Review: Aliante – Anime invisibili (2024)

Und noch einmal etwas aus Bella Italia. Bei der Band Aliante (zu Deutsch „Allianzen“) handelt es sich um ein Quartett, das mit den rocküblichen Instrumenten Gitarre, Keyboard, Bass und Drums sowie einer Flöte ihr viertes Album unter dem Titel „Anime invisibili“ (zu Deutsch „Unsichtbare Seelen“) eingespielt hat. Der Titel soll darauf hinweisen, dass die Band (wie viele andere Prog-Bands auch) trotz des großen Engagements ihrer Mitglieder bisher weitgehend unbeachtet blieb. Damit sich dieses ändert, wurde Ma.Ra.Cash Records-Betreiber Massimo Orlandini als Co-Produzent des Albums tätig und vertreibt das Album erstmals unter seinem Label.

Tracklist:

1. Supravvissuti (12:16)
2. L’ Eco Dalle Onde (8:17)
3. Orange Blue (9:00)
4. Nuit Dans Le Desert (14:49)

Aliante definieren ihre Musik als eine Mischung aus Progressive und Jazz-Rock mit typischen Improvisationen der 70er Jahre. Was die Musik der vier Italiener aber vor allem ist: rein instrumental. Nun gibt es nicht wenige Prog-Anhänger, die instrumentale Musik nicht mögen bzw. sogar rundweg ablehnen. Andere haben hingegen kein Problem damit, sehen sie doch Gesang als nichts anderes als ein weiteres Instrument an, das durchaus verzichtbar sein kann. Und wieder andere legen Wert auf ausgefeilte Texte (gerade Konzeptalben basieren auf Geschichten, die sich ohne Gesang nicht transportieren lassen). Wer Recht hat, liegt natürlich auch hier ausschließlich im Trommelfell des Hörers und in der Art und Weise, wie Musik persönlich erlebt wird.

Was aber festgehalten werden kann ist, dass es rein instrumental schwieriger ist, einen roten Faden in eine Abfolge von Stücken zu bekommen. Zudem sollte sich im Idealfall die Musik im Kontext ihrer Titel wiederfinden (das wohl genialste Zusammenspiel zwischen Titel und Melodie findet sich in dem Stück „The Whale“ des Electric Light Orchestras vom Album „Out Of The Blue“). Und genau dies geschieht beim Opener „Supravvissuti“. Die opulenten Gitarren- und Keyboardeinsätze erinnern an die Musik, die in Jeff Wayne’s Musical „The War Of The Worlds“ zelebriert wird. Man könnte dieses Stück dem Musical sogar als Finale hinzufügen, da auch der Name „Supravvissuti“, auf Deutsch „Überlebende“, eine dramaturgische Ergänzung der Erzählung über den Weltenkrieg darstellen würde.

Bei dem zweiten Stück „L’ Eco Dalle Onde“ (auf Deutsch „Das Echo der Wellen“) geht es mal stürmisch, mal säuselnd zu, mit „Orange Blue“ wird eine musikalische Collage aus proggigen Harmonien und jazzigen Disharmonien kredenzt. Das abschließende „Nuit Dans Le Desert“ (auf Deutsch „Nacht in der Wüste“) liefert dem Titel entsprechend dezent italo-orientalische Tonfolgen aus feingewobenen Keyboard-Teppichen, klangliche Ruhepausen und durch die Bassgitarre getriebene Rhythmen, die an Karawanenbewegungen erinnern. Also auch hier alles richtig gemacht. Jetzt fehlen nur noch die Fans, die Aliante auf ihrer musikalischen Reise begleiten.

Im Fazit ist „Anime invisibili“ ein schönes, abwechslungsreiches Album, das seine Hörer mit auf eine interessante Reise nimmt.

Musiker:

Davide Capitanio – E-Gitarre
Michele Lenzi – Keyboards, Moog, Flöte
Alfonso Capasso – Bassgitarre
Jacopo Giusti – Drums, Shaker, Gong

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