Interview: Remedy – Melodic Rock Durchstarter

Mit zwei überzeugenden Alben im Gepäck konnte man Remedy aus Schweden im letzten Jahr auch in Deutschland live erleben. Und auch da waren sie so gut, dass wir mehr wissen wollten. Renald Mienert sprach mit dem Bandleader Roland ‚Rolli‘ Forsman.

Anlässlich der Veröffentlichung eures zweiten Albums “Pleasure Beats Pain” wart ihr mit Eclipse auf Tour. Die Leute kommen in der Regel wegen des Hauptacts und nicht alle haben Bock auf die Supportband. Und manchmal lassen sie das diese auch spüren

Ehrlich gesagt haben wir diese Erfahrung bisher nicht gemacht. Ich glaube, wir passen gut zu Eclipse. Leute, die die Musik von Eclipse mögen, mögen auch unsere. Es war das Gegenteil, wir haben viel Liebe und Aufmerksamkeit gespürt, die Leute scheinen uns zu mögen. Es war sehr positiv.

Ich habe euch in Augsburg und in Erlangen gesehen. Davor kannte ich euch nicht und habe erst danach eure Studioaufnahmen gehört. Ihr klingt live deutlich heavier…

Wenn man Hardrock oder Rock’n’Roll live spielt, ohne Backing Tracks oder großartig mit Computern zu arbeiten, da wird der Sound automatisch etwas härter. Ich habe bisher aber nie groß darüber nachgedacht. Wenn du mit vielen Backing Tracks arbeitest, dann bist du in der Lage einen Sound zu kreieren, der sehr nah an der Studioproduktion ist. Wenn du die Musik einfach live spielst, dann gewinnt sie an Dynamik. Wenn du Songs für eine Live Performance arrangierst, geht es um Energie, das ist der Hauptfokus.

Zu eurer Besatzung zählt auch ein Keyboarder. Der war auf der Tour nicht dabei…

Unser Keyboarder Jonas Öijvall konnte uns während der Tour nicht begleiten. Er ist ziemlich populär und arbeitet unter anderem im City-Theater in Stockholm als musikalischer Direktor.

Erik Mårtensson, Chef von Eclipse, hat euch auch bei beiden Alben geholfen.

Ich habe die Alben produziert, aber Erik ist ein exzellenter Sound Engineer, er hat die Alben gemixt und gemastered.

Er kannte eure Musik also, war das auch der Grund, dass ihr Eclipse supporten konntet?

In dieser Szene gibt es viele Bands, die auf den Alben gut klingen, aber nur wenige, die auch wirklich Live spielen können. Eclipse haben nach einer Band gesucht, die auch Live zu ihnen passt. Es ist uns nicht in den Schoß gefallen, es ist harte Arbeit.

Ihr seid keine Band, die nach der Show ins Hotel verschwindet. Ihr sucht danach die Nähe zu den Leuten…

Das lieben wir neben dem Spielen auf der Bühne am meisten, sich mit den Fans zu treffen und mit ihnen zu reden. Viele haben uns ja gerade entdeckt. Nach unserem ersten Album war ich ziemlich erschöpft. Aber dann gingen wir mit tAKiDA auf Tour und das war, als würde ich dabei meine Batterien wieder aufladen. Du steckst so viel Aufwand in ein Album und auf der Tour – auch durch diese Treffen mit den Fans – bekommst du deine Energie zurück. Und das passiert gerade mit der aktuellen Tour auch wieder. Danach hast du wieder genug Kraft für das nächste Album.

Auf eurer Webseite bezeichnet ihr eure Musik als “sophisticated”. Warum?

