Interview: After Lapse – Progressive Metal aus Spanien

Im Dezember letzten Jahres erschien mit „Pathways“ das zweite Album von After Lapse, einer Band die hierzulande einigen Progfans vermutlich als Support von Threshold aufgefallen ist. Renald Mienert sprach mit dem Keyboarder Pablo Sancha.

Wie bewertest du die Auftritte mit Threshold?

Wir hatten bis dahin nicht viel live gespielt. Es war also eine riesige Möglichkeit für uns. Wir haben nur die drei Shows in Deutschland gespielt, aber es war das erste Mal, das wie außerhalb Spaniens aufgetreten sind. Mit einer Band wie Threshold zu spielen, die es ja sozusagen schon ewig gibt, war großartig, genau wie mit den Jungs von Virtual Symmetry, auch eine gute Band. Wir haben viel gelernt, hatten viel Spaß und haben unser Bestes gegeben. Ursprünglich gab es ja eine andere Vorband, aber die konnte die drei Shows in Deutschland nicht spielen und so konnten wir einspringen. Gerade in Deutschland war das Publikum unglaublich. Man hat uns sehr respektvoll behandelt. Anfangs dachte ich, die Leute hätten keinen Spaß, denn die meisten standen nur mit verschränkten Armen da. Aber nach jedem Song gab es viel Beifall. In Spanien ist das völlig anders. Die Leute sind ständig am Reden und du glaubst manchmal, sie hören überhaupt nicht auf die Musik.

Wenn man auf ein „normales“ Rockkonzert geht und ist mit den Tracks nicht vertraut, dann ist das aufgrund der eher einfachen Songstrukturen oft kein Problem. Bei Prog Metal sieht das anders aus…

Ich gebe dir da völlig recht, und gerade wenn dann auch der Sound nicht so gut ist, ist es schwer zu verstehen, was da gerade auf der Bühne passiert. Aber auch wenn wir eine Prog Metal sind, so versuchen wir doch, unsere Stücke nicht zu komplex zu gestalten, sondern eher eingängig zu bleiben.

War die Arbeit am aktuellen Album schwerer als beim Debüt?

Beim ersten Album musst du keinem irgendwas beweisen, du kommst sozusagen aus dem Nichts. Zum Glück haben wir für unser Debüt viel positives Feedback bekommen. Natürlich stellt man sich die Frage, ist der Nachfolger nun besser oder nicht. Aber egal ob nun ein Album, ein Film oder ein Buch, man sollte sich nicht so viel Gedanken darum machen. Oft ist das aktuelle Werk einfach anders, manchen gefällt es mehr, anderen weniger. Du kannst es eh nicht steuern.

Und es hilft vermutlich, dass euer Line Up mittlerweile konstant ist?

Gerade zu Beginn haben die Gitarristen häufig gewechselt, aber seit etwa achtzehn Monaten ist die Besetzung gleich geblieben. Und hoffentlich bleibt das auch so. Ich denke, die sechs Bandmitglieder sind jetzt alle sehr stark auf After Lapse fokussiert und haben die gleichen Ziele. Es ist normal, dass gerade wenn eine Band startet, sich das Line Up ändert. Eine Band erfordert Zeit und Geld und nicht jeder ist bereit, das zu investieren. Hoffen wir das Beste für die Zukunft.

Ihr agiert zu sechst, mit zwei Gitarristen…

Die beiden sind sehr verschieden. Miguel  ist eher ein „moderner“ Gitarrist, er ist auch noch sehr jung, 22 oder 23 Jahre alt. Iván ist älter. Die beiden ergänzen sich sehr gut und haben auch ihren Anteil am Songwrtiting. Natürlich gibt es mehr Dinge zu organisieren wenn du mit sechs Leuten anstelle der üblichen fünf Mitglieder in der Band bist,  aber es hat Vorteile, vor allem wenn man Live spielt. Wir arbeiten zwar auch mit Backing Tracks, aber ich möchte deren Anteil so gering wie möglich halten und möglichst in der Lage sein, unsere Musik komplett live zu spielen.

