Die Leipziger Post-Rock-Band “Fargo” präsentiert ein neues Album (VÖ 20.03.2023) mit vier instrumentalen Songs, die jeweils nach deutschen Städten benannt sind und den Himmel erzittern, zerbröckeln, träumen und wieder auferstehen lassen. Sie wandern durch leere Straßen und dunkle Häuser. Das 2012 gegründete Quartett (seit 2017 mit neuem Gitarristen und Bassisten) dekonstruiert mit mitreißenden und düsteren, raffiniert arrangierten Songs eine postmoderne Welt, die von scheinbar anonymen Machtstrukturen geprägt ist.
Tracklist:
1. Dresden
2. Regensburg
3. Berlin
4. Pforzheim
In Fargos überzeugenden Dramaturgien können die Gitarren wie Klaviere, Streicher oder Synthesizer klingen, miteinander kommunizieren, sich gegenseitig unterbrechen und vorantreiben, während Bass und Schlagzeug stoisch das Tempo und den Rhythmus vorgeben. Die daraus resultierenden Stücke haben eine dichte Klarheit und innere Dramatik, die deutlich härter sind als die früheren Werke der Band und manchmal den Eindruck erwecken, dass eine geheime Armee marschiert, um die Vielfalt gegen die Einfachheit zu verteidigen.
Die komplexen, weitreichenden Stücke entfalten musikalische Texturen, die spannungsvoll verwoben, verzerrt und dekonstruiert werden, um sie in einem furiosen Finale erstrahlen zu lassen. Entfernte Verwandte sind die Klangexplosionen von Russian Circles und die sphärischen Landschaften von Sigur Rós.
Das Album ist Geli gewidmet. Dies war der Spitzname von Angelika Zwarg, Mutter zweier enger Freunde der Band und Kunstlehrerin und Malerin, die 2018 nach langer Krankheit verstarb. Angelika Zwarg wurde 1959 in Zschopau (einer kleinen Stadt in der Nähe von Chemnitz am Fuße des Erzgebirges) geboren, wo sie fast ihr ganzes Leben lang lebte. Dies ist ein Ort und eine Landschaft, die sie sowohl liebte als auch hasste, schätzte und verzweifelte – und man verzweifelt nur an etwas, das man sehr schätzt und das man “Heimat” nennt. Von diesen Wurzeln aus trieb sie mit ihrer Kunst zart verzweigte Äste in die Wolken und in den Nachthimmel, wo derselbe Mond scheint und die Dark Houses (der Titel des Gemäldes von 2013, das den Umschlag ziert) beleuchtet.
Wie die kunstvoll lackierten Gemälde von Angelika Zwarg verwebt Fargo musikalische Muster, bis ein neues Ganzes entstanden ist. Das gilt es zu würdigen und zu verteidigen – worauf auch die Ausschnitte aus Winston Churchills berühmter Rede von 1940 hindeuten. Damals widmete der konservative britische Premierminister sein Land dem Kampf gegen Hitler: “Wir werden an den Stränden kämpfen, wir werden auf den Landeplätzen kämpfen, wir werden auf den Feldern und in den Straßen kämpfen, wir werden in den Bergen kämpfen; wir werden niemals kapitulieren.”
Oder in Fargos eigenen Worten: “Die Probe in ‘Pforzheim’ erinnert uns daran, dass mörderische Ideologien wie der Faschismus, der Nationalsozialismus sowie ihre zeitgenössischen Gespenster nicht durch fromme Hoffnungen besiegt werden, sondern praktischen Widerstand erfordern. In diesem Sinne verstehen wir die Rede als ein Plädoyer zum Handeln und zum Widerstand gegen Faschismus, Nationalsozialismus und ihre zeitgenössischen Erscheinungsformen.”