Review: Ihlo – Legacy (2025)

Ihlo ist ein Trio aus Wales, dessen zweites Werk „Legacy“ Ende August das Licht der Öffentlichkeit erblickte. Mehr als fünf Jahre waren seit dem Erstling „Union“ vergangen, der in einer remasterten Version im vergangen Jahr bei Kscope erneut veröffentlicht wurde. Komponiert und getextet haben die zehn Stücke auf „Legacy“ die Bandmitglieder Phil Monroe und Andy Robison, musikalisch begleitet wurden die beiden von Stamm-Schlagwerker Clark McMenemy und drei Gastmusikern. Aufgenommen wurde das neue Album in den Arch-Studios im englischen Southport. Diese befinden sich in einer restaurierten, 140 Jahre alten Kirche, die den Aufnahmen einen besonderen Klang gab.

Tracklist

1. Wraith (7:30)

2. Replica (5:12)

3. Source (5:03)

4. Empire (7:15)

5. Storm (2:25)

6. Mute (8:27)

7. Cenotaph (8:03)

8. Haar (5:48)

9. Legacy (8:45)

10. Signals (10:01)

Textlich dreht es sich auf „Legacy“ um Themen, die im Progressive Rock nicht unüblich sind: bedrohliche Zukunft, zerbrochene Beziehungen und die Suche nach dem Sinn. Mit der Betitelung der Stücke haben sich Ihlo vermutlich nicht lange aufgehalten, ein- bis dreisilbige Titel mussten reichen. Glücklicherweise gar nicht einsilbig und auch nicht pessimistisch hingegen ist die Musik. Zu Gehör gebracht wird hier eine Mischung aus ProgMetal, der den Hauptanteil stellt, ArtRock und, nun ja, Spuren von Pop. Dass hieraus kein Kuschel-Metal wird, darin besteht die große Leistung der drei gleichermaßen vorzüglichen Musiker.

Der Opener „Wraith“ leitet orchestral-elektropoppig in das Album ein, um dann dem musikalischen Thema alsbald metallene Daumenschrauben anzulegen. Gitarrenwände stürzen erstaunlich melodisch aus den Lautsprechern. Meterdicke Keyboardteppiche in Verbindung mit kreischenden Gitarrenpassagen – das wirkt mächtig gewaltig. Auch schon hier hat das Wechselspiel aus Beschleunigen und Abbremsen Methode. Das zweite Stück „Replica“ bedient sich ebenfalls dieser Elemente, aber in anderem Zusammenspiel. Das klingt mitunter wie IQ auf Speed. Apropos IQ: Lobend erwähnt werden muss Sänger Andy Robison. Ob hart oder zart – die Stimme hält! Das folgende „Source“ startet mit atmosphärischer Düsternis – ein weiteres Element in der bunten Vielfalt dieses Albums. Dass das Stück zum Ende hin wieder auf metallische Betriebstemperatur gebracht wird, versteht sich bei Ihlo von selbst. Allein das mit zweieinhalb Minuten kurze „Storm“ bleibt seiner anfangs eingeschlagenen Linie treu, ohne dabei jedoch einen Spannungsbogen vermissen zu lassen.

Wunderbar atmosphärisch eröffnet das sich anschließende „Mute“ und schwingt sich fast unmerklich zu einem (gitarren-) sturmumtosten Finale auf. Und für die Harten liefert „Cenotaph“ zwar keinen Garten, dafür aber Gitarrenwände en gros. Beim Stück „Haar“ sollten keine Erwartungen hinsichtlich der deutschen Sprache entstehen – weder wird Deutsch gesungen noch kommt das Wort ,Haar’ auch nur ein einziges Mal im Text vor. Mit dem abschließenden „Signals“ kommen Ihlo dann doch noch auf einen Zehnminüter, den sie mit einem butterweichen Auftakt, einem melodischen Mittelteil und einem orchestral-atmosphärischen Finale ausgestattet haben. So muss Prog sein – mit Sinn und Verstand!

Das Einzige, was man an „Legacy“ bemängeln kann, ist die mit 69 Minuten doch recht lange Laufzeit. Da es auf diesem Album jedoch keinen wirklichen Ausfall gibt, sollte man auch damit gut leben können. In Fazit ist Ihlo ein vorzügliches, abwechslungsreiches Album gelungen, das Anhänger verschiedener Stilrichtungen im Universum namens Prog zusammenbringen sollte.

pic: (C) Matt Jolly

Ihlo

Andy Robison – Vocals, Synths

Phil Monro – Electric Guitars, Bass, Synths, Orchestration

Clark McMenemy – Drums

Gäste

Liam McLaughlin – Acoustic Guitars

Connor Mackie – Guitar

Romain Jeuniaux – Vocals, Guitar

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