Livereport: Dream Theater – Prag, 02.11.2024 Sportovni Hala Fortuna

DREAM THEATER sind wieder zusammen! Trotz konstanter Aktivitäten über all die Jahre mit Mike Mangini an den Trommelstöcken ist dies das Gefühl vieler Fans, seit die Rückkehr der Drum-Ikone und Gründungsmitglied Mike Portnoy bekannt gegeben wurde. In seine Rückkehr sind große Erwartungen gesetzt, denn die letzten 15 Jahre mit Mike Mangini empfand die Mehrzahl der Leute mit den in dieser Zeit stattgefundenen Studioproduktionen und Konzerten als emotional eher leer und damit insgesamt enttäuschend. Das gilt auch für viele Fans, die der Band treu geblieben sind. Ein neues Album namens „Parasomnia“ mit nun Mike Portnoy am Schlagzeug, ist zur Veröffentlichung für den 07.02.2025 angekündigt.

Die gefühlte Orignal Besetzung ist also wieder an Bord: die drei Studien-Kumpel und Gründungsmitglieder John Petrucci, John Myung und Mike Portnoy sowie James LaBrie (seit 1990) und Jordan Rudess (seit 1998). Diesem Umstand feiern die Herren mit einer umfangreichen Tour, die aktuell mit über 50 Terminen bis Juli 2025 in den Kalendern steht. Bei aller Diskussion insbesondere um die Personalien LaBrie und Portnoy, die die Band bis heute begleiten: DREAM THEATER gilt als Vorreiter des Prog Metal und hat mit ihrem damals neuem Stil nicht nur viele Fans gewonnen, sondern auch eine ganze Generation an Bands geprägt, die es ohne DREAM THEATER so nicht geben würde. Das betrifft nicht nur HAKEN oder LEPROUS, sondern zum Beispiel auch unseren Stone Prog Podcast-Macher MAREK ARNOLD. Er hat an mehreren Stellen betont, dass er ohne den Einfluss von DREAM THEATER kein Berufsmusiker geworden wäre. Man kann dieser Band im Bereich Prog Metal eine ähnliche Vorreiter-Rolle zurechnen wie YES oder GENESIS im Progressive Rock.

Voller Vorfreude zieht es uns also zum heutigen Konzert ins tschechische Prag. Die ehrenwerte Sportovni Hala Fortuna im Norden der Stadt, in der die Band über die Jahre schon mehrfach gastierte, versprüht nach Betreten einen eher rauen Vorwende-Charme. Sie fasst für Konzerte 10.500 Zuschauer und ist zu Konzertbeginn sehr gut gefüllt. Die Bühne sehen wir mit einem Vorhang abgehangen, auf der ein großes „40-Jahre“-Logo plus Symbolik der Alben-Cover in einer Art Gemälde dargestellt. Jeder Fan findet hier sein „DT“-Lieblingsalbum. Die Show beginnt, und Schriftzug und Logo scheinen durch eine ausgeklügelte Lichtshow aus dem Vorhang heraus zu leuchten, bevor dieser fällt und die Show beginnt. In den folgenden über drei Stunden Bruttospielzeit (!) werden nahezu alle Alben der Band mit mindestens einem Song berührt und damit 40 Jahre DREAM THEATER Geschichte gefeiert. Die Jungs hauen uns im ersten Teil des Abends einen Sack voll Bandklassiker um die Ohren wie zum Beispiel „Metropolis pt. 1“, „The Mirror“ oder „As I Am“. Es ist einfach pure Freude, diese Stücke live in dieser Besetzung wieder zu hören.

Auch optisch wird einiges geboten. Eine dreigeteilte Videowand, die die große Fläche hinter der Bühne komplett ausfüllt, zeigt größtenteils sehr aufwändige Filme zu jedem Song. Der Fuß des erhöhten Drum-Pults von Mike Portnoy ist Teil dieser Projektionsfläche, so dass bei richtiger Positionierung im Saal der neue alte Drummer inmitten dieser Videoshow spielt. Überhaupt ist sein wieder großes Schlagzeug mit drei Bass-Trommeln ein feuchter Traum eines jeden Drummers im Publikum. Jordan Rudess dreht sein Keyboard während seines komplexen Spieles nach Belieben um zwei Achsen. Der Rahmen seines Keyboards ist ebenfalls als Projektionsfläche gestaltet. Toll zu beobachten, wenn hier eine Keyboard-Tastatur gezeigt wird, auf der man sein Spiel nachverfolgen kann. Nicht zu vergessen die phasenweise eingesetzten Laserstrahlen in einer eher zurückhaltenden Form.

Nach der Pause soll es für uns noch besser werden. Denn wir wechseln wegen des eher schlechten Sounds an der Seite von Sitz- auf Stehplatz. Sicher ist diese Sporthalle akustisch schwer abzubilden. Aber man gibt sich auch offenbar keine Mühe mit den seitlichen Plätzen; die Boxen sind nur geradeaus in den Saal ausgerichtet. Der Sound ist im Stehplatz-Bereich jedenfalls um Längen besser. Auch bei der Setlist werden jetzt nochmal alle Register gezogen. Das Publikum wird mit einer Videoshow aus der Pause in den Saal zurück geholt, die mit einem Medley im Orchestersound untermalt wird. 40 Jahre DREAM THEATER werden orchestral skizziert, und die Band steigt dann mit „Night Terror“ ein, der ersten Auskopplung ihres noch unveröffentlichten Albums „Parasomnia“. Was für ein toller Bogen, der hier gezogen wird! „Vacant“ und „Steam Of Consciouness“ führen dann zum Höhepunkt des Konzertabends: der kompletten Aufführung des 25 Minuten Opus „Octavarium“. Und wenn man meint es könne dann nicht besser und emotionaler werden – weit gefehlt. Die Schwester von Mike Portnoy ist gerade vor vier Tagen an Krebs gestorben. Mike fühlte sich mit ihr eng verbunden; sie war auch treu ergebener Fan der Band. Hört man dann zum Schluss die Band-Hymne „The Spirit Carries On“, dann geht einem nicht nur der Song wie sowieso schon, sondern diese gesamte Situation sehr nahe.

Jeder, der halbwegs mal etwas von DREAM THEATER gehalten hat, sollte sich das in den nächsten Monaten noch ansehen (wenn er es nicht schon getan hat). Beispielsweise kehrt die Band im Juli 2025 mit fünf Open-Air-Shows nach Deutschland zurück, dann sicher mit mehr Material von „Parasomnia“ live gespielt. Es wird nun mit Spannung zu beobachten sein, ob das neue Album die hohen Erwartungen erfüllen kann.

Setlist:

Teil 1

01. Metropolis Pt. 1: The Miracle And The Sleeper 
02. Act I: Scene Two: I. Overture 1928
03. Act I: Scene Two: II. Strange Déjà Vu
04. The Mirror 
05. Panic Attack 
06. Barstool Warrior 
07. Hollow Years 
08. Constant Motion 
09. As I Am 

Teil 2

10. Night Terror 
11. This Is The Life 
12. Under A Glass Moon
13. Vacant
14. Stream Of Consciousness
15. Octavarium

Zugabe:

16. Act II: Scene Six: Home
17. Act II: Scene Eight: The Spirit Carries On
18. Pull Me Under

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