Review: Solstice – Clann (2025)

Gegründet 1980, getrennt 1985, wieder vereinigt 2007 (und 2010 beim NOTP-Festival auf der Loreley aufgetreten), acht Studioalben bis heute aufgenommen – doch nur Wenigen hierzulande ist die britische Band Solstice (deutsch: Sonnenwende) ein Begriff. Dabei ist ihre Musik ebenso wie ihre Besetzung eher ungewöhnlich. Heute bringen Solstice neun Personen auf die Bühne und ins Studio (und können auf 13 ehemalige Bandmitglieder zurückschauen), von denen nur Komponist, Texter und Gitarrist Andy Glass von Beginn an dabei war.

Tracklist:

1. Firefly (6:23)
2. Life (6:33)
3. Plunk (5:26)
4. Frippa (5:54)
5. Twin Peaks (13:49)
6. Earthsong (7:11)

Und wo im Prog weibliche Stimmen eher die Ausnahme sind, lassen hier gleich drei Sängerinnen ihre Stimmen erklingen (auf der Bühne sogar vier). Die Musik von Solstice war von Beginn an eine Mischung aus ArtRock und Folk mit einem Schuss Funk hier und da und hat sich bis zum heutigen Tag nur wenig verändert. „Clann“, ihr aktuelles Album, ist dabei der Schlussstein einer Trilogie, die im Jahr 2000 mit dem Album „Sia“ begonnen wurde und sich zwei Jahre später mit „Light Up“ fortsetzte.

Solstice – das bedeutet unbändiger Spaß auf der Bühne, den man den Bandmitgliedern auch beim diesjährigen Midsummer Prog Festival in Maastricht wieder ansehen konnte und der sich bei den Studioaufnahmen nicht verliert. Dass die Musik von Solstice darauf angelegt ist, den Spaß auf den Hörer zu übertragen, zeigt schon das Intro zum Eröffnungsstück „Firefly“, das mit dem Wort „beschwingt“ hinreichend genau beschrieben ist. Herausragend erklingt alsbald die wunderbare Stimme von Sängerin Jess Holland. Dass solch eine zierliche Person über ein solches Stimmvolumen verfügt, ist schon mehr als erstaunlich.

Für den folkigen Einschlag sorgt Jenny Newman mit ihrer Geige. Der Sound ist harmonisch und herzerwärmend und auch die Backgroundsängerinnen verfügen über großartige Stimmen, sodass man mitunter den Eindruck hat, dass hier das weibliche Gegenstück zu Moon Safari am Werk ist. Dass das Ganze nicht Richtung Kitsch abbiegt, ist das Verdienst von Mastermind Andy Glass, der immer wieder wunderbare Gitarrenteppiche ausbreitet und dessen Spiel mitunter an Nick Barrett erinnert. Seinen Höhepunkt erreicht das Album mit dem fast 14-minütigen „Twin Peaks“, das einfach nur wunderschön ist und das wiederholte Drücken der Tastenkombination „repeat one“ am CD-Player rechtfertigt. Den Abschluss des Albums bildet das Stück „Earthsong 2025“, das uns wohl daran erinnern soll, was die Stunde, pardon, das Jahr geschlagen hat.

Im Fazit ist „Clann“ kein Album für Hard-core-Rocker oder ProgMetal-Liebhaber, dafür aber für alle, die dringend einer Stimmungsaufhellung bedürfen. Denn hiermit liefern Solstice einmal mehr den Beweis, dass auch Ausgefeiltes leicht von der Hand ins Ohr gehen kann.

P.S.:
Welcher Beliebtheit sich Solstice im Königreich erfreuen, ist unschwer daran zu erkennen, dass die Leser des britischen Magazins ,,Prog“ im vergangenen Jahr Solstice in der Kategorie ,,Best Band/Artist“ zur besten Band des Jahres wählten (vor Big Big Train), Jess Holland in der Kategorie ,,Sänger/Sängerin“ auf Platz 2 kam (Gewinner wurde Einar Solberg von Leprous) und Andy Glass in der Kategorie ,,Best Guitarist“ auf Platz 1 landete. Zudem wurde Background-Sängerin Ebony Buckle in der Kategorie ,,Best New Band/Artist“ ebenfalls auf Platz 1 gewählt.

Musiker:

Andy Glass – Guitar
Jess Holland – Lead Vocals
Jenny Newman – Fiddle
Peter Hemsley – Drums
Steven McDaniel – Keyboards
Robin Phillips – Bass
Ebony Buckle – Harmonies, Lead Vocals auf „Earthsong 2025“
Dyane Crutcher – Harmonies
Nick Burns – Harmonies

Gäste:

Luke Bainbridge – Saxophone
Phil Bainbridge – Trumpet
Toby Carr – Trombone

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