Ich war sechzehn als ich „Jesus Christ Superstar“ gesehen habe und es hat mein Bewusstsein verändert. Ich hatte keine Ahnung, dass Rockmusik so sein konnte. Ich hatte mich ziemlich gesträubt, den Film zu schauen – Jesus Christ? Ach komm! „The Tower“ ist eine Art Min – Rockoper, mit den unterschiedlichen Stimmen.

Eigentlich wolltest du die Band „Hex“ nennen, weil es aber schon ein Band mit diesem Namen gab, wurde daraus „HeKz“.  Hat das in Großbuchstaben geschriebene „K“ eine tiefere Bedeutung?

Mit einem tieferen Sinn kann ich nicht dienen, aber es sieht definitiv besser aus. In Spotify kann man es nicht mehr ändern, aber es tut mir richtig weh, wenn ich den Bandnamen dort mit dem kleinen „k“ sehe. Ihr habt in der Vergangenheit mit John Mitchell gearbeitet.

Wie kam es dazu?

Wir hatten für das erste Album „Tabula Rasa“ ein Studio gebucht und wollten eigentlich mit derselben Person  arbeiten, der uns a auch auf den  EPs davor unterstützt hatte.  Er konnte aber nicht und stellte uns It Bites vor.  Ich habe mir dann  das Album  „The Tall Ships“ angehört und es klang perfekt. Ich habe dann nachgeschaut, wer für den Sound verantwortlich war, und so kamen wir auf John. Wir haben dort dann drei Wochen in Reading verbracht. Jetzt konnte ich es mir nicht leisten, also habe ich den Job selbst gemacht, aber es war sehr anstrengend und hat viel Zeit gekostet. 

Als ihr das Album kürzlich Live präsentiert habt, spielte Mirko Fadda Gitarre, Lucia LaRezza Violine und Jerry Sadowski am Schlagzeug, wobei Lucia und Jerry beide auch als Gäste auf “Terra Nova“ vertreten sind.

Natürlich ist es immer eine Option Instrumente vom Band einzuspielen. Wir haben bei einer  Show im September aufgrund eines defekten Keyboards so agieren müssen und es war ok. Wir konnten die Songs immer noch entsprechend angemessen darbieten. Aber wenn immer es möglich ist, bevorzuge ich natürliche, dass jedes Instrument von einem Menschen gespielt wird. Ein konstantes Line Up wäre großartig. Im Augenblick habe ich quasi die Terra Nova – Studioband und die Liveband.  Mein Traum für das nächste Album und vielleicht auch für einige Shows wäre möglichst viele dieser Musiker wieder dabei zu haben.  

Manchmal werden ja Träume wahr!

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