Livereport: Opeth – „The Last Will and Testament Tour“ – Dresden, Alter Schlachthof, 14. Oktober 2025

Die zweite Hälfte der Europa-Tour zum 14. Studio-Album der schwedischen Prog-Metaller Opeth ist zu Ende. Es fehlt nur noch ein Konzert, das die Band im 35. Jahr ihres Bestehens heute das erste Mal ins sächsische Dresden führt. Die Nutzung des großen Saales im „Alten Schlachthof“ überrascht Kenner der Location, denn hier gehen ganze 2000 Leute rein. Aber als weitere Überraschung ist der Saal dann tatsächlich sehr gut gefüllt, es sind auf jeden Fall deutlich mehr als 1000 Besucher drin. Für ein Prog- oder Prog-Metal Konzert ist das schon eine Menge Holz. Viel wird tschechisch und polnisch gesprochen. Kein Wunder, grenzübergreifend ist es das einzige Konzert der Tour weit und breit.

Für das Vorprogramm sind die auch nicht ganz unbekannten Paatos ausgesucht. Ganze 13 Jahre waren sie in der Versenkung verschwunden, auf dieser Tour mit Opeth sind sie das erste Mal seit dieser Pause wieder richtig unterwegs. Das Stück „Beyond The Forest“ wird auf dem neuen Paatos Album „Ligament“ gemeinsam mit Mikael Akerfeld am Mikrofon performt. Beim Midsummer Festival in Maastricht im Mai 2025 kündigt die Sängerin Petronella Nettermalm noch schmunzelnd an, dass Mikael Akerfeld es leider nicht live mit singen kann, weil er nicht da ist.

Heute in Dresden wird der Song auch gespielt, Mikael Akerfeld ist vor Ort und steht trotzdem bei „Beyond The Forest“ nicht mit auf der Bühne. Hm… Der fließende Düster-Rock von Paatos, die zumeist ohne klassische Song-Strukturen arbeiten, ist darüber hinaus noch blass abgemischt, worüber selbst die Band sich im Gespräch danach enttäuscht zeigt. Dass es besser geht, werden Opeth dann gleich beweisen. Nicht nur die Musik von Paatos ist eher schwer verdaulich, sondern es wird ihnen auch noch schwer gemacht, vor dem Haupt-Act zu bestehen. Egal, trotz dieser Beobachtungen nimmt das Publikum Paatos dankbar an und lässt sich von ihnen gut in Stimmung bringen.

Opeth fahren dann mit dem Bühnenaufbau die volle Show-Breitseite auf. Das ist die nächste Überraschung des Abends. Ganze 12 LED-Video-Leinwände sind um die Band herum postiert, dazu noch der Hauptscreen dahinter. Beim Opener „§1“ sind auf diesen Wänden passend zum aktuell präsentierten Album historische Bilder „aufgehangen“. Der Flug durch die Sterne in der Zugabe „Deliverance“ hat durch diese Gestaltung einen großartigen 3D-Effekt. Diese Wände sind durchscheinend. Bei deren Abschalten sind diese quasi nicht vorhanden, und es kann mit normalem Bühnenlicht gearbeitet werden. Also eine großartige und extrem abwechslungsreiche Optik, die man von vergleichbaren Acts nicht wirklich gewohnt ist.

Trotzdem gelingt es dieser Optik nicht, von Musik und Aura des Opeth-Masterminds Mikael Akerfeld abzulenken. Die erste halbe Stunde wird nichts kommentiert, dann fängt er zwischen den Stücken locker flockig zu reden an. Musste er sich erst an das Publikum und an den „Alten Schlachthof“ gewöhnen? Offenbar ist er heute schon aufgeregt, denn ich habe in einem Konzert noch nie einen Gitarristen so viel sein Instrument stimmen sehen wie heute Mikael Akerfeld. Jetzt jedenfalls spielt er mit dem Publikum (besonders beim 2-Sekunden-Cover „You suffer“ von Napalm Death), erzählt von der Tour und seinen Gedanken zum heutigen letzten Konzert der Tour in Dresden, spricht direkt mit einer Dame im Saal, die offenbar heute ihren 42. Geburtstag feiert. Die Lockerheit auf der Bühne nimmt immer mehr zu. Sicher freut man sich, nach dem heutigen letzten Konzert wieder nach Hause zu kommen.

Aber auch das heutige Dresdner Publikum hat seinen Anteil daran. Es gibt sich phasenweise euphorisch, singt zum Beispiel in „Ghost Of Perdition“ die Vocalise stimmgewaltig mit. Und sonst? Die Growls von Mikael Akerfeld nehmen einen großen Anteil ein. Und da diese bis vor das letzte Album „The Last Will And Testament“ ca. 10 Jahre nicht vorhanden waren, wird heute neben neuen Songs viel älteres Material gespielt. Ich bin kein Fan derartiger musikalischer Gestaltung über ein Gesangsmikrofon, zumal der Meister auch eine tolle Stimme beim Klargesang hat. Opeth Musik ist immer speziell, damals und jetzt. Sprünge von wildem Metal ohne klare Songstrukturen zu melodischen oder balladesken Stellen in oder zwischen den Songs sind ihnen in der gesamten Bandgeschichte zu eigen. Das Konzert mit der Show ist jedenfalls beeindruckend, das Publikum ist begeistert, und das ist das Gefühl, mit dem heute alle nach Hause gehen. Auch die Band, die nach Ankündigung von Mikael Akerfeld morgen heim nach Schweden fliegt.

Setlist Opeth

01. Intro: Seven Bowls (Aphrodite’s Child song) / §1
02. Master’s Apprentices
03. The Leper Affinity
04. You Suffer (Napalm Death Cover)
05. §7
06. The Devil´s Orchard
07. To Ride The Disease
08. The Grand Conjuration
09. §3
10. Demon Of The Fall
11. Ghost Of Perdition

Zugabe

12. Deliverance

Setlist Paatos

Gasoline
Chemical Escape
Beyond The Forest
Ligament
Svart
Tea
Gone
Last Ones Of Our Kind

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