Livereport: Weather Systems supp. Haunt The Woods, Dresden, 12.05.2025

Viele Jahre war ANATHEMA ein festes Element in der Musiklandschaft des Prog. Nun ist mit WEATHER SYSTEMS eine Folgeband auf den Plan getreten, um dieses musikalische Erbe fortzuführen. Nur drei der 21 Konzerte der aktuellen Tour von WEATHER SYSTEMS finden in Deutschland statt. Umso größer war vor Monaten die Freude, dass eines dieser drei Konzerte im heimatlichen Dresden stattfindet.

Die Informationen rund um das Konzert erschienen allerdings recht rätselhaft. Denn als wir uns um Karten im Vorverkauf bemühen wollten, gab es diese Show plötzlich in den Ankündigungen nicht mehr, weder im Tourplan der Band noch beim lokalen Veranstalter. Letzterer zeigte seine Location sogar am Veranstaltungstag noch als „geschlossen“ im Internet an. Über Ticketflüsterer erfuhren wir vom Angebot über Ticketmaster, ohne zu wissen, ob die Veranstaltung wirklich durchgeführt wird.

Trotz dieser eigentümlichen Situation im Vorfeld füllt sich am Abend der Blaue Salon mit vielleicht 150 Leuten doch recht beachtlich. Die Location, dem allgemeinen Prog-Publikum bis dato völlig unbekannt, macht ihrem Namen alle Ehre. Gediegene Räumlichkeiten begrüßen uns. Blaue Samttapete prangt von den Wänden, edle Verzierungen in den Bögen und Stuck an der Decke schmücken den Raum; alles wirkt ordentlich und sauber. So lädt auch ein Spiegel mit edlem Holzrahmen zum Selfie ein.

Spätestens jetzt muss der Support Act HAUNT THE WOODS hervorgehoben werden. Im vergangenen Jahr haben wir die sympathischen jungen Briten kennen und lieben gelernt. Nach einem überzeugenden Gig im niederländischen Valkenburg wurden sie durch Rob Palmen bei Glassville unter Vertrag genommen und haben so die Gelegenheit, jetzt WEATHER SYSTEMS quer durch Europa zu begleiten. Wir freuen uns sehr, dass sie heute dabei sind; wir empfinden HAUNT THE WOODS sogar ein bisschen als Co-Headliner.

Ihr entspannter und doch leidenschaftlich-engagierter 45-minütiger Auftritt empfinden wir als besonders, und wird auch heute vom Publikum gefeiert. Ihr aktuelles Album „Ubiquity“ von 2023 stellt den Löwenanteil des aktuellen Sets dar; die Jungs kündigen heute auch ein neues Album an. Wie erhofft wird „Sleepwalking“ wieder akustisch und ohne Verstärkung inmitten des Publikums dargeboten. Hier entfaltet die eingesetzte Diskokugel des Hauses erstmals ihre Wirkung, indem sie Musiker (im Publikum stehend), Raum und Publikum in einem Meer von Sternen vereint. Ein wahrhaft magischer Konzertmoment. Die Jungs zeigen sich nahbar, freundlich und jederzeit zu einem entspannten Schwätzchen bereit, sogar als sie unmittelbar vor Konzertbeginn noch ein paar späte Sonnenstrahlen erhaschen.

An WEATHER SYSTEMS müssen wir uns zu Konzertbeginn erst ein bisschen gewöhnen. Daniel Cavanagh, den alten Anathema-Recken nun mit Stirnband und Rastazöpfen, erleben wir als jemand, der etwas breiter wirkt als noch vor Jahren auf der Loreley. Die Sängerin der Band, Soraya Silva, wirkt mit ihrem kindlichen Habitus, als habe man sie vor dem Konzert gerade von der Schule abgeholt. Daniel Cardoso am Schlagzeug ist uns bereits von Anathema bekannt; am Bass steht der Tour-Bassist André Marinho.

Der Sound wirkt anfangs grob wie aus einem Probenraum, und auch Daniels Stimme brauchte ein paar Songs, um die Töne zu treffen. Nach eigenen Angaben hat es heute seine Stimme nach den bereits gelaufenen Konzerten der Tour nicht einfach. Aber spätestens beim dritten Song „Synaesthesia“, dem Opener ihres aktuellen Albums „Ocean Without A Shore“, beginnt das Eis zu brechen. Der präsentierte Mix aus Stücken dieses Albums und dem Publikum zumeist bekannten ANATHEMA-Stücken erzeugte mit den emotionalen Texten und der speziellen Musik des Abends phasenweise echte Magie. Soraya tröstet mehrfach eine Dame in der ersten Reihe, die ihre Tränen offenbar nicht zurückhalten kann. Die stellenweise wieder eingesetzte Diskokugel passt dazu und verstärkt diesen Effekt noch.

Dazu animieren Daniel und Soraya vielfach das Publikum zum Mitklatschen und Springen. Ich empfand allerdings schon bei Anathema-Konzerten, dass ein derartiges Mitgehopse eigentlich nicht zur traurig-melancholischen Stimmung der Songs passt, auch wenn sie flott und rhythmisch daherkommen. Andere Leute mögen das anders empfinden.

So sind die Stücke „Untouchable Part 1-3“ (Part 1 und 2 sind Anathema-Stücke, Part 3 ist ein Weather-Systems-Stück) sicher das Highlight eines bemerkenswerten Konzertabends. Danach folgt noch „Fragile Dreams“. Dann ist ohne Zugabe Schluss. Das Projekt ist ja in Europa noch bis Ende Mai unterwegs; wir freuen uns schon, beide Bands beim Midsummer Festival im niederländischen Maastricht in wenigen Tagen wiederzusehen.

Setlist Haunt The Woods:

Intro

Elephant

Gold

Save Me

Ubiquity

Overflow

The Line pt. II

Helter Skelter

Said and Done

Sleepwalking (mitten im Publikum)

    Setlist Weather Systems:

    Deep

    Still Lake

    Synaesthesia

    Do Angels Sing Like Rain?

    Springfield

    The Lost Song pt. 3

    A Simple Mistake

    Closer

    Ocean Without A Shore

    One Last Goodbye

    Untouchable pt. 1

    Untouchable pt. 2

    Untouchable pt. 3

    Fragile Dreams

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