Review: Melanie Age – Lieblingsstücke (2024)

Zu Beginn kommt zuerst einmal Multi-Instrumentalistin Melanie Age selbst zu Wort: „Das Album »Lieblingsstücke« basiert auf 17 Songs, die alle ihre Geschichten erzählen und die schon in meiner frühen Kindheit ein Teil von mir geworden sind. Die Lieder von Janis Joplin, Neil Young, Eva Cassidy und Melanie Safka bis hin zu Bob Dylan, Gundermann und Monokel sind mit sehr viel Herzblut und Leidenschaft in meinem Heimstudio in Eigenregie entstanden. Die Entstehungsgeschichte hinter diesem Album ist sehr persönlich und ich freue mich sehr, meine Lieder nun auch mit euch teilen zu können.“ Und diese 15-monatige leidenschaftliche Solo-Arbeit hat sich wirklich gelohnt. Melanie’s persönliche Handschrift ist dadurch facettenreich und sehr signifikant sichtbar geworden. Ich zitiere sie gerne selbst: Ein Koffer voller Liedgut. Handgemacht. Echt und Ehrlich. Chapeau, besser hätte ich es auch nicht zusammenfassen können und für mich beim x-maligen Anhören eine Zeitreise in meine Jugend !!

Und nun packen wir mal den Koffer voller Liedgut aus. Siebzehn wunderschöne Lieder, in ganz eigener Art und Weise interpretiert, immer wieder überraschende schöne Melodietupfer, absolute Gänsehaut-Garantie. Neil Young ist mit den drei bekannten Titeln »Cortez The Killer«, »Harvest« und »After The Gold Rush« vertreten und ehrlich gesagt vermisst man dessen knarzige Stimme überhaupt nicht. Auch nicht bei den ebenso drei zeitlosen Liedern »Times They Are A-Changin«, »Blowin’ In The Wind« und »Mr. Tambourine Man« den High-Folks Bob Dylan. Nicht nur diese drei plus drei Lieder wirken in Melanie Age’s instrumentalen Gewand, passenden Arrangements und Vokalteilen wie eigenständige Lieder, natürlich mit den allgemein bekannten Grundmelodien und Texten. Alle englischen Texte findet man ins Deutsche übersetzt im beigefügten 8-seitigen Booklet. Es gibt auch alle Informationen zu den originalen Komponisten und das jeweilige Erscheinungsjahr. Die innere Doppelseite ist eine Foto-Collage aus Dutzenden von Melanie Age’s visuellen Lieblingsstücken ihres Lebens. Aber zurück zu den echten, handgemachten, ehrlichen Liedern. Schon nach dem Start aus der Boxengasse mit »Cortez The Killer«, der typische Gitarrenklang von Neil gut getroffen, wird man durch Aufbau und Ablauf des 6-minütigen Liedes im wahrsten Sinne des Wortes elektrisiert. Und das Niveau wird über die gesamte 73-minütige Spielzeit gehalten. Und auch die nur für echt gute Vokallisten zu überspringende sehr schwierige Hürde Acapella zu singen meistert Melanie Age bei »Mercedes Benz« (Janis Joplin) oder bei vielen spärlich instrumentierten Passagen mit Bravour. Hört euch »Find The Cost Of Freedom« (Stephen Stills) an, eine großartige Interpretation dieses Songs, der getragen von Melanie’s nuancierten mehrstimmigen Gesang eine unfassbar emotionaler Dichte bekommt, sodass es einem dabei regelrecht über den Rücken rieselt. Auch sehr beeindruckend, mit »Der Schreier« von der Monokel Blues Band aus Berlin, »Keine Zeit Mehr« und zum Abschluss ihres Albums »Vater« (Musik Tori Amos) vom Thüringer Lieder-Poet Gerhard Gundermann (Text), verbeugt sich diese wunderbare Künstlerin würdig vor zwei ostdeutschen Urgesteinen und ihrem Vater. Auch die Titelfolge ist gut ausbalanciert und unterstreicht damit dieses Gesamtbild. Man fragt sich, warum hat sich diese talentierte junge Frau aus der kreativen Dresdener Szene nicht schon etwas früher als Solistin aus dem musikalischen Dickicht getraut. Hat sie bei vielen Projekten und zuletzt auch mit der Band Tempus. Aber nun hat sie doch ihr solistisches vollwertiges Meisterstück »Lieblingsstücke« (plus MP3-Bonus-Code) in die breitere öffentliche Musik-Welt gebracht und ich hoffe für Melanie, dass viele Menschen davon Kenntnis nehmen. Und sie hat konkrete Pläne für die nahe Zukunft. Wir können gespannt sein und ich werde natürlich berichten.

Die 1989 im thüringischen Gera geborene Melanie Age singt über das was sie bewegt und in ihr schwingt, unbedingt raus will und das habe ich bei siebzehn »Lieblingsstücke« deutlich gespürt. Man merkt diesem Werk in Gesamtheit an, dass es eine Herzensangelegenheit für Melanie Age war: „Aus fremden Stücken mache ich mein eigenes Ding, verleihe den Songs einen ganz eigenen Charakter, gebe ihnen die Seele, die sie aus meiner Sicht brauchen. Ganz oder gar nicht, keine halben Sachen.“ Und wer nun denkt das Melanie Age viele Helfer hatte, weit gefehlt, alles im Alleingang eingespielt, eingesungen, aufgenommen, technisch glänzend poliert, produziert, gestaltet. Was bleibt nun noch ?? Dass diese schönen Lieder es schaffen viele Menschen zu erreichen. Ich drücke meine Daumen dafür und helfe mit, dass viele Menschen Melanie’s loderndes Feuer wahrnehmen werden und sich von Ihrer Musik begeistern lassen.

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