Genau genommen hat ein Journalist das nach einem Interview über uns geschrieben, und wir dachten, das passt ganz gut. Wir machen es uns nicht einfach mit unserer Musik, wir investieren viel, sowohl in unsere Musik als auch in die Texte. Wenn ein Song prinzipiell fertig ist, dann arbeite ich oft noch bis zu einem Monat an ihm, bis ich zufrieden bin. Du kannst heute viel mit dem Computer machen, aber das ist nicht Remedy. Wenn du alte Rockalben hörst, da hast du diesen Groove, diese Spannung. Du kannst heute alles am Computer machen, aber wenn du einen Popsong im Radio hörst, dann klingt er perfekt, aber es fehlt oft die Seele. Und ich hoffe, dass die Hörer es schätzen, dass unsere Musik eine Seele hat. Wir wollen als Remedy so gute Musik machen wie möglich und hoffentlich andere Generationen zu inspirieren, diese Musik am Leben zu halten. Wenn jemand eine Band gründen würde und würde sagen, das habe ich wegen Remedy gemacht, dafür hätte sich all der Aufwand gelohnt.

Wie entstand Remedy eigentlich?

Das war zur Zeit der Pandemie. Ich arbeite als Sessionmusiker, war zum Beispiel Gitarrist in dem Queen – Musical, und habe über Nacht alle meine Jobs verloren, alles wurde gecancelt. Ich habe damals fast meine Leidenschaft für die Musik verloren, habe meine Gitarre Monate nicht angerührt. Aber dann habe ich gemerkt, ich muss etwas machen, etwas für mich. Ich habe Rocksongs geschrieben und gemerkt, das ist etwas, was ich liebe und was ich kann. Ich hatte bis dahin keine Zeit, eigene Songs zu schreiben, meine Karriere lief in eine andere Richtung. Wir begannen, Demos bei mir zuhause aufzunehmen. Ich habe dann die Musik an den Eigentümer von S-Rock gegeben und der sagte, ok, wir machen ein Album. Es war die komplett falsche Zeit für eine Veröffentlichung.

Und so erschien “Something that your Eyes won’t see”. Der Nachfolger wurde dann aber über Escape Music veröffentlicht.

Beim Debüt war es eigentlich nur zu unserem Spaß, aber den Leuten schien es zu gefallen, es gab Interviewanfragen, die Dinge liefen quasi von selbst. Als wir das zweite Album fertig hatten, sagte das Label, ihr seid zu groß für uns, ihr braucht eine andere Plattenfirma. So kam Escape ins Spiel.

Albumcover „Pleasure Beats The Pain“

.Siehst du eine Entwicklung zwischen den beiden Alben?

Das erste Album hat sich in dem Rahmen bewegt, der typisch für Melodic Rock ist. Auf dem zweiten sind wir etwas mutiger geworden. Wir haben zum Beispiel gerade das Video zu “Something They Called Love” veröffentlicht, das ist eine Akustik-Ballade mit Streichern. Nach dem Motto “Think Out Of The Box”. Im Leben gibt es diese Widersprüche, Licht und Dunkel, Tag und Nacht. Das möchte ich auch in der Musik ausdrücken. Zu den fröhlichen Melodien zum Beispiel etwas härtere Gitarren bringen.

Was eure Besetzung angeht, gibt es verglichen zum Debüt zwei Unterschiede.

Der Start war tatsächlich etwas holprig, ich hatte einen Plattenvertrag, bevor ich eine Band hatte. Ich war dann auf Tour mit Drummer Georg Härnsten Egg von Dynasty und Bassisten Andreas Passmark von Narnia oder auch Royal Hunt. Es war also ganz natürlich, sie zu fragen, auf dem ersten Album zu spielen. Danach ging ich auf die Suche. Ich sah unseren jetzigen Drummer auf einem Konzert, Energie und Charisma stimmten und am Tag danach tranken wir Kaffee und ich fragte ihn, ob er bei uns einsteigen wollte. Jonas, unser Bassist, war tatsächlich mein Schüler, ich wusste, was er kann und dass er auch Live performen würde.

Die wichtigste Frage zum Schluss. Ihr verkauft an eurem Merchstand Remedy-Kondome.

Die wichtigste Frage also, na schön.

Das war die Idee unseres Sängers Rob. Ich war zuerst dagegen, aber dann dachte ich, ok, es passt ja irgendwie zum Albumtitel “Pleasure Beats Pain” und außerdem sehen die Kondome wunderschön aus, wie kleine Schallplatten. “Safety First”, die Sicherheit unserer Fans ist uns wichtig!

Sehr löblich!

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