Amarok, wieder so eine neue Erfahrung, obwohl es die Band schon über 20 Jahre gibt, 5 Veröffentlichungen unterschiedlicher Art herausgebracht hat. Michal Wojtas begründetet „Amarok“ 1999 und benannte sein Projekt nach einem Albumamen von Mike Oldfield, dessen Musik er sehr verehrt und die ihm eigentlich als Inspirationsquell diente. Aber auch Jean Michel Jarre und Pink Floyd gibt er als musikalische Vorbilder an.
Auf der Bühne waren Amarok zu viert, Michal Wojtas (Gesang, Gitarre) Marta Wojtas (Percussion) sowie Konrad Zielinski (Drums) sowie Kornel Poplawski (Keyboards). Die Stücke waren aus allen Schaffensperioden ausgewählt, so das sich auch ein sehr vielfältiges Programm entwickelte, man spielte Titel von allen ihren sehr unterschiedlichen Alben, wobei der Focus klar beim Album „Hunt“ mit 7 Stücken und „The Storm“ mit drei Titeln lag. Der Mix aus Ambient-Klängen, filigranen Melodien und deutlich zurückgenommenen Gesang faszinierte. Ein überaus gelungener erster Act am Samstag was auch mit großen Applaus bedacht wurde und noch für viel Gesprächsstoff sorgte.
Als nächstes waren Polis dran, längst kein Geheimtip mehr, waren sie doch schon im letzten Jahr beim Festival vertreten und räumten mächtig ab. Zwischenzeitlich veröffentlichten sie ihre dritte Platte „Weltklang“; wo sie auch in England in den Real World Studios zum abmischen waren. Hier nach Reichenbach zu kommen war nicht ganz so weit, sozusagen ein Heimspiel für die fünf, wohnen sie doch „Quasi um die Ecke“.
Auch Polis spielt seit nunmehr 10 Jahren in einer konstanten Besetzung, nämlich mit Christian Roscher (voc), Andreas Sittig (bg), Christoph Kästner (guit), Sascha Bormann (drums) sowie Marius Leicht (key). Letzterer bekommt einen Tapferkeitspreis, spielte er doch trotz großer Schmerzen, nach einem Fahrradunfall waren seine Hände nicht hundertprozentig einsatzfähig.
Gespannt war ich auf die Setlist, drei gute Alben, da muss auch mal bisschen was weichen, in dem Fall war es zu meinem Bedauern ausgerechnet „Sag mir“ … hätte ich gerne gehört. Los ging es mit „Tropfen“ und „Gedanken“ beides Stücke vom neuen Album Weltklang. Für viele eine Livepremiere des neuen Materials, gefolgt von „Flüstern“ vom zweiten Album Sein. Dann wieder ein neues Stück „Eine Liebe, tausend Leben“. Nach „Sein2“ folgte mit „Mutter Gaia“ dann das erste Stück von Album Eins.
„Kraft durch Liebe“, „Eins“, „Sehnsucht“ waren die nächsten Stücke des hervorragenden Auftrittes. Dann ging es langsam dem Ende zu, nochmal Material vom letzten Album mit „Gebet“, „Steig herab“. Als Zugabe „Blumenkraft“ und als Abschluss das mehrstimmig gesungene „Mantra“. Ganz großes Kino!
Danach folgte Andrea Braido mit Band, diesmal mit Strom und nicht Akustisch wie am gestrigen Tag. Als Verstärkung hatte sich Andrea drei italienische Musiker auf die Bühne geholt. Als da wären, Francesco Caporaletti (Bass), Archelao Macrillò (Schlagzeug) und Damiano Borgi (Gesang). Andrea Braidos Konzerte sind in Italien in kürzester Zeit ausverkauft. Er ist ein Meistergitarrist und zweifellos der beste Italiens. Sein Stil ist phantastisch und virtuos und seine Konzerte sind legendär. Ritchie Blackmore, Gründungsmitglied der Band´s Deep Purple und Rainbow ist definitiv einer der Gitarristen, der Andrea Braido stilistisch sehr stark beeinflusst hat. Sie spielten sich am Nachmittag durch sämtliche Klassiker der Rockgeschichte, unter anderem Stücke von Jimi Hendrix, den Beatles, Dio und Deep Purple. Stilistisch lässt er sich aber nur schwer einordnen, er ist auch im Jazz / Fusion / Rock-Pop aber auch Funk unterwegs´s was er dann auch mit eigenen Song´s belegte. Solche Act´s sind definitiv eine Bereicherung für so ein Festival, macht es doch deutlich wie unterschiedlich Rockmusik interpretiert werden kann. Und gerade die Abwechslung ist das Salz in der Suppe.
