Review: The Emerald Dawn – In Time (2023)

„The Emerald wer?“ war eine der am häufigsten gestellten Fragen vor dem Auftritt der Band The Emerald Dawn beim diesjährigen Artrock-Festival in Reichenbach. Nach ihrem Auftritt war die Frage „Warum habe ich von denen vorher noch nie etwas gehört?“ die dominierende. Daher ganz langsam von vorne: Bei The Emerald Dawn handelt es sich um ein im Jahr 2010 gegründetes britisches Quartett, das mit „In Time“ vor zwei Jahren ihr bereits fünftes Album vorgelegt hat.

Tracklist:

1. Out Of Time (23:13)

2. Timeless (14:42)

3. The March Of Time (8:17)

Die Band setzt sich zusammen aus Katrina Jane Stewart, die singt, Keyboards, Akustik-Gitarre und Flöte spielt (und auf er Bühne mitunter mit Kugeln jongliert), Alain Brian Carter, der E-Gitarre, Saxophon und Keyboards erklingen lässt, David John Greenway, der für die Bassgitarren zuständig ist, und Thomas Iris Jackson, der am Schlagwerk arbeitet. Alle vier werden als Komponisten der ebenso harmonischen wie komplexen Werke (die Worte Stücke, Tracks oder Songs würden den musikalischen Darbietungen nicht gerecht werden) auf „In Time“ genannt.

Wenn sich The Emerald Dawn etwas gönnen, dann ist es Zeit in ihren Kompositionen. Keines der lediglich drei Werke auf „In Time“ wirkt hektisch, stattdessen wohl durchdacht. Der Kunst der musikalischen Wiederholung wird hier ausgiebig gehuldigt, ohne dass Langeweile aufkommt, Übergänge innerhalb der Stücke werden von langer Hand vorbereitet. Trotz der vorzüglichen Stimme, über die Frau Stewart, die den Spitznamen Tree trägt, verfügt, kommen Gesangspassagen eher spärlich vor. Stattdessen werden langflorige Klangteppiche ausgebreitet, die psychedelisch-erhaben und zugleich eingängig klingen.

Die Instrumente kommen derart zum Einsatz, dass jedes exakt identifizierbar ist, der differenzierte Klang ist hier der Star. Das muss nicht bedeuten, dass The Emerald Dawn nicht auch Geschwindigkeit aufnehmen können, so im Opener „Out Of Time“, der wahlweise Bass, Piano und E-Gitarre in den Vordergrund stellt. Der Mittelteil dieses 23-Minüters erinnert sogar auf angenehmste Weise an „Bourrée“ von Jon Lords 76er Meisterwerk „Sarabande“.

Zum Auftakt des sich anschließenden „Timeless“ darf Mr. Carter zeigen, was er an Saxophon und Gitarre kann, und verleiht zusammen mit dem Vocal-Part diesem Werk eine düstere Eleganz, bei der die Boxen den Eindruck erwecken, sie seien einen Kilometer tief. Das abschließende „The March Of Time“ macht seinem Namen alle Ehre und stellt die Schlagzeugarbeit von Drummer Thomas Jackson durch seinen militärmarsch-ähnlichen Rhythmus in den Mittelpunkt. Die Botschaft des Albums ist klar: die Zeit ist ein langer ruhiger Fluss. Und wenn dieser in die smaragdene Dämmerung führt, dann ist es gut.

Im Fazit präsentiert „In Time“ eine wundervoll schwebende Rhythmik, die das Ohr streichelt und nur eine Frage offen lässt: „Warum habe ich von The Emerald Dawn vorher noch nie etwas gehört?“

Tree Stewart (keyboards, flute, Roli seaboard, 12-string acoustic guitar, and vocals)
Ally Carter (guitars, tenor, alto and soprano saxophones, keyboards, and vocals)
David Greenway (fretless and 6-string bass guitars)
Tom Jackson (drums)

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