Den letzten Festivaltag starteten dann Melanie Mau und Martin Schnella. Auch sie hatten eine aktuelle, neue CD im Gepäck, und brachten auch Unterstützung mit. Durch Matthias Ruck (voc), Lars Lehmann (bass) und Simon Schröder (drums, perc) wuchs das ganze zu einem Quintett an. Dadurch war es auch möglich auf der Bühne mehrstimmig zu singen, was bei vielen Song´s dann das gewisse Etwas ausmachte. Interpretiert wurden Rock/Pop/Prog und Metal-Klassiker in ihrem mittlerweile unverwechselbaren Stil. Es ist durchaus spannend, bekannte Stücke in einem völlig neuen Gewand zu hören, und Live in der Konstellation ist es auch noch sehenswert.
Der Fünfer präsentierte akustische Titel von verschiedenen Alben, unter anderem auch von „Mirage: A Portrayal Of Figures“ und auch noch ein spezielles Akustik-Medley mit Titeln aus dem aktuellen Konzept-Werk „The Pure Shine“, beide vom ihren weiteren Projekt FLAMING ROW.
Im Mittelpunkt stand aber die große Bandbreite von Coversong´s, die mittlerweile auf drei eigenen Alben zu hören sind. So zum Beispiel von der isländischen Indie-Folk-Band Árstíðir „Poesie Im Sand“, Kate Bush „Running Up That Hill“ und Queen „Don’t Stop Me Now“ mit einem sensationellen instrumentalem Mittelteil. Hammer! Weiter über Genesis „Dancing with the Moonlight Knight“, und Transatlantic „We All Need Some Light“ bis hin zu Kansas „Miracles Out Of Nowhere“ und In Flames „I Am Above„. Zum Schluss wurde mit „Sledgehammer“ noch ein Song von Peter Gabriel rausgeholt.
Als zweite Band an diesem Sonntag kamen dann meine „Lieblings“-Berliner von Crystal Palace auf die Bühne. Ich hatte sie vor paar Jahren in Heidelberg beim „Prog The Castle“ das erste mal Live gesehen, und seitdem verfolge ich ihren Werdegang mit großem Interesse. Anfang der neunziger Jahre gegründet, haben sie sich in einer doch stabilen Besetzung zu einem richtig gutem Liveact gemausert. Neben Yenz Strutz als Sänger und Bassist, bilden noch Tom Rooney am Schlagzeug, Nils Conrad an der Gitarre sowie Frank Köhler an den Keyboards das Bandgefüge um Crystal Palace.
Auf der Setlist des Abends fanden sich ausschließlich Stücke der letzten erschienenen Alben „System Of Events“ (2013), „Dawn Of Eternity“ (2016) und „Scattered Shards“ (2018) wieder. Vom angekündigten neuen Album „Still There“ war aber leider noch nichts zu hören. Hierbei soll es sich um ein Konzeptalbum handeln … ich bin gespannt.
Als erstes wurden drei Songs vom aktuellen Album am Stück gespielt, „Scattered Shards“, „Inside Your Dreams“ und „The Logic Of Fear“. Wie passend in diese Zeit. Danach kam mit „Systems Of Events“ ein schöner Longtrack vom gleichnamigen Album. Und mit „Confess Your Crime“ dann auch das erste Stück vom Album „Dawn Of Eternity“. In der Mitte des Sets angekommen ging es dann noch einmal mit dem letzten Stück vom aktuellen Album weiter, „Simply Irresisitible Cruel Intentions“. „Sleepless“, „Sky Without Stars“ und „The Day That Doesn´t End“ beendeten den regulären Auftritt. Natürlich nicht ohne Zugabe. Mit „Beautiful Nightmare“, mittlerweile auch schon ein Liveklassiker der Band endete dann wieder mal ein schönes Konzert mit den Berlinern …
Overhead aus Finnland waren die vorletzte Band beim diesjährigen Festival. Für viele auch keine unbekannten mehr, spielten sie doch auch letztes Jahr beim NOTP vor großem Publikum. Das Lineup der Band ist auch schon über Jahre stabil, Alex Keskitalo (voc, flute), Jaakko Kettunen (guit), Janne Katalkin (bg), Ville Sjöblom (drums, sax) sowie Jere Sarinen (key) spielen schon paar Jahre miteinander. In Reichenbach war aber Heikki Sjöblom, der Bruder von Ville als Schlagzeuger dabei.
Gestartet wurde das Programm mit dem Titeltrack des letzten Albums „Haydenspark“, schon mal ein guter knapp 12 -minütiger Einstieg. Als nächstes dann „Lost Generation“ und „Count Your Blessings“ auch zwei weitere Song´s aus dem 2018 erschienenen Album. Beim nächsten Stück „Meteapitome“ sollte es aber noch einmal spannend ganz anderer Art werden, nach 15 Minuten gab der Gitarrenverstärker den Geist auf, was sich dann auch in einer kleiner Rauchwolke darstellte, die Band improvisierte mit Schlagzeug, Bass und Keyboard dann knapp fünf Minuten lang, Alex nutzte die Zeit auch die Band vorzustellen bevor es dann mit Ersatzverstärker weiter ging. So wurde aus einem, eh schon im Original langen Stück, dann ein 25-Minüter.