Es gibst auf dem neuen Album auch einige jazzige Passagen, warum?

Ich fand es schon immer spannend, diese verschieden Stile in unsere Musik zu integrieren. Das ist für mich der interessanteste Weg, sich als Künstler weiterzuentwickeln. Ich wollte jetzt anders an die Songs herangehen, unsere Komfortzone verlassen. Am Ende des Tages sind wir immer noch eine Prog Metal Band, aber wir wollen nicht ständig das gleiche spielen. Wir kommen aus unterschiedlichen musikalischen Richtungen. Viele spielen in Coverbands um von der Musik leben zu können. In diesen Bands haben wir zum Beispiel auch Dream Theater oder Symphony X gecovert, da war es eine Art natürliche Entwicklung, dass wir mit After Lapse  auch Prog Metal spielen.

Aber zum Prog Metal gehören doch Longtracks, die gibt es bei euch nicht….

Ich liebe alle diese Longtracks von Bands wie Dream Theater. Aber ich glaube heutzutage nehmen sich viele nicht mehr die Zeit, sich einen langen Song anzuhören. Und außerdem ist das mit der Dauer eines Songs keine Absicht. Es macht keinen Sinn, einen Song künstlich in die Länge zu ziehen, nur um einen Longtrack zu haben.

Gibt es so eine Art roten Faden bei „Pathways“?

Unsere Debüt entstand noch unterm dem Eindruck der Pandemie und war entsprechend düster. Beim aktuellen Album wollten wir positiver sein. Es ist zwar kein Konzeptalbum, aber diese positiven Gefühle ziehen sich durch die CD.

Du bist der Hauptsongschreiber der Band?

Die ursprüngliche Idee stammt in der Regel von mir. Dann arbeiten wir meist zu zweit oder zu dritt mit den Gitarristen oder auch dem Drummer weiter an den Tracks. Dann wird das Material verschickt und jeder spielt seine Parts und modifiziert sie dabei auch. Manchmal führen aber diese Anpassungen dazu, dass auch ich wieder etwas verändere, es ist ein fortlaufender Prozess. Gerade weil es anfangs bei uns diese vielen Wechsel an der Gitarre gab, war das Debüt ziemlich keyboardlastig. Jetzt spielen auch die Gitarren eine größere Rolle. Für mich war das eine Erleichterung, weil nicht die ganze Last bei mir lag. Beim Debüt bin ich fast durchgedreht.

Und wie sieht es mit den Texten aus? Stammen die auch von dir?

Auf unserem Debüt hat unser Sänger auch einige Texte geschrieben. Aber dieses Mal stammen alle von mir. Aber ja, es kommt immer wieder zu einigen Änderungen, weil er manche Wörter zum Beispiel leichter singen kann.

Seid ihr auch ein Band die bevorzugt remote arbeitet?

Wir leben ja nicht in denselben Orten, nicht mal im selben Land. Unser zweiter Gitarrist Iván kommt aus Andorra. Wir sind also auf das Internet angewiesen.

Und wie bereitet ihr euch auf die Konzerte vor?

Proben ist nicht ganz so einfach. Wir haben unseren Proberaum in einem Ort, der von uns allen etwa gleich weit entfernt ist. Wenn wir Shows vorbereiten, treffen wir uns dort für einige Wochenenden. Man muss natürlich vorbereitet sein, du kannst nicht ankommen und sagen, ich habe keine Ahnung, wie der Song funktioniert.

Was steht demnächst bei euch an?

In Spanien Englisch zu singen und Prog Metal zu spielen ist die schlechteste Geschäftsidee, die du haben kannst. Aber wir versuchen in diesem Jahr mehr in Spanien zu spielen, um hier bekannter zu werden.

Wir drücken die Daumen!

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