Fünf junge Herren aus Den Haag nehmen ihr Debutalbum auf, nennen es „Isaak’s Marble“ und sich selbst Heath, lassen sich zum Midsummer Prog Festival 2025 in Maastricht einladen und eröffnen den zweiten Festivaltag. Und schon geht die Fragerei los: Warum klappen schon nach 2 Minuten bei den Festival-Besuchern die Kinnladen herunter? Warum höre ich erst heute etwas von Heath? Handelt es sich bei dem Leadsänger Mees Vullings wirklich um die Reinkarnation von Jim Morrison? Wie kommen diese jungen Leute dazu, eine Musik zu komponieren und zu spielen, die aus einer Zeit stammt, als sie noch gar nicht geboren waren? Waren ihre Eltern damals überhaupt schon geboren? Und die letzte und wichtigste Frage: Warum wippt mein Oberkörper seit Konzertbeginn ständig hin und her?

Tracklist:
1. Isaak’s Marble (10:02)
2. Wondrous Wetlands (10:11)
3. Strawberry Girl (6:49)
4. Valley Of The Sun (11:15)
Fragen über Fragen, aber auch das Studioalbum „Isaak’s Marble“ liefert nicht auf alle Fragen Antworten. Sicher ist nur: so retro wie dieses Album hat noch kein Album seit, sagen wir mal, 1972 geklungen. Hier wird Retro Prog, Psychedelic Rock und noch vieles andere mehr geboten, was eigentlich in die 60er und frühen 70er Jahre gehört, aber frisch komponiert ist. Sogar der nicht perfekte Klang der Aufnahme gehört dahin. Aber was ansonsten zwangsläufig Anlass zu Nörgelei gibt, ist hier ein Detail, das die vermeintliche Authentizität perfekt macht. Die Keyboards klingen, wie vor über 50 Jahren Keyboards zu klingen hatten, die Gitarren ebenso und auch Mundharmonika, Flöte und Sitar erwecken hier den Eindruck, dass es bei der Aufnahme nicht ohne Zeitmaschine abgegangen sein kann.
Die Stücke schwanken zwischen Schmidts Katze, bewusstseinserweiternden (bzw. gehörgangsverengenden) Klangwänden und verträumten Passagen, zwischen guten altem Beat á la Fab Four und erfrischenden Beach Boys-Sounds. Auch die für heutige Verhältnisse kurze Laufzeit des Albums von 38 Minuten bei 4 Stücken lässt vor dem geistigen Aug und Ohr eine Schwarzrille erscheinen, 20 Minuten Laufzeit auf der A-Seite, 18 Minuten auf der B-Seite. Der Retro-Eindruck ist einfach perfekt, nichts fällt aus dem Rahmen. Sogar mein Oberkörper ist „Issak’s Marble“ auf den Leim gegangen und wippt beim Anhören des Studio-Albums hin und her. Mein Orthopäde würde mir sicherlich empfehlen, gleich noch einen weiteren Hördurchgang einzulegen, sogar ohne Krankenschein. Aber dazu benötige ich keinen Orthopäden, der nochmalige Durchlauf ist hier zwangsläufig!
Im Fazit ist „Isaak’s Marble“ ein großartiges Album, das aus einer anderen Zeit zu stammen scheint und das beim Hören jünger macht (in meinem Fall etwa 55 Jahre).
Musiker:
Darcey Hellemond – Drums, Percussion
Steven L. – Bass
Jordy Bouter – Guitars
Isak Heidenfors – Guitar, Vocals
Mees Vullings – Vocals, Harmonica, Flute, Djembe
Gäste:
Quint Vullings – Keyboards
Dylan van de Grift – Sitar
Hanne Brunekreeft – Backing Vocals