Livereport: Steve Hackett | Berlin, Uber Eats Music Hall, 08.05.2025

Trotz wir die Unternehmung des alten Genesis Barden STEVE HACKETT in den letzten reichlich 10 Jahren schon oft auf den Bühnen Europas bestaunen konnten (siehe Berichte von Konzerten und Festivals hier auf den STONE PROG Seiten), zieht es uns erneut zu seinem Konzert, diesmal nach Berlin. Für 2025 gibt es eine Neubesetzung am Schlagzeug: Felix Lehrmann löst Craig Blundell ab, der aktuell mit STEVEN WILSON unterwegs ist. Diese Personalie scheint doch etwas überraschend, denn neben seinem Engagement in der Band von SARAH CONNOR bäckt der von 2011 bis 2014 bei den FLOWER KINGS angestellt Drummer mit verschiedenen Jazz Projekten (aktuell insbesondere mit seiner Band MARRIAGE MATERIAL) eher kleinere Brötchen. Uns freut es besonders, dass Felix aktuell hier in diesem doch größeren Act spielen darf. Um ein Gefühl für diesen tollen Musiker zu bekommen, könnt Ihr gerne auf den STONE PROG Seiten das Interview mit Felix Lehrmann aus dem Jahr 2022 heraussuchen. Gerade heute hat der Ur-Berliner sein Heimspiel; neben so manchem Freund und Musiker-Kollegen sind auch seine Eltern im Publikum. Sein Vater Michael ist ja aktuell Gitarrist bei STERN COMBO MEISSEN.

Das Kultur-Areal mit der großen Arena in der Nähe des Berliner Ostbahnhofes ist seit Jahren immer mal unser Ziel großer Konzerte, in der benachbarten kleineren Halle mit dem inzwischen gräßlichen Namen „Uber Eats Music Hall“ sind wir das erste Mal. Sie wurde als kleinere Schwester des inzwischen „Uber Arena“ genannten Konzertdoms erst 2018 eröffnet. Wie betreten eine modernes Venue, ein projiziertes übergroßes Foto von Steve Hackett ziert die Betonwand. Der Laden ist mit 1500 Plätzen bestuhlt und komplett ausverkauft. Dies ist aus mehreren Gründen überraschend. Erstens weil STEVE HACKETT nach über 10 Jahren intensiven Tourens mit seinen unterschiedlichen GENESIS Revisited Programmen immer noch so erfolgreich ist, und zweitens weil wir in Berlin sind, wo Prog Bands eigentlich große Mühe haben, entsprechend Publikum zu ziehen. Wenn wir uns links und rechts noch ein bißchen umhören haben darüber wir hinaus noch den Eindruck, das etliche Besucher den Altmeister des GENESIS Sounds tatsächlich noch nie oder fast noch nie live gesehen haben.

Die Struktur von STEVE HACKETT Konzerten ist seit Jahren bewährt und unverändert. Teil 1: allgemein eher unbekannte Stücke seines Schaffens als Solo-Künstler, gewissermaßen als Vorprogramm auf Teil 2: GENESIS Programme vom Original-Künstler im originalen Klang-Gewand. Das ist auch heute nicht anders. Und doch gehen wir nach dem ersten Teil erstaunt und überrascht in die Pause. Denn was wir heute hier hören, hat mehr Musikalität, Variabilität und Druck, als wir es an dieser Stelle kennen. Mehr Improvisationen als üblich. Ein langes verspieltes Bass Solo von JONAS REINGOLD, mit u.a. verschmitzten Zitaten aus der eigenen Vergangenheit. Zum Beispiel. Dieses neue Gefühl liegt eher nicht an den neu integrierten drei Stücken seines aktuellen Albums „The Circus And The Nightwale“ aus dem vergangenen Jahr, die gleich am Anfang des Sets am Stück präsentiert werden. Uns fällt als mögliche Ursache eigentlich nur der Einfluss des neuen Drummers FELIX LEHRMANN ein, der mit seinem druckvollen, lauten und angejazztem Spiel der STEVE HACKETT Band einen ungewohnten und frischen Input gibt. Bemerkenswert sind die ersten stehenden Ovationen bereits hier, ja vielleicht ist der Beifall des Publikums sogar stärker als später nach den klassischen GENESIS Stücken.

Die Geschichte des zweiten Teils ist schnell erzählt. Ein „Lamb Lies Down On Broadway“-Best Of, mit großer Spielfreude und Brillanz von allen auf der Bühne präsentiert und vom Publikum gefeiert. Ein Sonderbienchen gibt es heute für Licht und Ton. Das Licht ist richtig gut auf den Punkt; an manchen Stellen bekommt man den Eindruck, dass Nad Sylvan auf einem Podest hinten stehend über der Band schwebt. Der Sound ist sehr gut, was aufgrund der recht hohen Halle beeindruckt. Zur Freude der Fans schafft es das GENESIS-Opus-Maximus „Suppers Ready“ auf die Setlist, bevor in den Zugaben „Firth Of Fifth“ und das gewaltige „Los Endos“ den Abend nach zweieinhalb Stunden Netto-Spielzeit beschließen. Das initiale Drum-Solo bei „Los Endos“ wird heute spürbar kürzer als von Craig Blundell auf der Loreley 2024 dargeboten. Das Fazit des Abends ist, dass sich das über ein Jahrzehnt erfolgreiche und eigentlich recht starre Konzept der GENESIS Adaptionen immer noch weiterentwickelt. Man darf gespannt sein, ob diese mit dem neuen Drummer initiierten Veränderungen durch den Meister dauerhaft akzeptiert werden oder ob es 2026 einen neuen Wechsel des Drummers geben wird.

Setlist Teil 1:

Prople Of The Smoke

Circo Inferno

These Passing Clouds

The Devil´s Cathedral

Every Day

A Tower Struck Down

Basic Instincts

Camino Royale

Shadow Of The Hierophant

    Setlist Teil 2:

    The Lamb Lies Down On Broadway

    Fly On A Windshield

    Broadway Melody Of 1974

    Hairless Heart

    Carpet Crawlers

    The Chamber Of 32 Doors

    Lilywhite Lilith

    The Lamia

    It

    Suppers Ready

    Zugabe:

    Firth Of Fifth

    Los Endos

    Steve Hackett Live 2025

    Steve Hackett (git, voc)

    Roger King (keyb)

    Rob Townsend (Sax, perc, keyb, voc)

    Jonas Reingold (bg, git, voc)

    Nad Sylvan (voc)

    Felix Lehrmann (dr)

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