Die aus Cleveland stammende US-Band Lux Terminus war der Eröffnungshammer des diesjährigen Midsummer Prog Festivals im niederländischen Maastricht. Gegründet bereits im Jahr 2016 von dem Keyboarder Vikram A. Shankar, ist „Cinder“ (zu Deutsch: „Asche“) das zweite Album dieses Trios, bei dem alle Stücke aus der Feder Shankars stammen. Die Titelbezeichnung bezieht sich glücklicherweise nicht auf den musikalischen Inhalt des Albums, sondern auf ein Zitat des französischen Mathematikers und Physikers Henri Poincaré über den Zustand unseres Universums.

Tracklist:
1. Jupiter !: Starless (2:38)
2. Jupiter II: To Bend A Comet (7:13)
3. Jupiter III: Perihelion (3:08)
4. Mosaic Mind (4:47)
5. Neon Rain (4:49)
6. P.L.O.N.K. (5:25)
7. Catalyst (8:11)
8. The Devil’s Eyes (4:30)
9. Apparent Horizon (5:32)
10. Natsukashii (5:44)
Ohne Gitarre, (fast) ohne Gesang und ohne Geschwindigkeitsbegrenzung – so kann man die Musik dieser US-Band kurz und bündig beschreiben. Geboten wird ein wilder, jedoch immer durchdachter Mix aus ArtRock, ProgMetal und Jazz, wie er seinesgleichen sucht. Dass keine Gitarren am Werk sind, fällt bei dem Tastenwirbel, den Vikram Shankar mitunter entfacht, kaum auf – bis hin zu Tastengefrickel, das einen Saiteneinsatz nun wirklich überflüssig macht. Dabei wird er kongenial unterstützt von Bassist Brian Kraft und Schlagwerker Matthew Kerschner, die trotz der Keyboard-Dominanz weit mehr liefern als nur Begleitwerk. Aber nicht nur Geschwindigkeit ist Trumpf, auch traumhaft schöne atmosphärische Passagen haben Lux Terminus im Angebot.
Und alle Richtungen, von verspielt über betont rhythmisch bis hin zu massiven und trotzdem melodischen Klangwänden sind schon gleich im dreiteiligen Opener „Jupiter I-III“ zu bestaunen. Dieser wartet zudem mit Background-Vocals (im Fachjargon auch „Uuuhs“ und „Aaahs“ genannt) des weiblichen Gesangs-Trios Espera auf, die sich aufs Schönste in die Melodien einfügen. Überhaupt sind die Stücke so komponiert, dass jedes für sich einem Stil-Mix folgt und somit nichts eintönig wirkt. Und ein Stück mit richtigem Gesang gibt’s auf „Cinder“ auch: das großartige „Catalyst“, auf dem unter anderem Ross Jennings, hier ohne Haken und Ösen, seine Metal-erprobte Stimme erklingen lässt. Das erste (und letzte) Mal auf diesem Album wird es düster auf „The Devil’s Eyes“, ohne dass dies der Geschwindigkeit schadet. Der Rest des Albums verströmt gute Laune bei hoher Kompositionsqualität und großer Spielfreude.
Im Fazit ist „Cinder“ ein großartiges Album für all diejenigen, die es genreübergreifend lieben. Mein Anspieltipp hierauf ist ALLES. Und wenn man am Ende angekommen ist, dann umgehend das Vorgängeralbum „The Courage To Be“ besorgen!
Musiker:
Vikram A. Shankar | Keyboards
Matthew Kerschner | Drums
Brian Craft | Bass
Gäste:
Espera | Backing Vocals auf „Jupiter I – III“
Ross Jennings, Jon Pyres | Vocals auf „Catalyst“
Jørgen Munkeby | Saxophone auf „Catalyst“