Auf ihrer diesjährigen „A Tour Before It´s Christmas“ machten Marillion mal wieder in Mitteldeutschland, genauer gesagt in Leipzig, im Haus Auensee Station. Fast auf den Tag genau vor 28 Jahren, gastierte die Band schon einmal hier, am 17.11.1995 im Rahmen ihrer „Afraid Of Sunlight“ Tour … lang war´s her. Nimmt man Berlin mal aus, wo Marillion schon sehr häufig gespielt haben, bleiben nicht viele Gastspiele im ehemaligen Osten der Republik in Erinnerung. ´97 in Halle, ´99 in Dresden, 2010 in Rostock und in der jüngsten Vergangenheit zweimal in Erfurt (2016 und 2018). So war die Vorfreude bei der Tourankündigung schon ziemlich groß, die Band mal wieder in der Nähe zu sehen, und Leipzig dankte dies mit einem relativ schnell ausverkauften Haus. In Zeiten wie diesen, nicht unerheblich, gibt es doch dem Veranstalter Planungssicherheit und Ruhe im Vorfeld.
Mit „iamthemorning“ hatte die Band, einen nicht mehr ganz so unbekannten Supportact im Gepäck. Das russische Duo, bestehend aus der Sängerin Marjana Semkina und dem Pianisten Gleb Kolyadin. Seit 2010 spielt das Duo zusammen und veröffentlichte mittlerweile fünf Studioalben, das letzte mit „The Bell“ in 2019. Beide boten in ihrem knapp halbstündigen Set, Songs aus ihrem gemeinsamen Projekt und begeisterten Fans mit ihrem „Kammerprogressivrock“, was auf die Kombination von progressiver Rockmusik und Kammermusik zurück zu führen ist. Auch allein macht Gleb Kolyadin eine gute Figur, hat er doch erst kürzlich ein Soloalbum veröffentlicht, welches ich durchaus empfehlen kann, ist er doch ein großer Virtuose an seinem Instrument.
Marillion starteten dann unmittelbar im Anschluss und präsentierten einen guten Mix mit Stücken aus dem letzten Album und einigen schon länger nicht mehr gehörten Bandklassikern. „Invisible Man“ war schon öfter als Opener im Programm, sehr gut in Szene gesetzt mit der Videoprojektion, wo die Band im halbdunkel auf der Bühne spielt und Steve Hogarth´s Gesicht, übergroß auf der Leinwand zu sehen ist und die erste Strophe eingespielt wird. Wenig später betritt er unter großem Beifall die Bühne. Mit „Easter“ ging es als nächstes weiter, ein absoluter Bandklassiker und Publikumsliebling. Das Eis war schnell gebrochen und ein schöner Abend nahm seinen Lauf.
„Sounds That Can´t Be Made“ war auch länger nicht im Liveprogramm, umso schöner, das Stück mal wieder zu hören. Erst nach diesem Song begrüßte Steve Hogarth das Publikum mit einem knappen „Hallo Leipzig“. Als nächstes folgte mit „Beyond You“ ein Stück welches in Leipzig schon mal auf der Setlist stand. Dann endlich mal eine erste kleinere Kommunikation mit dem Publikum, Steve Hogarth gab einige Storys zum besten. Darauf folgte mit dem beschwingten „Map Of The World“ auch ein eher selten gespieltes Stück. An dieser Stelle sollte auch nicht unerwähnt bleiben, das mit dem Perkussionsspieler Luis Jardim, vielen von den Conventions und der letzten Tour bekannt, die Band Live auf der Bühne verstärkt wurde.
Vom aktuellen Album „An Hour Before It´s Dark“ wurde mit „Reprogram The Gene“ ein erstes Stück zum besten gegeben, eingebettet von einer starken Video und Lichtproduktion. Überhaupt muss man hier an der Stelle mal erwähnen das die Lichtproduktionen von Marillion, designt von Yenz Nyholm, hier mittlerweile Maßstäbe in der Branche setzen. Weiter mit „Lucky Man“ und „Quarz“, bei letzterem Song spielt Pete Trewawas einen sensationell starken Bass. Der letzte Teil wurde dann von zwei Stücken des letzten Albums bestimmt, als erstes eine Reminiszenz an Leonhard Cohen, mit „The Crow And The Nightingale“ und zum Schluss das monumentale „Care“. Für mich der emotionalste und stärkste Moment des Konzertes, dieser Magie kann man sich eigentlich nicht entziehen.
Die Band verließ für kurze Zeit die Bühne, um einen kleinen Moment später zum ersten Zugabenblock wieder zu kommen. Mit „Splintering Heart“ und vor allem „Neverland“ zog Marillion noch einmal alle Register. Vor allem bei „Neverland“ welches ja eine ganze Weile nicht mehr Live gespielt wurde, eigentlich ein signature Song der Band, hatte besonders Steve Hogarth wieder richtig Spaß das Stück zu singen. Das Publikum forderte danach noch frenetisch, lautstark eine weitere Zugabe, die die Band dann mit „King“ auch noch erfüllte. So erlebte Leipzig ein sehr gutes Konzert mit Marillion, wobei es für mein Gefühl, nicht das perfekte Konzert war, weil die Band doch sehr statisch agierte. Wer die Band öfter sieht, weiß was ich meine, es hat mir die Interaktion der Bandmitglieder miteinander auf der Bühne gefehlt, keine Vorstellung der einzelnen Musiker, was sonst Steve Hogarth zelebriert, und auch kein gemeinsames Verabschieden beim Publikum. Ganz rund war das für mich dieses Mal nicht. Aber Marillion sind Profis und lange genug im Geschäft, um so ein Konzert auch mal ganz professionell runterzuspielen.
Setlist:
Invisible Man
Easter
Sounds That Can´t Be Made
Beyond You
Map Of The World
Reprogam The Gene
Lucky Man
Quarz
The Crow And The Nightingale
Care
Zugabe 1
Splintering Heart
Neverland
Zugabe 2
King