Interview mit Al Winter von „This Winter Machine“

Wenn man auf melodischen Neo Prog Steht, dann ist man bei This Winter Machine bestens aufgehoben. Daran hat sich auch mit dem letzten Album „The Clockwork Man“ nichts geändert, einem Konzeptalbum über eine eher düstere Zukunft, in der Menschen für das Erledigen von minderwertigen Arbeiten geklont werden.  Nicht unbedingt die feine englische Art um dem Arbeitskräftemangel Herr zu werden. Renald sprach für Stone-Prog mit dem Bandchef Al Winter.

Du bist die einzige Konstante in der Band. Auch dieses Mal hat sich das Personalkarussel gedreht, wenn auch „nur“ auf zwei Positionen. Die beiden Gitarristen haben die Band verlassen, dafür spielt jetzt John Cook Gitarre und ihr habt mit Leigh Perkins einen festen Keyboarder.

Die Sache ist einfach die, wenn die Menschen älter werden, dann haben sie jede Menge Verpflichtungen, Verpflichtungen unterschiedlichster Art.  Um die Band voranzubringen müssen alle zur gleichen Zeit an einem Strang ziehen.  Es gab aber keinen Streit. Simon zum Beispiel entschied sich, bei einer Genesis – Coverband einzusteigen.

„The Clockwork Man“ ist ein Konzeptalbum, in dem es um geklonte Menschen geht.

Ja, sie werden nur benutzt, wie Werkzeuge. Und sie stellen ja sogar fest, dass sie in der realen Welt nicht zurechtkommen und sich nach dem Ort zurücksehnen, von dem sie kamen.

Der konzeptuelle Gedanke wird dabei mehr über den Text als über die Musik transportiert.

Meine ersten Begegnungen mit Konzeptalbum waren Platten wie „Hemisphere“  oder „2112“ von Rush. Da gibt es dieses wiederholte Aufgreifen von musikalischen Motiven. Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, wir wollten, dass auf der einen Seite jeder Song für sich funktioniert, auf der anderen aber auch das Album am Stück gehört werden kann. Textlich gibt es diese Verknüpfungen, aber nicht in der Musik. Was die Texte angeht, so ist Neil Peart von Rush mein absoluter Favorit. Bei seinen Texten war immer klar, worum es ging. Ich versuche auch so zu arbeiten. Ich meine, du musst einen Grund haben, einen Text zu schreiben, sonst ist es nur ein Mischmasch aus Worten – gerade bei Konzeptalben. Als ich die Texte  zu „The Clockwork Man“ konzipiert habe, habe ich Seiten und Seiten und Seiten geschrieben. Diese Texte dann zu reduzieren, dass sie auf 56 Minuten Musik passen, war am schwierigsten –  die Entscheidung zu treffen, was man weglässt. Aber da ist das Comic im Artwork hilfreich.

Das stammt von Andrew Richmond.

Er lebt in der UK und arbeitete an einem Comic, das ein Freund von mir geschrieben hat.  Seine Arbeit ist großartig. Uns war wichtig, dass alle Elemente – Musik, Story und Artwork – als Ganzes funktionieren.

Auf dem Album sind auch zwei Gastmusiker vertreten.

Adrian Fisher hat das Album ja auch produziert und gemixed. Man kennt ihn auch von der Band Stuckfish.  Es spielt eines der besten Gitarrensoli auf dem Album.  André Saint sing bei Grace and Fire, einer Prog-Metal Band. Er hat eine fantastische Stimme, und ich hatte seine Stimmer im Hinterkopf, als ich diesen Song „Change“ eschrieben habe.

Ihr steht für melodischen Neo-Prog. Siehst du große Unterschiede zwischen den Alben?

Das ist für mich schwer zu beurteilen. Ich denke, wir durchlaufen eine Art natürliche Entwicklung. Ich glaube aber nicht, dass sich das aktuelle Album stark von den Vorgängern unterscheidet. Natürlich klingt es etwas anders, mit einem anderen Produzenten und einem neuen Keyboarder und Gitarrist.

Ihr verwendet immer das gleiche Band-Logo und scheint auf das Artwork großen Wert zu legen.

Das Logo verwenden wir vom ersten Tag an. Ich habe mal darüber nachgedacht, es zu ändern, aber so haben die Leute etwas, das sie wiedererkennen. Aber wer weiß, wie es beim nächsten Album wird.  Das Artwork war mir schon immer sehr wichtig. Erinnerst du dich an die frühen Marillion-Alben?  Man konnte Stunden damit verbringen, all die kleinen Dinge zu entdecken, die darin enthalten waren. Oder auch „Vigil in the Wilderness Of Mirrors“ von Fish, es gibt so viele Details. Das fertige Produkt muss nicht nur gut Klingen es muss auch gut aussehen!

Bis auf euren Drummer sind alle Bandmitglieder bei den Songwriting Credits aufgeführt, in unterschiedlichsten Konstellationen. Da besteht doch die Gefahr, dass der musikalische rote Faden verloren geht. Das ist aber nicht passiert.

Ich schreibe die Texte und ich singe.  Dadurch klingt es natürlich immer nach „This Winter Machine“. Aber beim Komponieren  ziehen wir alle an einem Strang und wollen dass die Stücke kohärent klingen und als Ganzes funktionieren.

Ihr habt mit White Knight Records eine neue Plattenfirma, hinter der Rob Reed steht.

Unsere alte Plattenfirma wurde verkauft. Rob hat uns kontaktiert und angeboten das Album zu veröffentlichen. Er ist ein sehr netter Typ und weiß, was er tut. Und er macht das schon sehr lange.

Gerade relativ  unbekannte Bands klagen darüber, wie schwer es ist, Gigs zu bekommen.

Ich empfinde es als nicht so schwierig. Das Vereinigte Königreich ist nun nicht so riesig, dass man immer hunderte Meilen fahren muss um zum nächsten Gig zu kommen. Wir denken darüber nach 2024 nach Europa zu kommen, das wird vermutlich schwieriger. Wir reden über insgesamt vier Konzerte in Holland und Deutschland.

Wie wichtig ist dir das Feedback eurer Fans?

Unsere Fans sorgen dafür, dass wir weitermachen. Unser Album wird von Leuten auf der ganzen Welt gekauft, nicht nur hier in UK. Tatsächlich war Russland unser zweitgrößter Markt, aber der Verkauf dahin hat sich ja nun erledigt.

Glaubst du, dass euer Line Up jetzt stabil bleibt?

Ich denke nicht großartig darüber nach. Solange ich gesund bleibe, wird die Band weiterbestehen, egal in welcher Besetzung. Natürlich würde ich mir wünschen, das nächste Album in der gleichen Besetzung einzuspielen. Alleine schon weil das die ganzen Organisation vereinfacht, als wieder neue Leute zu rekrutieren.

Aber bitte nicht Klonen! Vielen Dank für das Gespräch!

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