Review: Agropelter – The Book Of Hours (2025)

Manchmal bekommt man den Endruck, dass der Progressive Rock die einzige Musikrichtung ist, bei der es mehr Bands als Zuhörer gibt (und erstere jünger sind als letztere). Dieser Eindruck wird verstärkt durch die norwegische Band Agropelter, die mit „The Book Of Hours“ ihr Debütwerk ans Licht der Öffentlichkeit gebracht hat. Mastermind dieser Neugründung ist Kay Olsen, der alles im Alleingang geschrieben, produziert und aufgenommen und zudem Gitarren, Bass, Arp-Synthesizer sowie Hammond- und Kirchenorgel gespielt hat. Vermutlich hätte er auch noch alle Texte geschrieben, wenn nicht alle Stücke auf diesem Album rein instrumental wären.

Tracklist

1. Flute Of Peril ( 2:24)

2. Levitator (5:49)

3. Burial Mound (3:22)

4. The Book Of Hours

Part I (11:07)

Part II (6:21)

Part III (6:48)

Part IV (9:03)

Dass trotzdem noch andere Musiker an den Aufnahmen beteiligt waren, erstaunt da schon fast. Allen voran ist der in Prog-Kreisen nicht gänzlich unbekannte Jonas Reingold zu nennen, der den bundlosen Bass bedient, sowie Mattias Olsson (Ex-Änglagård) an den Percussion. Weitere Instrumente wie Fagott, Cembalo oder die Duduk, ein armenisches Holzblasinstrument, werden von weiteren Musikern bespielt. Herausgekommen ist ein Album, das in zweifacher Hinsicht auf klassischer Musik basiert: auf klassischem Prog einerseits und auf proggiger Klassik andererseits. Mitunter erweckt es den Eindruck, als hätten sporadisch Sergej Rachmaninow (dessen Werke Olsen sehr verehrt), Ludwig van Beethoven und Johann Sebastian Bach dem Komponisten die Feder geführt und anschließend die frühen Genesis, Camel und Vangelis letzte Hand an die Aufnahmen gelegt.

Das Cover des Albums (Totenschädel über Trümmern ehemals gewaltiger Bauwerke) lässt viel Düsteres traditioneller skandinavischer Bauart erahnen. Diese Vorahnung wird aber schon durch die ersten Umdrehungen der CD im Player zerstreut. Zwar steigt „The Book Of Hours“ mit Regenschauern und Donnergrollen ein, aber schon bald macht sich angenehmer Wohlklang breit (trotz des Titels „Flute Of Peril“ des Auftaktstücks). Hier zeigt sich bereits, dass Tasteninstrumente dieses Album dominieren und alle anderen Musikinstrumente der Untermalung dienen. Natürlich zeichnen sich die Stücke durch symphonsich-dramatische Elemente aus, klingen jedoch moderner, als es die Nähe zur Klassik vermuten lässt. Man darf zwar keinen ProgMetal erwarten, aber die Musik ist durchsetzt mit schnellen Passagen. Während sich die ersten drei Stücke durch eine durchaus erfrischende Kürze auszeichnen, packt Kay Olsen mit dem vierteiligen Titelstück „The Book Of Hours“ ein Breitband-Werk aus, das es auf eine Gesamtlaufzeit von rund 33 Minuten bringt. Hier nimmt sich die Komposition ausreichend Zeit, um den klassischen Vorbildern zu huldigen und musikalische Ideen auszubreiten. Mitunter fühlt man sich in Part I gar an die Musik Jean Michel Jarres erinnert. Tempi und Instrumentierung wechseln in ausreichender Häufigkeit, Langeweile kommt dabei nicht auf. Aber Vorhersagbarkeit, zumindest was den Ausklang angeht. Das Album endet nämlich, wie es enden muss: mit einer Kirchenorgel.

Im Fazit ist Kay Olsen und seiner Band Agropelter mit „The Book Of Hours“ ein Album gelungen, das trittsicher zwischen den Welten Prog und Klassik hin und her wechselt und durchaus hörenswert ist.

Musiker

Kay Olsen: Guitars, Bass Guitar, Hammond Organ, Arp Synthesizers, Church Organ

Andreas Skorpe Sjøen: Drums

Mattias Olsson: Percussion

Jonas Reingold: Fretless Bass

Jordi Castella: Grand Piano

Eli Mine: Harpsichord

Norlene M: Cello

Aileen Antu: Double Bass

Luis Vilca: Alto Flute

Hannah Danets: Flute

Zhivago: Bassoon

Edgar Asmar: Duduk

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