Interview: Pallas – Zurück mit einer starken Message

Ende des letzten Jahres meldete sich die schottische Proginstitution mit einem neuen Album zurück.  „The Messenger“  wird oft mit dem Bandklassiker „The Sentinel“  verglichen, ist aber in jedem Fall ein richtig gutes Album geworden.  Eine noch größere Überraschung als das Album selbst, dürfte aber die Tatsache sein, dass Alan Reed wieder als Sänger fungiert.  Renald unterhielt sich mit ihm für Stone Prog.

Ein neues Album von Pallas, und  dann auch noch mit deiner Rückkehr ans Mikro! 

Wer hat schon damit gerechnet, dass ich jemals wieder mit Pallas arbeiten würde? Am wenigsten ich! Das Ende damals war nicht schön. Es ist jetzt dreizehn Jahre her und wir hatten sehr lange keinen Kontakt. Ich habe mich dann auf meine Soloalben konzentriert, wusste aber, dass Pallas an einem neuen Album arbeiten und dass es Probleme gibt, sowohl was den Gesang angeht, aber auch das Schlagzeug. Ich habe ja auf meinen Soloalben mit Mike Stobbie gearbeitet, der auch immer noch mit den Mitgliedern von Pallas befreundet ist.

Und er war es dann auch, der sozusagen als Vermittler auftrat.

Ich wollte zunächst nicht. Ich genieße die Zeit als Solokünstler, die Dinge selbst zu steuern. Aber man soll nie nie sagen. Ich hatte meinem Job bei der BBC gekündigt und dachte darüber nach, wieder nach Schottland zu ziehen. Ich bin jetzt Freelancer, aber irgendwie hab ich mehr Arbeit als vorher. Ich war ein paar Tage in Aberdeen und Mike Bentley schickte mir einige Aufnahmen. Ich habe sie im Auto gehört und dachte, richtig gutes Zeug!

Aber du wirst auch weiter an deiner Solokarriere arbeiten?

Ich habe klar gemacht, dass ich nicht auf meine Solokarriere verzichten würde. Ich habe lange gebraucht, die Leute zu finden, mit denen mir die Zusammenarbeit gefiel. Aber in dem Punkt waren wir uns einig.

Wie groß war dein Input zu den Songs?

Sie waren schon ziemlich weit. Die drei übrigen gebliebenen Mitglieder hatten ein gutes Verhältnis, auch wenn es etwas schwierig war – da  Niall in Kambodscha lebt, konnte man sich nicht treffen. Es war schon irgendwie komisch, wieder nur als Sänger zu arbeiten. Aber es war auch ganz entspannt, mal wieder gesagt zu kriegen, was die anderen sich vorstellten. Die Songs sind ja sehr oft sehr lang, sehr proggig, wir haben lange überlegt, wer welche Lieder oder welche Passagen singt.  Ronnie und ich haben die Gesangspassagen aufgenommene, er war ja auch auf den Demos zu hören. Ronnie hat schon immer gesungen, aber eher im Hintergrund.

pic: (C) alan reed

Nach der Trennung von Pallas hat die Band ja mit Paul Mackie als Sänger gearbeitet. Warum ist er nicht mehr dabei?

Paul lebt ja auch in Kambodscha. Aber ich weiß nicht genau, was passiert ist. Ich vermute, er hatte einfach keine Lust mehr, all diesen Aufwand zu betreiben, den es braucht um ein Album zu veröffentlichen.

Kannst du etwas zu den Texten sagen? Es kling nicht nach heiler Welt…

Die Texte waren schon geschrieben und ich habe nur sehr wenig verändert. Es wäre falsch gewesen, zu dem Zeitpunkt als ich involviert wurde, alles neu zu machen.  Zumal die Texte, die ich schreibe, sich sehr von denen jetzt unterscheiden. Aber  ja, es sind eher düstere Themen. Ein Song wie „The Nine“ zum Beispiel entstand unmittelbar unter dem Eindruck des Krieges in der Ukraine. Der kalte Krieg wird wieder heiß. Aber man kann ihn auf jeden Krieg beziehen, auch auf das was gerade im Nahen Osten passiert. „The Great Attractor“ setzt sich mit populistischen Staatsoberhäuptern auseinander, von denen es leider auch einige gibt.

Für meine Empfinden kann man „The Messenger“  sehr gut an einem Stück hören, ohne dass Langeweile aufkommt.

Die Songs sind recht lang. Es ist für viele Hörer schwierig, mehr als fünf Minuten einem Song aufmerksam zu folgen, völlig egal, wie gut oder schlecht die Musik ist. Ich denke auch, dass unsere Musik den Hörer fesseln kann.  Wir haben diese gewisse Dunkelheit wie bei „The Sentinel“, aber dennoch klingt „The Messenger“ sehr modern.

Die Aufmachung der CD ist brillant! Besonders die Limited Edition als Media Book dürfte kaum zu toppen sein.

Mike Bentley hat Monate an dem Artwork gearbeitet. Die Grundlage bildet tatsächlich ein Betongebäude in der Tschechischen Republik. Er hat viel mit AI gearbeitet, aber auf eine sehr kreative Art und Weise. Wir wissen, dass die Progfans es mögen, noch ein aufwändiges finished product in den Händen zu haben, wobei die Herstellung  schon komplex ist. Wir haben auch über Vinyl nachgedacht, aber dafür ist das Album etwas zu lang – es wäre schon noch möglich, würde aber schlecht klingen. Außerdem wären die Kosten sehr hoch.

pic: (C) pallas promo

Mike Bentley wird im Booklet nicht nur als Art Director, sondern auch als „doerofthings“ erwähnt…

Er ist ja nicht nur für Cover verantwortlich, er organsiert auch viel, wie zum Beispiel den Vertrieb. Er ist sozusagen das fünfte Mitglied in der Band. Tatsächlich fünf, wir haben ja keinen Drummer mehr…

War das Absicht?

Wir haben tatsächlich einige Drummer probiert, aber es hat nicht funktioniert und so blieben wir bei den programmierten Drums.

Nach einem so starken Album hoffen die Fans natürlich, dass ihr weiter aktiv bleibt.

Wir haben zwar schon mehr neues Material, haben uns aber auf diese sechs Songs fokussiert und wollen abwarten, wie es dann weitergeht. 

Und wir erfreuen uns dann zunächst  an „The Messenger“!

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