Interview: Karmamoi – Neu und doch nicht neu

Bereits 2008 wurden Karmamoi vom italienischen Schlagzeuger und Keyboarder Daniele Giovanni ins Leben gerufen, jetzt legen sie ihr sechstes Studioalbum vor. Dieses ist jedoch durchaus außergewöhnlich. Grund genug für Renald Mienert, beim Bandleader etwas genauer nachzufragen.

Auf “Strings From The Edge Of Sound” gibt es nur vier neue Stücke, beim Rest handelt es sich um älteres Material, das allerdings für ein Orchester neu arrangiert wurde.

Valerio Sgargi, der früher schon als Gastmusiker bei Karmamoi vertreten war, ist jetzt offiziell neuer  Sänger und wir suchten nach einer Möglichkeit, ihn optimal der Progszene zu präsentieren.  Wir kamen  dann auf die Idee, ein Album  mit diesen orchestralen Arrangements zu veröffentlichen. Auf den früheren Alben haben wir neben den traditionellen Instrumenten auch viele elektronische Effekte verwendet. Die neuen Bearbeitungen stellen die Songs in ein komplett anderes Licht.

Was wie ein Orchester klingt, ist dann aber doch keins….

Ein richtiges Orchester wäre für uns zu teuer gewesen, aber wir haben für jedes Instrument eigene Samples erstellt. Unser neuer Sänger kann wirklich alles singen, angefangen von Oper  bis zu Freddy Mercury.  Das neue Album soll eine Brücke bilden zwischen den alten und den neuen Songs. Es war eine perfekte Möglichkeit den Sänger mit dem alten Material vertraut zu machen.

Ihr habt ja auf euren Alben mit durchaus renommierten Gastmusikern gearbeitet.

Ich erinnere mich gut an die Zusammenarbeit mit Adam Holzmann. Ich habe über einen Freund die Kontaktdaten bekommen und ihm unser Material geschickt.  Er hat sehr schnell reagiert und hat gesagt dass es ihm gefällt.  Innerhalb von kürzester Zeit – ich glaube, es waren  nur zwei Tage – hatte ich seine Pianoparts zurück. Genauso gerne erinnere ich mich Colin Edwin am Bass. Ich bin ein großer Fan von Porcupine Tree und O.R.K. habe ich ihn in diesem Jahr beim 2 Days Prog + 1 Festival in Veruno gesehen. Wir sind dort einen Tag vorher aufgetreten.

Wo wir schon bei Liveauftritten sind, wann sehen wir euch in Deutschland?

Wir sind schon für das nächste Jahr für das Artrock Festival in Reichenbach bestätigt und planen auch eine kleine Tour durch Europa. Unsere Band ist in Europa bekannter als in Italien. Eine Band kann im Studio noch so gut sein, aber worauf es ankommt, ist es einfach live zu spielen, weil du da den Kontakt mit den Leuten hast. Da wir für die orchestralen Parts Samples verwendet haben, ist es für uns auch einfacher, das Material jetzt live zu spielen. Nach einem Konzert vor einigen Tagen kam ein Fan zu uns  und meinte, er habe  die Songs gehört und musste weinen.

Du bist ja auch schon viele Jahre im Geschäft, hast aber noch ehrgeizige Ziele!

Wir wollen klingen wie Karmamoi, wir möchten einen einzigartigen Sound, der wiedererkennbar ist, generieren.  Wir haben großen Respekt vor Bands wie Pink Floyd oder Yes und natürlich auch vor den klassischen italienischen Progbands, aber wir haben 2023 und müssen unseren eigenen Weg finden.

Wir führen dieses Interview per Zoom. Wie stehst du zu den neuen Technologien und Plattformen?

Ich bin nicht der größte Fan, aber wenn man eine kleine Band ist, so wie wir, dann sind sie zwingend notwendig. Ich finde es trotzdem  schon sonderbar, dass die junge Generation anstatt miteinander zu sprechen lieber nur chattet.

Karmamoi beim 2 Days+1 Prog Festival in Veruno 2023

Wie wichtig sind dir die melodischen Aspekte im Prog?

Wir sind Italiener, wir lieben eingängige  Melodien.  In der Vergangenheit habe ich sehr oft eine Vielzahl von Gesangsmelodien probiert, bis ich die richtige für einen Song gefunden habe. Ich will, dass sich die Hörer an die Melodien erinnern. Früher habe ich alles Material alleine geschrieben. Wenn ich eine Melodie geschrieben habe, dann höre ich sie mir zwei Tage nicht mehr an. Nach diesen zwei Tagen komme ich zurück und höre sie erneut. Gefällt sie mir dann immer noch, wird sie nicht mehr verändert. Jetzt  ist es das erste Mal, dass ich gemeinsam mit unserem neuen Sänger an den Songs arbeite.  Wir sind sehr unterschiedlich, aber diese Unterschiede sind einfach Gold wert.

Wie geht es mit euch weiter?

Wir werden vermutlich  im nächsten Mai ins Studio gehen und dann ist ein neuer Termin für ein Album im November realistisch. Dieses Mal möchten wir als Band die Songs gemeinsam live im Studio aufnehmen, so wie in den 70ern.  Außerdem werden die Songs wahrscheinlich etwas härter werden als in der Vergangenheit.

Wir danken für das Gespräch.

Karmamoi beim 2 Days+1 Prog Festival 2023 in Veruno.

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