Italien ist ein Land, das eine erstaunliche Anzahl von Progressive Rock-Bands hervorgebracht hat, insbesondere im Sub-Genre RetroProg, die aber außerhalb der Grenzen des Stiefels weitgehend unbekannt sind. Eine davon ist Submarine Silence, die wie viele andere auch über Ma.Ra.Cash Records vertrieben werden, deren Betreiber Massimo Orlandini mit seinem exzellent bestückten Verkaufsstand zum festen Bestandteil der Festivals auf der Loreley und in Reichenbach geworden ist. Die zu seinen Hausbands gehörenden SubmarineSilence sind ein Projekt von Keyboarder, Gitarrist und Komponist Cristiano Roversi und Gitarrist David Cremoni, die Italo-Prog-Fans bereits als Schwungräder der Band Moongarden bekannt sind. Das neue Album „Atonement Of A Sailor Turned Painter“ ist bereits das fünfte Album der Unterwasser-Schweiger.

Tracklist:
1. Majestic Whales (6:38)
2. Les mots que tu ne dis pas (6:13)
3. Limbo of the Rootless (8:06)
4. Atonement of a Former Sailor Turned Painter (21:05):
I. Guadeloupe
II. Port of Spain
III. Shango Orishas
IV. The Floating Painter’s Palette
V. Chanson a la lune
VI. Port-Au-Prince
VII. Niet Vergeten!
VIII. Self-Portrait for Two
5. Zena (CD only Bonus Track) (3:13)
Der Albumtitel wirkt ziemlich sperrig, passt sich aber perfekt in die Struktur des Albums ein, die mit einem Wort beschrieben werden kann: komplex. Komplex ist der Titel, ist das Booklet, ist die Musik, sind die verwendeten Sprachen. „Sühne eines Seemannes, der sich zu einem Maler wandelt“ ist kein Konzeptalbum, sondern ein vielschichtiges Werk, das sich in seinem Verlauf Schicht um Schicht entblättert, wie die Band im fantasiereich bebilderten und wortreich betexteten Booklet erläutert. Vielmehr handele es sich – tutto italiano – um ein Klang-Fresko. Was die musikalische Komplexität angeht, ist dies nicht einmal verkehrt beschrieben. Wie bereits auf ihrem zweiten Album „There Is Something Very Strange In Her Little Room“ (der Hang zu ausladenden Titeln ist nichts Neues bei Submarine Silence) erinnert die Musik streckenweise stark an Genesis in ihrer goldenen Früh-Phase. So sehr, dass der Eindruck entsteht, man sei auf bisher verschollene Notenblätter mit nicht umgesetzten Melodien dieser britischen Band gestoßen.
Von instrumental-harmonisch („Majestic Whales“ mit einer sehr schönen Gitarrenbegleitung durch Roine Stolt) über keyboard-schwer („Les motes que tu ne dis pas“; zu deutsch „Die Worte, die du nicht sagtest“) bis hin zu dem aus acht Untertiteln bestehenden, von harmonisch bis disharmonisch hin- und her wechselnden Titelstück ist hier (fast) alles vertreten, was de Progressive Rock zu bieten hat. Dass das Album mit englischen, französischen, haiti-kreolischen, portugiesischen und niederländischen Textpassagen aufwartet, passt da ins Bild, dürften es doch die Sprachen gewesen sein, die ein Seemann in früheren Jahrhunderten vornehmlich zu Gehör bekam. Apropos Sprachen: wenn es etwas zu bemängeln gibt, dann ist das der Gesang. Die Stimme des Sängers Guillermo Gonzales ist keine Offenbarung, ein Sänger mit der Fähigkeit zu variableren Tonlagen wäre dem musikalischen Gesamtbild zuträglich gewesen. Auf „Atonement …“ wird dies jedoch gemildert durch den Einsatz der Sängerin Manuela Milanese, die über eine sehr ordentliche Stimme verfügt. Den Ausklang des Albums bildet als Extra Track das aus dem Albumthema herausfallende Stück ,,Zena“, das an den 2018 verstorbenen Prog-Komponisten und Keyboarder Sergio Lattuada erinnern soll.
Im Fazit ist „Atonement Of A Former Sailor Turned Painter“ ein typisch italienisches RetroProg-Album, das prall gefüllt mit Ideen aus Musik und Malerei ist.
Line-Up | Musiker
Guillermo Gonzales / vocals, lyrics
David Cremoni / electric guitars, 6 & 12 strings acoustic guitars
Cristiano Roversi / organ, piano, mellotron, keyboards, bass pedals, additional instruments
Manuela Milanese / vocals
Marco Croci / bass
Maurizio del Tollo / drums & percussion
Gast:
Roine Stolt / electric guitar (1)
Release Information:
Cover: Ed Unitsky
Label: Ma.Ra.Cash Records
Format: Vinyl, CD, Digital
29. November 2024