Review: The U Principle – Innocent Silence (2025)

Bei der Band The U Principle handelt es sich um eine fünfköpfige Formation aus Franken, die mit „Innocent Silence“ in diesem Frühjahr ihr Debütalbum vorgelegt hat. Wie sie auf den Bandnamen The U Principle kamen? Schlag nach bei dem Physiker Werner Heisenberg und seiner Unschärferelation (englisch: Uncertainty Principle). Diese besagt, dass es nicht möglich ist, den Ort und die Geschwindigkeit eines physikalischen Teilchens gleichzeitig genau zu bestimmen. Bezogen auf The U Principle besagt dies, dass es nicht möglich ist, diese Band auf eine bestimmte Stilrichtung festzulegen, was auf „Innocent Silence“ eindrucksvoll bewiesen wird.

Tracklist

1. Blind Reflections (5:52)
2. Somewhere Beyond The Rain (10:50)
3. Innocent Silence (13:42)
4. Uranium Skies (4:09)
5. Passion And Fools (10:51)
6. Restless Patterns (4:53)
7. One More Tomorrow (13:04)

Retro Prog der 70er, British Heavy Metal, Latin, Weltmusik, Jazz, das sind nur einige der Stilrichtungen, die die Band selbst als ihre Wurzeln angibt. Zudem weist sie darauf hin, dass Keyboarder Wolfgang Kohlert ein Faible hat für Keyboards vergangener Tage wie u.a. Hammond Orgel, Rhodes, Hohner Clavinet und Marc Kassel unterschiedlichste akustische wie elektrische Gitarren spielt. Dies macht sich auf dem Eröffnungsstück „Blind Reflections“ so bemerkbar, dass nicht primär Melodien zu Gehör kommen, sondern sich Rhythmen abwechseln, die von den verschiedenen Instrumenten dominiert werden. Verbindendes Element ist die Stimme von Sänger Rob McPhee, die an Abwechslungsreichtum den Keys und Gitarren kaum nachsteht. Dies erfordert hohe Aufmerksamkeit beim Hörer, als Hintergrundmusik ist diese Musik denkbar ungeeignet.

Der erste Zehn-plus-x-Minüter dieses Albums „Somewhere Beyond the Rain“ zeigt, dass The U Principle auch anders können, nämlich mit Melodien und Harmonien, die sich in der Stimmungsfarbe jedoch beständig abwechseln und so die kompositorische Spannbreite dieser Band eindrucksvoll untermauern. Dies erinnert bisweilen an die Glanzzeit solch „klassischer“ Bands wie Gentle Giant oder Yes.

Das Titelstück „Innocent Silence“ steht dem weder hinsichtlich Laufzeit (14 Minuten) noch Komplexität nach. Beeindruckend sind immer wieder eingestreute, kurze Gitarrenpassagen, mehr noch die akustischen als die elektrischen, die die Stücke mit jazzigen Untertönen bereichern. Lobend erwähnt werden muss auch die Rhythmusfraktion. Nie aufdringlich, immer songdienlich liefern Christian Tournay und Markus Milian ein solides Fundament, auf dem sich die komplexen Songstrukturen entwickeln können. Hier passt alles zusammen.

Und mit dem vierten Stück „Uranium Skies“ liefern The U Principle gar mediterrane Klänge, bei denen Al Di Meola Pate gestanden haben könnte. Egal, ob „Passion And Fools“, „Restless Patterns“ oder „One More Tomorrow“, kein Stück gleicht dem anderen und erreicht in jeder Stilrichtung hohe Standards. Dies hat natürlich seinen Preis, der darin besteht, dass sich das Album beim ersten Mal Hören dem Hörer nicht sofort erschließen dürfte. Aber zweite und dritte Anläufe sind hier keine Empfehlung, sondern ein Muss!

Im Fazit ist „Innocent Silence“ eine wunderbare musikalische Collage, die ein stimmiges Ganzes ergibt. Dass es sich hierbei um ein Debütalbum handelt, ist angesichts seines komplexen und reifen Aufbaus kaum glaublich. Mehr davon, bitte!

Musiker

Wolfgang Kohlert – Keyboards
Marc Kassel – Gitarren
Rob McPhee – Gesang
Christian Tournay – Drums
Markus Milian – Bass

Please follow and like us:
Facebook
Instagram
TWITTER
YOUTUBE
Copyright © 2025 | STONE PROG | Die Welt des Progressive Rock