Review: Crayon Phase – Synthetic Mind (2025)

Prog im Pott ist eine Sendung auf Radio Oberhausen, die ich jedem Progger nur sehr an Herz und Ohren legen kann. Mit Prog aus’m Pott hingegen sieht es eher dürftig aus. Eine löbliche Ausnahme bildet die fünfköpfige Band Crayon Phase, die aus Recklinghausen stammt (ich weiß, es gibt unterschiedliche Meinungen darüber, ob Recklinghausen zum Ruhrgebiet gehört …) und mit „Synthetic Mind“ nunmehr ihr drittes Album herausgebracht hat.

Tracklist

1. World of Chaos (8:15)
2. Mission (7:29)
3. To the Stars (9:53)
4. Deep Divide (6:20)
5. The Synthetic Mind (6:54)
6. Insurrection (10:58)

Die Besetzung hat sich seit dem 2019er Vorgängeralbum „Two Hundred Pages“ nicht geändert, was umso erstaunlicher ist, da Sänger Raphael Gazal eigentlich nur für dieses Album zur Verfügung stehen wollte. Dass er nun erneut an Bord ist, hat dem neuen Album keineswegs geschadet, ganz im Gegenteil. Komponiert und getextet wurden dessen sechs Stücke in Gemeinschaftsarbeit, was der Homogenität sehr zuträglich war.

Crayon Phase-üblich sind die Texte auf „Synthetic Mind“ nicht dazu angetan, Fröhlichkeit in die Stube zu bringen. Allenthalben ist die hierin beschriebene Welt durch Zerstörung gekennzeichnet (mit ebenso ausdrucksstarken wie bedrückenden Bildern im Booklet dargestellt) und die Kontrolle des menschlichen Lebens allgegenwärtig, verbunden mit vagen Hoffnungen auf eine bessere Zukunft (insbesondere im Stück „Mission“). Dass die Musik eher ungeeignet für beschwingte Stunden ist, liegt damit in der Natur der Sache. Die Band selbst bezeichnet ihre Musik als „stilistisch in der Peripherie rund um Prog Bands wie IQ oder auch Porcupine Tree mit einem ordentlichen Schuss mehr Härte“. Was mich als Verfasser dieses Reviews in die komfortable Situation versetzen könnte, zu sagen „So isses!“ und es damit gut sein zu lassen. Aber so einfach will ich es mir (und dem Leser …) nun doch nicht machen. Von Minute Eins (und damit vom Opener „World Of Chaos“) an macht Wolfgang Bährs Gitarre mächtig Betrieb. Dies aber nicht als Selbstzweck, sondern weil es zum Gesamtkonzept passt. Ebenso fügt sich Raphael Gazals erdige Stimme bestens hierin ein.

Dass es nicht immer nur Geschwindigkeit sein muss, beweist das dritte Stück „To The Stars“, das neben schnellen Passagen auch von atmosphärischen geprägt ist, ohne dabei die musikalische Energie zu vernachlässigen. Das ist große Kunst! Die beiden folgenden Stücke „Deep Divide“ und „The Synthetic Mind“ setzen dann wieder ganz auf Druck, Drall und Geschwindigkeit. Das abschließende „Insurrection“, der einzige 10-Minüter auf dem Album, liefert Edelmetall pur und zwar in Gestalt eines Floretts, nicht eines Breitschwerts. Dies erfolgt alles mit Sinn und Verstand und macht das Album zu einer in jeder Hnsicht runden Produktion.

Im Fazit ist „Synthetic Mind“ ein vorzügliches Album, das härtere Gangarten auch denjenigen zugänglich machen sollte, die diesen sonst eher reserviert gegenüber stehen.

P.S.: Aktuell ist die Band wieder auf der Suche nach einer neuen Besetzung am Mikrophon. Was bedeutet, dass Raphael Gazal künftig leider nicht mehr zur Verfügung steht, aber „Synthetic Mind“ nicht das letzte sein wird, was wir von Crayon Phase zu hören bekommen, Und das ist doch eine gute Nachricht!

Musiker

Raphael Gazal – Vocals
Wolfgang Bähr – Guitars
Arne Gröschel – Drums
Frank Wendel – Keyboards, Synthesizers
Peter Damm – Bass Guitars, Bass Pedals 

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