„Und ein Schweigen fiel über die Menschheit, auf dass Gitarren, Bass und Trommeln zu hören seien.“ So (oder so ähnlich) steht es geschrieben im Buch der Bücher (kleiner Tipp: es ist nicht „Der Herr der Ringe“). Denn auch dieses Album verzichtet auf jeglichen Gesang. Nach Italienern (Aliante) und Amerikanern (Lux Terminus) in den letzten Wochen handelt es sich hier um Polen, die zu Viert der Welt zeigen wollen, dass es auch ohne Stimmbandeinsatz geht. Und das auf ihrem vierten Album gar nicht einmal schlecht tun.

Tracklist:
1. When Life Meets The Void (4:47)
2. Spotlight (4:34)
3. Celestial Horizon (4:36)
4. Fragments Of Eden (5:16)
5. Dark Matter (1:42)
6. Pulse Of The Fading Light (4:50)
7. Whispers (5:17)
8. Quantum Sky (5:13)
9. Where All Things End (5:12)
Der Titel „End Of The World We Know“ hört sich gar nicht hoffnungsvoll an. Und die Hintergrundgeschichte ist es auch nicht: ein von der Erde gestartetes Raumschiff wurde während des Fluges infolge einer Explosion stark beschädigt und der einzig überlebende Insasse sieht dem sicheren Tod im Weltall entgegen. Vor diesem Hintergrund sind die neun Stücke des Albums benannt und bilden somit etwas höchst Ungewöhnliches: ein rein instrumentales Konzeptalbum. Dabei lässt sich die Band auf fünf verschiedenen Stücken unterstützen von fünf verschiedenen Gitarristen aus fünf verschiedenen Ländern. Überhaupt dominieren Gitarren, da auch die Stammbesetzung mit Marcin Majrowski und Andrzej Głowacki zwei Gitarristen aufweist.
Auf den Einsatz von Keyboards wird im Album-Text nicht hingewiesen, trotzdem vermeint man solche gerade zu Beginn zu vernehmen. Die neun Stücke weisen eine erstaunliche klangliche Vielfalt auf, wobei ihre Laufzeiten außer beim kurzen „Dark Matter“ prog-untypsich nur zwischen 4 ½ und 5 ½ Minuten liegen (die vier längsten Stücke unterscheiden sich in der Laufzeit um gerade einmal 5 Sekunden). Die Melodien schwanken zwischen atmosphärisch-sphärischen Klängen (Weltraum-Thema!) und wuchtigen Gitarrenteppichen mit Metalleinschlüssen, ohne dabei in Frickel-Orgien zu verfallen. Nicht unerwähnt bleiben sollte auch Marcin Kotarbiński, der eine vorzügliche Schlagzeugarbeit abliefert und den Stücken ein rockig-anspruchsvolles Rhythmus-Korsett verleiht. Dass Distant Dream die Geschwindigkeiten innerhalb ihrer Stücke fast nach Belieben variieren, gehört zur klanglichen Vielfalt hinzu. Und so entsteht ein Gesamtkunstwerk, das nun wirklich keines Gesanges bedarf. Aber so hatten wir das Zitat aus dem Buch der Bücher ja auch verstanden.
Im Fazit ist „End Of The World We Know“ ein sehr ordentliches Instrumental-Album, das den Proggern aller Stilrichtungen Futter gibt und doch ein rundes Ganzes darstellt. Trotz des schwermütigen Titels liefert es erstaunlich lebendige Klänge, die auf der Website „Spirit Of Metal“ dem Genre „Atmospheric Metal“ zugeordnet werden. Lassen wir das mal so stehen.
Musiker:
Marcin Majrowski – Lead Guitar
Andrzej Głowacki – Rhythm Guitar
Konrad Piątkowski – Bass
Marcin Kotarbiński – Drums
Gäste:
Jeff Loomis – Guitar on „When Life Meets The Void“
Marco Sfogli – Guitar on „Spotlight“
Yiannis Papadopoulos – Guitar on „Celestial Horizon“
Maciej Meller – Guitar on „ Pulse Of The Fading Light“
Henrik Danhage – Guitar on „Whispers“