Chandelier, vor einem Jahr aus dem nicht´s wieder aufgetaucht, hatten als nächstes die Ehre. Chandelier ist eine deutsche Progressive-Rock-Band, die von 1986 bis 1998 aktiv war – und 2019 wiedervereinigt wurde. In den 90er Jahren veröffentlichte die Gruppe drei CDs auf Inside Out Music und befand sich an der Spitze der deutschen Neo-Prog-Szene der frühen 90er Jahre. Die viele Magazine nannten sie „eine der erfolgreichsten neo-progressiven Rockbands Europas“, und das Eclipsed-Magazin listete ihr 1992er Album „Facing Gravity“ in seiner Liste der 40 wichtigsten deutschen Progressive-Rock-Platten auf. Nach mehr als 20 Jahren Pause spielte die Band eine Reunion Show bei der Night of the Prog 2019 und beschloss danach, weiterhin Konzerte zu spielen und an neuem Material zu arbeiten.
So kamen auch die Freunde des Art Rock Festivals in den Genuss, Chandelier nochmal Live zu sehen. Wie schon auf der Loreley begann das Konzert mit „Start It“ gefolgt von „Ferengi Lover“ und „Wash & Go“. Zwischen „Glimpse of Home“ und „Jericha“ wurde „Firth of Fifth“ von Genesis mit eingebaut.
Mitbegründer Martin Eden (Gesang) und Udo Lang (Gitarre) hatten mit ihren Mitstreitern Armin Riemer (Keyboards), Christoph Rombach (Bass) und Heribert Rubarth (Schlagzeug) sichtlich Spaß an ihrem Programm, was sich natürlich auch auf das Publikum übertrug. Weiter ging es mit „Pure“, „Half Empty, Half Full“, „All my Ways“ und „Help me“. Danach kam ein Grobschnitt – Cover „Wie der Wind“. Im letzten drittel dann noch „Call for Love“, „Cuckoo“ sowie als Zugabe „Stay“. Mal sehen ob sie ihre Story fortschreiben, wie gesagt es ist ja einiges in Planung …
Zum Abschluss vom zweiten Tag kam dann mit Stern Meissen eine allen wohl bekannte und geschätzte Band auf die Bühne. Auch mit brandneuer CD im Gepäck, „Freiheit ist“ so der Titel des neuen Outputs.
In den letzten Jahren habe ich Stern Meissen öfter erlebt, auch in verschiedenen Konstellationen, aber so spielfreudig habe ich die Band seit langem nicht gesehen! Wenn man mehr als ein halbes Jahr nicht spielen kann (darf) und dann losgelassen wird …
Die Band um Martin Schreier (perc, voc) immerhin Gründungsmitglied und immer noch aktiv, spielte sich in ihrem Set durch alle Schaffensperioden und so manch eine Überraschung war dabei. Manuel Schmid (voc, key), Axel Schäfer (bg), Frank Schirmer (Drums) sowie Sebastian Düwelt (keyb) spielten sich gekonnt durch den Abend und man merkte was da für eine Freude auf der Bühne vorherrscht. Die Song´s bekomme ich nicht mehr ganz zusammen, erinnern kann ich mich aber an „Die Sage“, „Was Bleibt“, „Kampf um den Südpol“, „Der alte auf der Müllkippe“, Stundenschlag“, „Wir sind die Sonne“ „Schnee und Erde“ … für mich eine Überraschung, toller Song von Andreas Bicking, der ja auch neben Manuel Schmid und Marek Arnold am neuen Album beteiligt war. Von „Freiheit ist“ kam glaube ich der Titelsong und „Nimm die Welt in deine Hand“ sowie „Samt in neuen Farben“.
Und so ging dann auch Tag 2 vorüber, morgen dann noch paar Zeilen vom Sonntag mit Melanie Mau & Martin Schnella, Crystal Palace, Overhead und Chris Slade Timeline.