Das nachfolgende Bild kann ich Uwe leider nicht ersparen, aber ich weiß ja das er wieder heile im „Wohnzimmer“ angekommen ist.
Nachdem sich dann der Schrecken gelegt hatte spielten Overhead als nächstes „… To The Madness“ vom 2008 erschienenen Album „And We´re Not Here After All“. Auch das 2012 erschienene Album „Of Sun And Moon“ kam mit den Stück „Last Broadcast“ zu ehren. Als letztes reguläres Stück dann noch einmal vom aktuellen Album „Gone To Far“. Als Zugabe ein gelungenes King Crimson Cover, „21st Century Schizoid Man“.
Übrigens noch als Hinweis, Overhead haben auf ihrer Bandcampseite das komplette Konzert vom Festival als Onlinealbum im Angebot. Auch in einer ziemlich guten Qualität.
Als nächstes wäre eigentlich Kee Marcello drangewesen. Wie zu verlauten war, gab es Ausreiseprobleme am Flughafen in Schweden, was einen Gastauftritt hier in Reichenbach unmöglich machte. Kee Marcello war der Gitarrist der Band „Europe“ als diese den Hard Rock Olymp bestiegen und riesige Erfolge feierten. Die Alben jener Zeit wurden in zweistelligen Millionen-Auflagen verkauft.
So entstand eine Pause, die so kurzfristig nicht aufgefüllt werden konnte. Aber nicht so schlimm, so blieb Zeit sich zu unterhalten und das bisher Erlebte ausgiebig zu diskutieren.
Den würdigen Abschluss der drei Tage bildete dann Chris Slade. Genauer gesagt „The Chris Slade Timeline“. Ich bemühe mich jetzt gar nicht erst aufzuzählen wo er schon überall das Schlagzeug bearbeitet hat, das würde locker für einen separaten Bericht reichen. Nur so viel, der mittlerweile 75 Jahre alte Drummer, hat schon einiges erlebt. und gibt sich dennoch sehr Bodenständig. Er war unter anderem bei Manfred Mann, Asia, AC/DC, Gary Moore, Uriah Heep und vielen mehr. So setzte sich dann auch ziemlich die Setlist am Abend zusammen. Für mich bisschen zu sehr AC/DC – lastig, aber insgesamt ein Feuerwerk an Hits … die Stimmung war dementsprechend gut.
Zum Einstieg gab es ein AC/DC Doppelpack mit „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“ und „Big Gun“. Mit Bun Davies hatte Chris Slade auch einen passenden Sänger dabei, der die AC/DC Stücke gut performte. Danach folgte mit „Davy´s On The Road Again“ ein Klassiker von Manfred Mann´s Earthband. Weiter mit „High Voltage“ von AC/DC um dann zum ersten Uriah Heep Song zu kommen. „July Morning“ hat mir gut gefallen, besonders auch der durchaus ansprechende Gesang von Steve Glasscock, der zweite Sänger des Abends. Dann läuteten die Glocken zum großen „Hells Bells“. „Parisienne Walkways“ als nächstes … lange nicht gehört … Klassiker von Gary Moore.
Mit „Sin City“ der nächste Song von AC/DC um dann zum Asia – Cover „Free“ zu kommen. Danach durfte der Meister alleine ran, bei seinem Drum-Solo zeigte er noch einmal was in ihm steckt … den nächsten Song musste ich erst einmal einordnen … „Delilah“, ja richtig gehört, von Tom Jones. Bei ihm hat er seine Karriere 1963 in dessen Band „The Squires“ begonnen, und er hat den Song als Reminiszenz an seinen Waliser Kumpel Tom gebracht. Landsleute halt. Der Stimmung tat das allerdings keinen Abbruch, ich habe bei so einer Veranstaltung bisher noch nie Leute schunkeln sehen … bisher. (hattest Recht Uwe)
Als nächstes „Back In Black„, für meinen Geschmack bisschen zu langsam gespielt, gilt auch für einige andere AC/DC-Stücke, danach „Blinded By The Light“, „You Shock Me All Night Long“ und mit „Comfortably Numb“ auch eine Nummer von Pink Floyd.
Zum großen Finale dann noch drei mal AC/DC „Thunderstruck“, „Let There Be Rock“ und als Zugabe „Highway To Hell“. Ein richtig gutes Festival über drei Tage ging hiermit zu Ende.
Mein Dank gilt noch einmal Uwe Treitinger, der unermüdlich für sein, unser Festival gekämpft hat. Das es das einzige größere dieses Jahr war muß ich hier nicht mehr betonen, aber ob es so noch einmal durchführbar ist bezweifle ich stark. Mit einer so limitierten Zuschauerzahl lässt sich das sicher kein zweites mal machen. Danke an Andreas Tittmann für die Genehmigung zur Nutzung seiner Bilder in den Beiträgen. In die Zukunft zu schauen ist heute sicher schwieriger, wenn nicht gar unmöglich, aber ich wünsche mir, das alle irgendwie am Ball bleiben, Kontakte halten, die Fans die Bands und Künstler unterstützen, die jetzt die schwierigste Zeit zu meistern haben. Viele sind aktiv, im Studio, machen Aktionen, informiert euch und kauft die Sachen bei Ihnen direkt. Ich weiß, das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein …